Mitteilungen der STIKO zum Impfen bei eingeschränkter Verfügbarkeit von Impfstoffen
Stand: 07.02.2025
Einleitung
Über Lieferengpässe von Impfstoffen sowie die voraussichtliche Dauer der Nicht-Verfügbarkeit informiert das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf seinen Internetseiten (www.pei.de/lieferengpaesse). Diese Informationen beruhen auf Mitteilungen der pharmazeutischen Unternehmen, die einen Lieferengpass melden, sobald die Lieferkette für die Auslieferung eines Impfstoffes für einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen unterbrochen ist. Sollten statt des vom Lieferengpass betroffenen Impfstoffes einer oder mehrere andere Impfstoffe mit vergleichbarer Zusammensetzung verfügbar sein, werden diese vom PEI entsprechend auf der Internetseite gelistet. Wie groß der Bestand an dennoch verfügbaren Impfstoffdosen in den Filialen des Apothekengroßhandels bzw. in einzelnen Apotheken oder Arztpraxen ist, wird zu keinem Zeitpunkt zentral erfasst.
A) Generelle Hinweise der STIKO zu Lieferengpässen
Ist kein für die jeweilige Indikation und das Alter zugelassener Impfstoff mit vergleichbarer Antigen-zusammensetzung verfügbar, gibt die Ständige Impfkommission (STIKO) Empfehlungen, wie alternativ – unter Verwendung anderer verfügbarer Impfstoffe – ein Impfschutz sichergestellt werden kann (s.u.). Auch wenn es keine unzulässig großen Impfabstände gibt und jede Impfung zählt, ist aus Sicht der STIKO die zeitgerechte Immunisierung entsprechend den Empfehlungen – gerade im Säuglings- und Kleinkindalter – zu bevorzugen. Dies gilt auch für die Grippeimpfung, bei der ein Impfschutz idealerweise vor Beginn der Saison erreicht werden sollte. Auffrischimpfungen können ggf. bei vollständiger Grundimmunisierung verschoben werden, da die von der STIKO empfohlenen Zeitintervalle für Auffrischimpfungen eine gewisse Flexibilität erlauben.
Die STIKO hat nachfolgende Empfehlungen in Tabelle 1 für die häufigsten bzw. relevantesten Lieferengpässe entwickelt, in denen kein alternativer Impfstoff mit vergleichbarer Zusammensetzung zur Verfügung steht. Die alternative Empfehlung soll zur Anwendung kommen, sobald auf den Internetseiten des PEI (www.pei.de/lieferengpaesse) über einen Lieferengpass der ursprünglich empfohlenen Impfung informiert wird. Eine Abfrage in mehreren regionalen Lieferapotheken kann dabei klären, ob trotz des vom PEI deklarierten Lieferengpasses ggf. regional noch Restbestände dieses Impfstoffes verfügbar sind.
Sollte es zu einem nicht durch die Tabelle abgedeckten Lieferengpass kommen, erarbeitet die STIKO anlassbezogen und zeitnah eine Handlungsanweisung und stellt diese zur Verfügung (siehe unter B).
Für die Anwendung der alternativen Empfehlung ist die Information auf den Internetseiten des PEI maßgeblich. Die alternative Empfehlung (Tabelle 1) verliert ihre Gültigkeit, sobald das PEI die Feststellung des Lieferengpasses auf seiner o.g. Internetseite wieder aufhebt.
Tabelle 1: Alternativ empfohlene Impfstoffe bei den häufigsten Lieferengpässen
Impfung gegena) | Vom Lieferengpass betroffener empfohlener Impfstoffa) | Empfohlene Alternative(n)b) |
---|---|---|
Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Hib, HepB | Hexavalenter Impfstoff (DTaP-IPV-Hib-HepB) | Pentavalenter Impfstoff (DTaP-IPV-Hib) plus HepB-Einzelimpfstoff Alternativ: DTaP-Impfstoff plus IPV-, Hib- und HepB-Einzelimpfstoff |
HepA, HepB | Kombinationsimpfstoff HepA+B | HepA-Einzelimpfstoff plus HepB-Einzelimpfstoff |
HepB | HepB-Einzelimpfstoff | Kombinationsimpfstoff HepA+B |
Herpes zoster | Adjuvantierter Herpes-zoster-Totimpfstoff | Keine Alternative (Verschiebung des Impftermins) |
Hib | Hib-Einzelimpfstoff | Keine Alternativec) (Verschiebung des Impftermins) |
Influenza (als Standardimpfung für Personen ≥ 60 Jahre) | Inaktivierter Influenza-Hochdosis-Impfstoff mit aktueller, von der WHO empfohlener Antigenkombination | Inaktivierte Influenza-Impfstoffe (Zellkultur-basierte, Splitvirus-, Subunit-, rekombinante und adjuvantierte Impfstoffe) |
Masern, Mumps, Röteln | MMR-Kombinationsimpfstoff | MMR-V-Kombinationsimpfstoffd) |
Masern, Mumps, Röteln, Varizellen | MMR-V-Kombinationsimpfstoff | MMR-Kombinationsimpfstoff plus Varizellen- Einzelimpfstoff |
Pneumokokken | 20-valenter Konjugat-Impfstoff (PCV20) | Keine Alternativee) (Verschiebung des Impftermins) |
Tetanus, Diphtherie, Pertussis | TdaP-/Tdap-Kombinationsimpfstoff | Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff |
a) entsprechend des Impfkalenders (Standardimpfungen) für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Tab. 1, Empfehlungen zu Standardimpfungen des Erwachsenenalters sowie zu Indikations- und Auffrischimpfungen für alle Altersgruppen in Tab. 2, Postexpositionelle Impfungen in Tab. 5 bzw. Altersabhängige Empfehlungen zur Durchführung von Nachholimpfungen in Tab. 9A-E (Epid Bull 4/2022)
b) unter Beachtung von Zulassungsbeschränkungen gemäß Fachinformationen
c) gilt nicht für Personen < 5 Jahre, hier kann als Alternative DTap-IPV-Hib oder DTap-IPV-Hib-HepB verwendet werden
d) zu beachten ist das bei Kindern < 5 Jahre leicht erhöhte Risiko von Fieberkrämpfen 5 bis 12 Tage nach der erstmaligen Gabe des kombinierten MMR-V-Impfstoffs (siehe Epid Bull 30/2012); die STIKO schätzt dieses leicht erhöhte Risiko bei einem Lieferengpass gegenüber einer zeitgerechten MMR-Immunisierung jedoch als nachgeordnet ein
e) je nach Dauer des Lieferengpasses und nach individuellem Risikoprofil kann es im Einzelfall sinnvoll sein, nicht die Wiederverfügbarkeit
abzuwarten, sondern PPSV23 oder PCV15 zu verwenden. In beiden Fällen sollte bei Wiederverfügbarkeit von PCV20 eine sequenzielle
Impfung im Mindestabstand von 1 Jahr erwogen werden.
B) Hinweise der STIKO zu aktuellen Lieferengpässen
Lieferengpässe von Impfstoffen, die NICHT in Tabelle 1 zu finden sind:
keine