SARI-Krankenhaus-Sentinel
Stand: 10.10.2024
Syndromische Surveillance
Die syndromische Surveillance schwerer akuter respiratorischer Infektionen (SARI) informiert über die aktuelle Krankheitsschwere und -häufigkeit sowie den saisonalen Verlauf von schweren akuten Atemwegserkrankungen. Dabei liegt der Fokus auf den Atemwegserkrankungen Influenza, COVID-19 und RSV-Infektionen. Dafür werden zeitnah erregerübergreifend akute Atemwegsinfektionen anhand von Symptomen bzw. Diagnosen systematisch in einer Stichprobe, etwa einem Netzwerk von Krankenhäusern (Sentinel), erfasst. Eine kontinuierliche SARI-Surveillance wird vom ECDC und der WHO empfohlen.
In Deutschland erfolgt die syndromische SARI-Surveillance im stationären Bereich durch die ICD-10-Code-basierte Krankenhaussurveillance schwerer akuter respiratorischer Infektionen (ICOSARI) des Robert Koch-Instituts (RKI). Diese beruht auf fallbasierten anonymisierten Datensätzen zu ärztlichen Diagnosen aus Sentinel-Krankenhäusern. Die ICD-10-Code-basierte Krankenhaussurveillance ist Teil der syndromischen Surveillance akuter respiratorischer Erkrankungen des RKI (siehe FAQ " Wie wird die Aktivität akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland erfasst?" und Webseite der Arbeitsgemeinschaft Influenza).
Virologische SARI-Surveillance
Ergänzend zur syndromischen SARI-Surveillance werden in 15 ausgewählten Krankenhäusern des Sentinels SARI-Patientinnen und -Patienten systematisch beprobt. Die Abstriche werden im Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren im RKI auf virale Atemwegserreger untersucht. Die virologische SARI-Surveillance liefert Erkenntnisse zu den aktuell zirkulierenden viralen Erregern, die schwere Atemwegsinfektionen verursachen und stellt ein wesentliches Element bei der Bewertung der Krankheitsschwere von Atemwegserkrankungen und den daran ursächlich beteiligten Atemwegserregern dar.
Größe des SARI-Krankenhaus-Sentinels

Sentinel-Krankenhäuser
- aktuell ca. 70 Sentinel-Krankenhäuser
- bundesweit repräsentativ mit einer Abdeckung von 5-6 % aller in Deutschland hospitalisierten (entlassenen) Patientinnen und Patienten
- Abdeckung variiert von Bundesland zu Bundesland (siehe Karte)
Datenauswertung
- erfolgt wöchentlich (mittwochs) im Rahmen der ARE-Berichterstattung
- Daten können durch Nachmeldungen rückwirkend noch ergänzt werden
- zusätzliche Auswertungen im Rahmen von wissenschaftlichen Publikationen
- weitere nationale und internationale Berichte (z.B. Berichte von ECDC und WHO)
Die Daten tragen zur Entwicklung und Optimierung von Präventionsstrategien bei und bieten bundesweit repräsentative Erkenntnisse zu
- Krankheitslast, z.B. wöchentliche Inzidenz der Fälle, die neu mit einer SARI in ein Krankenhaus zur Behandlung aufgenommen wurden, pro 100.000 Einwohner
- Krankheitsschwere, z.B. Anteil der SARI-Fälle je Saison, die während ihrer Hospitalisierung intensivmedizinisch behandelt werden mussten
- saisonalen Trends und Vergleiche mit Vorsaisons
- Betroffenheit unterschiedlicher Altersgruppen
Aktuelle Ergebnisse der ARE/SARI-Berichterstattung
- ARE-Wochenberichte
- Dashboard zur ARE-Situation in Deutschland
- Download der Daten zur SARI-Hospitalisierungsinzidenz (GitHub, Zenodo)
Weitere Informationen
- FAQ zu: Influenza, COVID-19 und RSV
- Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des RKI; mit Wochenberichten
- ARE-Praxis-Sentinel (AGI & SEED)
- GrippeWeb
- Übersichtsseite zu akuten respiratorischen Erkrankungen
Ausgewählte Publikationen
- Gvaladze T, Buda S, Schuler E, Wesseler D, Tolksdorf K (2024): Krankheitslast von schweren akuten Atemwegserkrankungen (SARI) in der Saison 2023/24 im Vergleich mit acht Vorsaisons in Deutschland.
Epid Bull 2024;41:3-12. doi: 10.25646/12879
- Reiche J, Bauer T, Krieger D, Günther A, Tolksdorf K, Buda S, Dürrwald R (2024): Die virologische SARI-Surveillance – ein wichtiger Meilenstein im Gesamtkonzept der Surveillancesysteme zur Erfassung von akuten Atemwegsinfektionen.
Epid Bull 2024;38:3-7. doi: 10.25646/12781
- Erdwiens A, Hackmann C, Tolksdorf K, Stroetmann I, Reiche J, Schmidt L, Biere B, Dürrwald R, Buda S (2024): Virologische SARI-Surveillance – epidemiologische Auswertungen der Saison 2023/24.
Epid Bull 2024;38:8-15. doi: 10.25646/12766
- Tolksdorf K, Haas W, Schuler E, Wieler LH, Schilling J, Hamouda O, Diercke M, Buda S (2022): ICD-10 based syndromic surveillance enables robust estimation of burden of severe COVID-19 requiring hospitalization and intensive care treatment.
doi: 10.1101/2022.02.11.22269594. - Goerlitz L, Tolksdorf K, Buchholz U, Prahm K, Preuß U, an der Heiden M, Wolff T, Dürrwald R, Nitsche A, Michel J, Haas W, Buda S (2021): Überwachung von COVID-19 durch Erweiterung der etablierten Surveillance für Atemwegsinfektionen.
Bundesgesundheitsbl 64 (4): 395-402. Epub Mar 24. doi: 10.1007/s00103-021-03303-2. mehr - Tolksdorf K, Buda S, Schuler E, Wieler LH, Haas W (2020): Eine höhere Letalität und lange Beatmungsdauer unterscheiden COVID-19 von schwer verlaufenden Atemwegsinfektionen in Grippewellen.
Epid Bull (41): 3–10. doi: 10.25646/7111. (online vorab 28.8.2020). mehr - Tolksdorf K, Schuler E, Buda S (2019): 7.3: ICOSARI – ICD-10-Code basierte Krankenhaussurveillance schwerer akuter respiratorischer Infektionen
In: Robert Koch-Institut (Hrsg), Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland, Saison 2018/19. Berlin: Robert Koch-Institut, pp. 92-99. doi: 10.25646/6232. mehr - Buda S, Tolksdorf K, Schuler E, Kuhlen R, Haas W (2017): Establishing an ICD-10 code based SARI-surveillance in Germany – description of the system and first results from five recent influenza seasons
BMC Public Health 17 (1): 612. Epub Jun 30. doi: 10.1186/s12889-017-4515-1. mehr