IMPRESS: Impfverhalten verstehen, Preparedness steigern - Integration eines Impfakzeptanz-Monitorings im RKI-Panel
Stand: 29.04.2025
Organisation und Finanzierung
Projektleitung und Ansprechpartner: PD Dr. Ole Wichmann (Projektleitung), Nora Schmid-Küpke, Dr. Julia Neufeind, Dr. Greta Steckhan, Dr. Cornelius Rau, Lisa Branke
Projektpartner: Jennifer Allen, Johannes Lemcke, Ilter Öztürk, Patrick Schmich (FG 21: Epidemiologisches Daten- und Befragungszentrum)
Projektfinanzierung: Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
Zeitraum: 01.01.2025 – 31.12.2027
IMPRESS auf einen Blick
Impfungen retten weltweit Millionen Menschenleben. Dennoch bleibt auch in Deutschland eine beträchtliche Anzahl von Menschen ungeimpft gegen einzelne oder zum Teil auch gegen alle impfpräventablen Erkrankungen und riskiert so schwere Krankheitsverläufe bis hin zum Tod.
Um wirksame Strategien entwickeln zu können, mit denen mehr Menschen erreicht und vor impfpräventablen Erkrankungen geschützt werden, ist es essentiell zu verstehen, wie viele, welche und warum Menschen sich impfen bzw. nicht impfen lassen.
Im Rahmen des Projekts IMPRESS wird daher ein regelmäßiges Impfakzeptanz-Monitoring für Deutschland etabliert, um die Gründe des (Nicht-)Impfens besser verstehen zu können und Ansatzpunkte zu finden, um die Inanspruchnahme von Impfungen zu erhöhen. Hierfür wird die Infrastruktur des RKI-Panels "Gesundheit in Deutschland" genutzt.
Warum ein Projekt zur Etablierung eines Impfakzeptanz-Monitorings in Deutschland?
Um Impfprogramme strategisch ausrichten zu können, braucht es Daten zum Impfverhalten. Weltweit betrachtet, verwenden die meisten Länder zwei Datenquellen für die Berechnung von Impfquoten und die Evaluation ihrer Impfprogramme: Versorgungsdaten aus dem Impfsystem und repräsentative Bevölkerungssurveys bzw. Panelstudien. Für ein möglichst vollständiges Abbild der Impfsituation ist die Verfügbarkeit von Daten aus beiden Quellen unerlässlich.
In der Vergangenheit gab es viele Studien, die die Hintergründe von Impfentscheidungen in bestimmten Bevölkerungsgruppen zu einem Zeitpunkt analysiert haben. Einige wenige Projekte haben die Beweggründe von Impfentscheidungen über einen längeren Zeitraum untersucht (z.B. das fast wöchentlich durchgeführte COVID-19 Snapshot Monitoring [COSMO] sowie das monatliche COVID-19-Impfquotenmonitoring in Deutschland [COVIMO]).
Doch auch nach dem Pandemiegeschehen und mit Auslaufen bisheriger Bevölkerungssurveys bleibt das zeitnahe Impfquoten- und Impfakzeptanz-Monitoring wichtig. Ziel von IMPRESS ist es daher, ein solches Monitoring im RKI-Panel zu etablieren. Es sollen sowohl die Inanspruchnahme von Impfungen erfasst als auch soziale und behaviorale Merkmale berücksichtigt werden. Gemeinsam mit den Versorgungsdaten, die im Rahmen der KV-Impfsurveillance analysiert werden, liegt dann ein umfassendes Bild der Impfsituation in Deutschland vor. Auf dieser Grundlage können gezielte Maßnahmen zur Impfquotensteigerung bzw. Reduzierung von Ungleichheiten beim Impfschutz in der Bevölkerung entwickelt werden. Das Projekt trägt außerdem dazu bei, die Preparedness von Impfprogrammen zu steigern: mit anlassbezogenen Befragungen kann flexibel auf Ereignisse wie Epidemien oder der Einbruch bestimmter Impfquoten reagiert werden.
Wie ist IMPRESS im Detail aufgebaut?

Modul 1: Zeitnahe Impfquotenschätzung für saisonale Impfungen (Influenza und COVID-19)
Ziel von IMPRESS ist es, Daten zu Impfbereitschaft und Impfverhalten in Bezug auf saisonale Impfungen zeitnah verfügbar zu machen. Die Daten geben Hinweise auf die zu erwartende Impfquote für die Influenza- und COVID-19-Impfung in der kommenden Saison und unterstützen damit die Schätzung des Impfstoffbedarfs; sie helfen außerdem dabei während der Saison abzuschätzen, wie hoch die Inanspruchnahme der Impfstoffe ist und ob ggf. noch Anstrengungen unternommen werden müssen, um diese zu steigern.
Modul 2: Behaviorale und soziale Determinanten von Impfverhalten in der Bevölkerung monitoren
Ein weiteres Projektziel ist die Etablierung eines standardisierten Impfakzeptanz-Monitorings, mit dem jährlich und systematisch die Einstellung zu Impfungen und Faktoren analysiert werden können, die eine Impf-Inanspruchnahme begünstigen oder behindern.
Modul 3: Anlassbezogene Befragungen
Im Rahmen des Impfakzeptanz-Monitorings sollen neben regelmäßig wiederkehrenden Erhebungen auch anlassbezogene Befragungen durchgeführt werden. Das sind Befragungen, die besonders schnell und i.d.R. einmalig umgesetzt werden. Anlassbezogene Befragungen bieten die Möglichkeit, aufkommende Fragestellungen, bspw. im Rahmen einer neuen STIKO-Empfehlung oder bei Epidemien, zeitnah adressieren zu können.
Modul 4: Reports und Visualisierung in VacMap
Die erhobenen Daten zu Impfakzeptanz sollen zeitnah aufbereitet und kommuniziert werden. Die zentralen Ergebnisse werden relevanten Akteuren z.B. in Form von Reports zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus soll das Impfdashboard VacMap genutzt werden, um Kernergebnisse aus dem Projekt der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch die Integration der Daten aus dem Impfakzeptanz-Monitoring in VacMap entsteht ein zentraler Ort, an dem sowohl Impfquoten als auch Determinanten von Impfverhalten dargestellt werden.
Modul 5: Vorgehen evaluieren und Machbarkeit bewerten
Im Rahmen einer projektbegleitenden Evaluation wird geprüft, inwiefern sich die Impfquotenschätzungen zwischen einer Online-Only-Erhebung und einer Mixed-Mode-Erhebung (Online und Paper-Pencil) unterscheiden, weil bestimmte Bevölkerungsgruppen (z.B. ältere Menschen) systematisch häufiger oder seltener an der Befragung teilnehmen.
Weiterhin sollen die im Rahmen von IMPRESS erhobenen Befragungsdaten aus dem RKI-Panel mit den Abrechnungsdaten der KV-Impfsurveillance verglichen werden. Dadurch können die Impfquotenschätzungen, die prognostische Validität der Impfbereitschaft für den Impfstoffbedarf und die Repräsentativität der Daten getestet werden. IMPRESS bietet so die seltene Möglichkeit, für die Survey-methodische Forschung den Abgleich mit Werten aus statistischen Erhebungen vorzunehmen.