Mitteilungen der STIKO zum Impfen bei einge­schränkter Verfüg­barkeit von Impf­stoffen

Stand:  02.06.2025

Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat für die häufigsten bzw. relevantesten Lieferengpässe, in denen kein alternativer Impfstoff mit vergleichbarer Zusammensetzung zur Verfügung steht, Empfehlungen entwickelt. Die alternative Empfehlung soll zur Anwendung kommen, sobald auf den Internetseiten des Paul-Ehrlich-Instituts (www.pei.de/lieferengpaesse) über einen Lieferengpass einer der Impfstoffe in Tab. 1 informiert wird. Eine Abfrage in mehreren regionalen Lieferapotheken kann dabei klären, ob trotz des vom PEI deklarierten Lieferengpasses ggf. regional noch Restbestände dieses Impfstoffes verfügbar sind. Sollte es zu einem nicht durch die Tabelle abgedeckten Lieferengpass kommen, erarbeitet die STIKO anlassbezogen und zeitnah eine Handlungsanweisung und stellt diese hier zur Verfügung.

Aktuelle Impfstofflieferengpässe mit Hinweisen der STIKO:

Infanrix (voraussichtlich wieder verfügbar ab 30.04.2026): 

Für den trivalenten Impfstoff Infanrix (DTaP) zur Grundimmunisierung bei Kindern < 6 Jahre stehen in Deutschland keine trivalente Alternative oder ein Impfstoff mit den entsprechend dosierten Einzelkomponenten zur Verfügung. Stattdessen kann auf einen pentavalenten (DTaP-IPV-Hib) oder hexavalenten (DTaP-IPV-Hib-HepB) Impfstoff zur Grundimmunisierung ausgewichen werden. Da eine zeitgerechte Immunisierung bei Grundimmunisierungen zu bevorzugen ist, sollte das Ende des Lieferengpasses hier nicht abgewartet werden

Twinrix Kinder (voraussichtlich wieder verfügbar ab 11.07.2025)

siehe Tabelle 1

Tabelle 1: Alternativ empfohlene Impfstoffe bei den häufigsten Lieferengpässen

Impfung gegena)Vom Lieferengpass betroffener empfohlener Impfstoffa)Empfohlene Alternative(n)b)
Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Hib, HepBHexavalenter Impfstoff (DTaP-IPV-Hib-HepB)Pentavalenter Impfstoff (DTaP-IPV-Hib) plus HepB-Einzelimpfstoff
Alternativ: DTaP-Impfstoff plus IPV-, Hib- und HepB-Einzelimpfstoff
HepA, HepBKombinationsimpfstoff HepA+BHepA-Einzelimpfstoff plus HepB-Einzelimpfstoff
HepBHepB-EinzelimpfstoffKombinationsimpfstoff HepA+B
Herpes zosterAdjuvantierter Herpes-zoster-TotimpfstoffKeine Alternative (Verschiebung des Impftermins)
HibHib-EinzelimpfstoffKeine Alternativec) (Verschiebung des Impftermins)
Influenza (als Standardimpfung für Personen ≥ 60 Jahre)Inaktivierter Influenza-Hoch­dosis-Impf­stoff mit aktueller, von der WHO emp­foh­lener Anti­gen­kombi­nationInaktivierte Influenza-Impfstoffe (Zellkultur-basierte, Splitvirus-, Subunit-, rekombinante und adjuvantierte Impfstoffe)
Masern, Mumps, RötelnMMR-KombinationsimpfstoffMMR-V-Kombinationsimpfstoffd)
Masern, Mumps, Röteln, VarizellenMMR-V-Kombinations­impfstoffMMR-Kombinationsimpfstoff plus Varizellen- Einzelimpfstoff
Pneumokokken20-valenter Konjugat-Impfstoff (PCV20)Keine Alternativee) (Verschiebung des Impftermins)
Tetanus, Diphtherie, PertussisTdaP-/Tdap-KombinationsimpfstoffTdap-IPV-Kombinationsimpfstoff

