RKI unterstützt bei bio­ter­ro­ris­tischen Anschlags­lagen

ZBS unterstützt und berät Polizei, Feuerwehr und ÖGD in biologischen Einsatzlagen

Stand:  16.04.2025

Aufgaben und Kompetenzen

Biologische Einsatzlagen sind selten. Die Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung können jedoch bei einer Freisetzung gefährlicher biologischer Stoffe schwerwiegend sein. Das Erkennen, Bewerten und Bewältigen solcher Lagen stellt alle verantwortlichen Akteure von Polizei, Feuerwehr und ÖGD vor große Herausforderungen. Daher hat das Robert Koch-Institut die Aufgabe, die Gesundheitsbehörden der Länder sowie Polizeien und Feuerwehren bei der Bewältigung bioterroristischer Anschlagslagen zu beraten und zu unterstützen.

Hierzu hält das Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS) das notwendige Fachwissen zu bioterroristisch relevanten Stoffen, zum klinischen und seuchenhygienischen Management, zur Lagebewertung und -bewältigung sowie zur Labordiagnostik vor.

Gemeinsam mit den verantwortlichen Behörden vor Ort wird im Ereignisfall

  • eine Gefährdungsbewertung bezüglich des biologischen Stoffes vorgenommen,
  • Hinweise zum Gefahrenbereich und zur Dekontamination von Einsatzkräften gegeben,
  • die Probenahme biologischer Stoffe vor Ort sichergestellt,
  • die Polizeien bei der Tatortarbeit im gemeinsamen Spurenbereichsteam unterstützt,
  • der sichere Probentransport ans RKI mit den lokalen Einsatzkräften organisiert,
  • der biologische Stoff in den Laboren des RKI nachgewiesen und charakterisiert,
  • die forensischen Untersuchung des kontaminierten Spurenmaterials ermöglicht.

Operative Einheiten

Bei Verdacht auf einen bioterroristischen Anschlag steht die Spezialkräfte des RKI den verantwortlichen Stellen telefonisch beratend (24/7) oder direkt am Ort des Geschehens (innerhalb 1h ausrückbereit) mit den folgenden operativen Einheiten unterstützend zur Seite:

Einsatzleitung mit Führungsgruppe

  • Mitwirkung in gemeinsamer Einsatzleitung von Polizei, Feuerwehr und ÖGD
  • Strategische Entscheidungsfindung und Koordination der operativen Einheiten des RKI
  • Lagebeurteilung und Hinweise zum Gefahrenbereich, Schadensausmaß, etc.
  • Beratung zu Schutzmaßnahmen für Einsatzkräfte im kontaminierten Bereich
  • Abstimmung des gemeinsamen operativen Vorgehens im Einsatzort

Einsatzgruppe für Biologische Gefahrenlagen

  • Mitwirkung im gemeinsamen Spurenbereichsteam mit der Kriminalpolizei
  • Beratung der Polizei bei der Priorisierung von Spuren und beim Asservatenmanagement
  • Durchführung von Umweltprobennahmen zur Identifizierung hochpathogener Erreger und Toxine
  • Verbindung zu RKI-Laboren für Agenzien-Diagnostik und kriminaltechnische Untersuchungen an kontaminierten Asservaten
  • Unterstützung des ÖGD beim Begehen des kontaminierten Bereiches

Beratungsgruppe für Biologische Gefahrenlagen

  • Mitwirkung in Führungsstäben von Polizei und ÖGD
  • Gefährdungsbewertung von biologischen Agenzien, zum Beispiel zu Beschaffung und Ausbringung
  • Beratung zum einsatztaktischen Vorgehen bei der gemeinsamen Lagebewältigung
  • Beratung zum klinischen und seuchenhygienischen Management
  • Empfehlung von Maßnahmen zur Dekontamination

Flyer der ZBS 7 operativen Einheiten zum Ausdrucken [PDF, 990KB, Datei ist nicht barrierefrei]

Laboranalytik

Das ZBS ist in der Lage, alle bioterroristisch relevanten Agenzien zu identifizieren und charakterisieren:

Die Labore für hochpathogene Viren (ZBS1), hochpathogene mikrobielle Erreger (ZBS2) und biologische Toxine (ZBS3) können alle bioterroristisch relevanten Agenzien in klinischen sowie in Umweltproben spezifisch nachweisen und näher bestimmen. 

Darüber hinaus erlaubt die spezielle Licht- und Elektronenmikroskopie (ZBS4) eine schnelle mikroskopische Analyse unbekannter Proben und die Proteomik und Spektrometrie (ZBS6) die weitere Bestimmung von biologischen Stoffen mit modernen schwingungs- und massenspektrometrischen Verfahren.

Fachbehörde im UnterstützungsverBund CBRN

Die Bewältigung chemischer, biologischer, radiologischer/nuklearer (CBRN-) Einsatzlagen erfordert neben einer standardisierten Vorbereitung die Einbindung von Fachexpertise zu den konkreten Gefahrstoffen.

Daher verständigten sich das Bundesministerium des Innern und für Heimat, das Bundesministerium der Verteidigung, das Bundesministerium für Gesundheit sowie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz darauf, die nationale Reaktionsfähigkeit auf entsprechende polizeiliche Einsatzlagen zu stärken und den UnterstützungsverBund CBRN (UVB-CBRN) zu etablieren.

Mit Indienststellung des UVB-CBRN zum 1. Juni 2021 bildet das Robert Koch-Institut die verantwortliche nicht-polizeiliche Fachbehörde zur Bewältigung biologischer Einsatzlagen.

UnterstützungsverBund CBRN