FAQ zu Klimawandel und Gesundheit sowie Gefährdung durch Hitze
Stand: 11.02.2025
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“. Der Klimawandel nimmt auf vielen Wegen Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit und das Wohlergehen in Deutschland und darüber hinaus: Durch die steigenden Temperaturen können neue Infektionskrankheiten auftreten, da sich die Lebensbedingungen für verschiedene Zeckenarten und Mückenarten deutliche verbessern. Außerdem ist mit einer erhöhten Allergiebelastung, durch die Zunahme von Luftschadstoffen mit einem Anstieg von Lungenerkrankungen und mit gesundheitlichen Folgen durch veränderte UV-Strahlung zu rechnen. Der Klimawandel begünstigt auch die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen. Dazu kommen Extremwettereignisse wie Hitzewellen, Überschwemmungen, Unwetter und Dürren, die die Menschen zusätzlich gefährden – in Hitzeperioden kommt es bereits jetzt zu einer deutlichen Übersterblichkeit bei älteren Menschen (siehe Welche gesundheitlichen Auswirkungen kann Hitze haben?). Berücksichtig werden müssen auch indirekte Effekte wie die Gefährdung der Nahrungssicherheit oder Wasserknappheit und psychische Stressfaktoren. Nicht alle Menschen sind in gleicher Weise von den Folgen des Klimawandels betroffen. So sind z.B. vulnerable Gruppen, wie Ältere, Kinder, Personen mit geringem sozioökonomischem Status oder auch wohnungslose Menschen in Deutschland, aufgrund ihrer Lebens-, Arbeits- und Wohnbedingungen besonders den Auswirkungen von Hitzewellen ausgesetzt. Damit können der Klimawandel und seine Folgen zu bereits bestehenden gesundheitlichen Ungleichheiten beitragen und diese verstärken.
Stand: 11.02.2025
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Das RKI beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Klimawandel und Gesundheit. 2010 wurde bereits der erste „Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit“ erstellt, der 2023 aktualisiert wurde (Sachstandbericht Klimawandel und Gesundheit 2023). In den letzten Jahren wurde die wissenschaftliche Arbeit am RKI zu Klimawandel und Gesundheit verstärkt und durch eine abteilungsübergreifende Arbeitsgruppe gebündelt. Seit Mai 2022 gibt es die koordinierende Geschäftsstelle für Klimawandel und Gesundheit, die die Arbeit des RKI im Bereich Klimawandel und Gesundheit strategisch entwickelt.
Eine Übersicht aller wissenschaftlichen Projekte des RKI im Bereich Klimawandel und Gesundheit ist unter „Gesundheit A-Z: Klimawandel und Gesundheit“ abrufbar.
Stand: 20.09.2023
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Durch den Klimawandel haben Hitzeperioden in den letzten Jahrzehnten in Deutschland zugenommen und werden voraussichtlich auch weiterhin zunehmen. Daher spielen insbesondere die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze eine immer wichtigere Rolle. Das RKI stellt seit einigen Jahren Auswertungen zur hitzebedingten Übersterblichkeit in Deutschland zur Verfügung. Seit 2023 gibt es in den Sommermonaten ein Monitoring mit wöchentlichen Berichten, in denen die hitzebedingte Übersterblichkeit geschätzt wird. Das Monitoring startet, wenn die Wochenmitteltemperatur in Deutschland den Schwellenwert von 20°C übersteigt. Weitere Aktivitäten zu Hitze sind auf Gesundheit A-Z > Gesundheitliche Auswirkungen von Hitze zu finden.
Stand: 11.02.2025
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Starke Hitzebelastung führt im Sommer in Deutschland regelmäßig zu einer deutlichen Übersterblichkeit, wobei es unmittelbar am Tag der Hitzebelastung und den folgenden drei Tagen zu einer deutlich höheren Sterblichkeit (Mortalität) vor allem bei älteren Menschen kommt. Hitze hat vielfältige indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden. Hohe Temperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten, etwa durch Flüssigkeitsverlust, und erschweren die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Bestehende Beschwerden, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und neurologische Erkrankungen können verstärkt werden. In einigen Fällen kann Hitze auch direkt zum Tod führen. Informationen und Hinweise für Bürger zu gesundheitlichen Risiken durch Hitze und zu Hitzeschutz sind auf der Internetseite Klima-Mensch-Gesundheit der BZgA abrufbar.