a) entsprechend des Impfkalenders (Standardimpfungen) für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Tab. 1, Empfehlungen zu Standardimpfungen des Erwachsenenalters sowie zu Indikations- und Auffrischimpfungen für alle Altersgruppen in Tab. 2, Postexpositionelle Impfungen in Tab. 5 bzw. Altersabhängige Empfehlungen zur Durchführung von Nachholimpfungen in Tab. 9A-E (siehe Epid Bull 4/2025)

b) unter Beachtung von Zulassungsbeschränkungen gemäß Fachinformationen

c) gilt nicht für Personen < 5 Jahre, hier kann als Alternative DTap-IPV-Hib oder DTap-IPV-Hib-HepB verwendet werden

d) zu beachten ist das bei Kindern < 5 Jahre leicht erhöhte Risiko von Fieberkrämpfen 5 bis 12 Tage nach der erstmaligen Gabe des kombinierten MMR-V-Impfstoffs (siehe Epid Bull 30/2012); die STIKO schätzt dieses leicht erhöhte Risiko bei einem Lieferengpass gegenüber einer zeitgerechten MMR-Immunisierung jedoch als nachgeordnet ein

e) je nach Dauer des Lieferengpasses und nach individuellem Risikoprofil kann es im Einzelfall sinnvoll sein, nicht die Wiederverfügbarkeit abzuwarten, sondern PPSV23 oder PCV15 zu verwenden. In beiden Fällen sollte bei Wiederverfügbarkeit von PCV20 eine sequenzielle Impfung im Mindestabstand von 1 Jahr erwogen werden.

Für die Anwendung der alternativen Empfehlung ist die Information auf den Internetseiten des PEI maßgeblich (www.pei.de/lieferengpaesse). Die alternative Empfehlung (Tabelle 1) verliert ihre Gültigkeit, sobald das PEI die Feststellung des Lieferengpasses auf seiner o.g. Internetseite wieder aufhebt.

Generelle Hinweise der STIKO zu Lieferengpässen

Seit Oktober 2015 informiert das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf seinen Internetseiten über Lieferengpässe von Impfstoffen sowie die voraussichtliche Dauer der Nicht-Verfügbarkeit (www.pei.de/lieferengpaesse). Diese Informationen beruhen auf Mitteilungen der pharmazeutischen Unternehmen, die einen Lieferengpass melden, sobald die Lieferkette für die Auslieferung eines Impfstoffes für einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen unterbrochen ist. Sollten statt des vom Lieferengpass betroffenen Impfstoffes einer oder mehrere andere Impfstoffe mit vergleichbarer Zusammensetzung verfügbar sein, werden diese vom PEI entsprechend auf der Internetseite gelistet. Wie groß der Bestand an dennoch verfügbaren Impfstoffdosen in den Filialen des Apothekengroßhandels bzw. in einzelnen Apotheken oder Arztpraxen ist, wird zu keinem Zeitpunkt zentral erfasst.

Ist kein für die jeweilige Indikation und das Alter zugelassener Impfstoff mit vergleichbarer Antigenzusammensetzung verfügbar, gibt die Ständige Impfkommission (STIKO) Empfehlungen, wie alternativ – unter Verwendung anderer verfügbarer Impfstoffe – ein Impfschutz sichergestellt werden kann. Auch wenn es keine unzulässig großen Impfabstände gibt und jede Impfung zählt, ist aus Sicht der STIKO die zeitgerechte Immunisierung entsprechend den Empfehlungen – gerade im Säuglings- und Kleinkindalter – zu bevorzugen. Dies gilt auch für die Grippeimpfung, bei der ein Impfschutz idealerweise vor Beginn der Saison erreicht werden sollte. Auffrischimpfungen können ggf. bei vollständiger Grundimmunisierung verschoben werden, da die von der STIKO empfohlenen Zeitintervalle für Auffrischimpfungen eine gewisse Flexibilität erlauben