Operative Einheiten am RKI
Bioterroristische Anschlagslagen bewältigen: Aufgaben und Kompetenzen des Robert Koch-Instituts
Stand: 16.07.2021
Zuständigkeiten und Aufgaben
Das Robert Koch-Institut hat die Aufgabe, die Gesundheitsbehörden der Länder sowie Polizei und Feuerwehr bei der Bewältigung bioterroristischer Anschlagslagen zu beraten und zu unterstützen. Hierzu hält das Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS) das notwendige Fachwissen im klinischen und seuchenhygienischen Management, in der Lagebewertung und -bewältigung sowie in der Labordiagnostik vor.
Gemeinsam mit den Behörden vor Ort wird im Ereignisfall
- eine Gefährdungs- und Risikobewertung erstellt,
- bei der Probenahme vor Ort unterstützt,
- der Erreger oder das biologische Toxin in der Umwelt und ggf. beim Menschen labordiagnostisch nachgewiesen und charakterisiert,
- bei der Untersuchung kontaminierten Spurenmaterials beraten.
Partnerbehörde im UnterstützungsverBund CBRN
Die Bewältigung chemischer, biologischer, radiologischer/nuklearer (polizeilicher) CBRN-Einsatzlagen erfordert neben einer standardisierten Vorbereitung die Einbindung von Fachexpertise zu den konkreten Gefahrstoffen.
Daher verständigten sich das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, das Bundesministerium der Verteidigung, das Bundesministerium für Gesundheit sowie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit darauf, die nationale Reaktionsfähigkeit auf entsprechende Lagen zu stärken und den UnterstützungsverBund CBRN (UVB-CBRN) zu etablieren.
Mit Indienststellung des UVB-CBRN zum 1. Juni 2021 bildet das Robert Koch-Institut die verantwortliche Fachbehörde zur Bewältigung biologischer (polizeilicher) Einsatzlagen.
Strukturen
Bei Verdacht auf einen bioterroristischen Anschlag steht das ZBS den verantwortlichen Stellen im Bedarfsfall auch direkt am Ort des Geschehens zur Seite.
1. Einsatzgruppe für Biologische Gefahrenlagen
Die Einsatzgruppe besteht aus Experten, die für die spezifischen Anforderungen einer außergewöhnlichen biologischen Gefahrenlage trainiert sind. Sie kann Umweltproben sichern und bei der Tatortarbeit unterstützen. Die Gruppe unterstützt Einsatzkräfte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), der Polizei und Feuerwehr bei der Arbeit am kontaminierten Einsatzort.
Die Einsatzgruppe unterstützt bei folgenden Themen:
- Strategische Umweltprobenahme zur Identifizierung hochpathogener Agenzien
- Spurensicherung am kontaminierten Tatort
- Asservatenmanagement und –priorisierung
Für die verantwortlichen Behörden vor Ort stellt die Einsatzgruppe eine direkte Schnittstelle zu den weiteren Fachbereichen des Instituts, z.B. für die Agenziendiagnostik oder die forensische Untersuchung kontaminierter Asservate, dar.
Die Einsatzgruppe war bereits bei diversen Einsätzen aktiv, z.B. bei bioterroristischen Ereignissen, unklaren biologischen Gefahrenlagen, Laborunfällen, Auffinden von hochpathogenen biologischen Stoffen sowie zum Schutz von besonders gefährdeten Veranstaltungen.
2. Beratungsgruppe für Biologische Gefahrenlagen
Neben der Einsatzgruppe bietet ZBS 7 eine Beratungsgruppe für biologische Gefahrenlagen. Diese unterstützt Führungsstäbe oder Befehlsstellen der Polizei und Feuerwehr sowie den ÖGD im klinischen und seuchenhygienischen Management, außerdem bei der Beurteilung und Bewältigung von Ereignissen durch hochpathogene Agenzien.
Das Team unterstützt zu folgenden Themen:
- Beurteilung einer biologischen Einsatzlage (z.B. mögliches Schadensausmaß)
- Sofortmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und von Einsatzkräften in Akutlagen
- Klinisches Management von Patienten mit Krankheiten durch hochpathogene Erreger
- Seuchenhygienisches Management zur Vermeidung von Kontaminationsverschleppung
Taktisch-operativ erfahrene Expertinnen und Experten stehen bei Bedarf telefonisch und auch vor Ort zur Verfügung. Die Beratungsgruppe steht im engen Austausch mit den Bundessicherheitsbehörden.
3. Laboranalytik
Das ZBS ist in der Lage, alle bioterroristisch relevanten Agenzien zu identifizieren und charakterisieren:
Die Labore für hochpathogene Viren (ZBS1), hochpathogene mikrobielle Erreger (ZBS2) und biologische Toxine (ZBS3) können alle bioterroristisch relevanten Agenzien in klinischen sowie in Umweltproben spezifisch nachweisen und näher bestimmen. Darüber hinaus erlaubt die spezielle Licht- und Elektronenmikroskopie (ZBS4) eine schnelle mikroskopische Analyse unbekannter Proben und die Proteomik und Spektrometrie (ZBS6) die weitere Bestimmung von biologischen Stoffen mit modernen schwingungs- und massenspektrometrischen Verfahren.