Stand: 11.02.2025
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Besonders gefährdet durch Hitze und Hitzewellen sind Menschen ab 65 Jahre, Menschen mit Vorerkrankungen (dazu zählen z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Demenz), Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere. Zudem sind Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status oftmals stärker gefährdet, da sie öfter im Freien arbeiten oder in Wohnquartieren leben, die sich durch ihre Lage und Bauweise stärker aufheizen.
Stand: 17.05.2024
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Im europäischen Kontext ist die hitzebedingte Mortalität gemessen an der jeweiligen Bevölkerungsgröße in mediterranen oder südosteuropäischen Ländern wie Italien, Spanien, (Süd)Frankreich, Griechenland, Portugal, bestimmten Regionen Kroatiens, Bulgariens und Rumäniens am höchsten, siehe hierzu u.a. eine Übersichtsstudie für den Sommer 2022. Betrachtet man die absoluten Zahlen, gehört Deutschland nach Italien und Spanien zu den drei Ländern mit den höchsten Anzahlen von hitzebedingten Todesfällen in der Europäischen Union. Hitzebedingte Mortalität ist daher auch in Deutschland ein relevantes Public-Health-Thema.
Stand: 20.09.2023
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Das Ausmaß an hitzebedingten Sterbefällen lässt sich nur mit Hilfe von statistischen Methoden durch den Vergleich der Anzahl von Sterbefällen in Sommerwochen mit und ohne Hitze bestimmen.
In der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes können Schäden durch Hitze und Sonnenlicht, beispielsweise ein Hitzeschlag, als Todesursache angegeben werden. Allerdings führt die Hitzeeinwirkung nur vergleichsweise selten unmittelbar zum Tod (beispielsweise wurden 2015 mit 60 Fällen ungewöhnlich viele Fälle registriert, 2018 waren es 28, 2021 waren es 12 Fälle) - in den meisten Fällen ist es die Kombination aus Hitzeexposition und bereits bestehenden Vorerkrankungen (u.a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen und Nierenerkrankungen), die zum Tod führt. Daher wird Hitze auf dem Totenschein normalerweise nicht als die zugrunde liegende Todesursache angegeben. Das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle muss daher mit Hilfe von statistischen Modellen bestimmt werden.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des RKI nutzen dafür die aktuelle Sterbestatistik des Statistischen Bundesamtes und Temperaturdaten des Deutschen Wetterdienstes. Der Verlauf der Sterbezahlen in den Sommerwochen verschiedener Jahre wird miteinander verglichen und der Zusammenhang zwischen Wochenmitteltemperatur (die durchschnittliche Temperatur einer Woche inkl. Tages- und Nachttemperaturen) und der Mortalitätsrate analysiert.
In heißen Wochen mit einer Wochenmitteltemperatur ab 20°C zeigt sich sehr gleichmäßig über die Jahre eine deutlich erhöhte Gesamtzahl von Sterbefällen in Deutschland, vor allem bei älteren Menschen. Ergebnisse der Schätzungen für frühere Jahre und die Wochenberichte zur Schätzung hitzebedingter Mortalität, die seit 2023 in den Sommermonaten veröffentlicht wurden, sind unter www.rki.de/hitze abrufbar.
Stand: 11.02.2025
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In der Wissenschaft werden unterschiedliche Definitionen von "Hitze" verwandt. Eine in 2023 veröffentlichte und vielzitierte europaweite Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern spanischer, französischer und Schweizer Forschungseinrichtungen geht zum Beispiel von etwa 8.200 hitzebedingten Sterbefällen in Deutschland im Jahr 2022 aus. Das RKI schätzte diese Zahl dagegen nur auf etwa 4.500 (siehe Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 26/2023). Die unterschiedlichen Zahlen kommen deshalb zustande, weil das RKI einen anderen Schwellenwert für Hitze verwendet als die europäische Studie.
