Erstmals Übertragung von Tularämie durch Trauben beschrieben
Die Tularämie, auch Hasenpest genannt, wird durch das Bakterium Francisella tularensis ausgelöst. Bei Tularämie handelt es sich um eine zoonotische Erkrankung. Sie kann zum Beispiel durch die Aufnahme von kontaminierten Nahrungsmitteln und Haut- oder Schleimhautkontakten mit infektiösem Tiermaterial (z.B. beim Abhäuten oder Verzehr von Hasen) oder durch Einatmen von kontaminierten Stäuben und Aerosolen hervorgerufen werden. Ohne antibiotische Behandlung kann die Sterblichkeit über 30 % betragen. Im Jahr 2017 wurden in Deutschland 52 Fälle registriert, die bislang höchste Zahl seit Bestehen der Meldepflicht. Neben grippeähnlichen Symptomen (vor allem Fieber, Lymphknotenschwellungen, Schüttelfrost, Unwohlsein sowie Kopf- und Gliederschmerzen) kann das klinische Bild bei Tularämie sehr vielfältig sein und hängt von der Eintrittspforte des Erregers ab.
In einer Veröffentlichung im New England Journal of Medicine beschreiben RKI-Wissenschaftler und Kollegen aus dem Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz erstmals den ungewöhnlichen Fall eines Tularämieausbruchs bei Teilnehmern einer Weinlese (Link siehe unten).
Im Oktober 2016 waren in Rheinland-Pfalz sechs Tularämie-Erkrankungen gemeldet worden. Bei allen Infizierten handelte es sich um Personen, die zuvor bei einer Ernte auf einem Weingut geholfen und frisch gepressten Traubenmost konsumiert hatten. Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts und des Landesuntersuchungsamts Rheinland-Pfalz führten Analysen von Traubenmost-Produkten sowie vom Lymphgewebe einer der erkrankten Personen durch und konnten durch "Next Generation Sequencing" Francisella-Erbgut nachweisen. Durch weitere Analysen gelang es, die mitochondriale DNA eines Tieres nachzuweisen, das in den Herstellungsprozess geraten sein könnte und die Kontamination des Mosts durch die Bakterien wahrscheinlich hervorgerufen hat. Es gibt keine Anhaltspunkte, dass die Kontamination des entsprechenden Weinproduktes zu einer Erkrankung geführt hat. Nur roher, unbehandelter Traubenmost führte zur Infektion. Alle Daten, die bislang verfügbar sind – einschließlich der vergeblichen Anzuchtversuche im Labor während des Ausbruchs – weisen daruf hin, dass diese Bakterien in Bedingungen, wie sie in Wein vorherrschen, nicht überleben können.
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