Während die Forscherinnen und Forscher der europaweiten Studie bereits bei einer Wochenmitteltemperatur von etwa 17-18°C von hitzeassoziierten Todesfällen ausgehen, verwendet das RKI einen höheren Schwellenwert von etwa 20°C Wochenmitteltemperatur. Bei dieser Temperatur kann auch in der Folgewoche einer heißen Woche noch eine erhöhte Sterblichkeit beobachtet werden. Wochen mit einer Wochenmitteltemperatur von 20°C und höher enthalten typischerweise auch einen oder mehrere "heiße" Tage mit Maximaltemperatur über 30°C. Dagegen sind die wärmsten Tage in Wochen mit etwa 17-18°C typischerweise etwa 26-27°C warm.
Das RKI betrachtet also eher die Folgen von intensiver Hitze auf die Sterblichkeit, die europäische Studie auch die mit moderat warmen Tagen assoziierte Übersterblichkeit. Die EU-Analyse zeigt für alle Sommer, auch bei mildem Verlauf, eine deutliche Hitzesterblichkeit. Die RKI-Analyse differenziert hier stärker: Von einer Hitzebelastung wird in der Modellierung des RKI erst bei im Vergleich höheren Temperaturen ausgegangen. Für beide Schätzungen gilt: Die Anzahl der hitzeassoziierten Sterbefälle steigt, je höher die Hitzebelastung ist.
Stand: 17.05.2024
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Seit Ende 2023 werden am Zentrum für Künstliche Intelligenz in der Public-Health-Forschung (ZKI-PH) des RKI auch Methoden des Maschinellen Lernens zur Erforschung der hitzebedingten Übersterblichkeit entwickelt. Im Fokus steht hierbei vor allem die Untersuchung räumlicher und zeitlicher Veränderungen des hitzebedingten Gesundheitsrisikos, d.h., wann das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle unter welchen Bedingungen und in welchen Regionen Deutschlands besonders ausgeprägt ist (siehe RKI-Publikation „High-resolution modeling and projection of heat-related mortality in Germany under climate change“, Nature Communications Medicine, Oktober 2024). Mit Hilfe von Maschinellem Lernen sollen entsprechend hochaufgelöste Daten zur Entwicklung von Risikokarten genutzt werden .
Stand: 11.02.2025
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Mögliche Hitzeschutzmaßnahmen reichen von städtebaulichen Aspekten über Verschattungsmöglichkeiten bis hin zu Informationskampagnen. Weitere Informationen, u.a. die Empfehlungen von Bund und Ländern zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen, sind auf der Internetseite des BMG zu finden . Auf der Internetseite Klima-Mensch-Gesundheit: Hitze und Klimawandel gibt die BZgA umfangreiche Hinweise zum Schutz vor Hitze für verschiedene Zielgruppen.
Stand: 20.09.2023
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Generell sind nicht nur Hitze, sondern auch die kalten Wintermonate mit einer höheren Mortalität assoziiert. Der Großteil der Übersterblichkeit im Winter lässt sich jedoch auf Infektionskrankheiten wie Influenza, COVID oder andere akute Atemwegsinfektionen zurückführen: Viele Viren, die akute Atemwegserkrankungen verursachen, verbreiten sich in der kälteren Jahreszeit besser (siehe auch die Frage Wann zirkulieren Atemwegserreger besonders stark?). Die mit dem Auftreten dieser Erreger assoziierte Übersterblichkeit, in erster Linie durch Influenzaviren und in den letzten Jahren auch COVID-19, wird vor allem durch den Typ bzw. die Variante der zirkulierenden Viren bestimmt und inwieweit eine bestehende Immunität in der Bevölkerung gegen die Infektion und gegen schwere Krankheitsverläufe schützt. Daher ist nicht davon auszugehen, dass der Klimawandel in Zukunft zu weniger schweren saisonalen Erkrankungswellen im Winter führt - auch wenn die Winter milder werden. Andere mögliche Effekte des Klimawandels auf die Übersterblichkeit im Winter lassen sich noch nicht absehen.
Stand: 11.02.2025