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  • Am RKI finden derzeit eine Reihe von Aktivitäten zu Long COVID statt. 

    Im September 2024 startete das Projekt Projekt "Post-COVID-19-II: Postakute gesundheitliche Folgen von COVID-19 – Folgeprojekt" mit einer Laufzeit vom 01.09.2024 bis 31.08.2026, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Im Rahmen dieses Projektes führt das RKI kontinuierlich eine systematische Bestandsaufnahme zur epidemiologischen Datenlage und zu den Public Health Auswirkungen von Long COVID durch (vorrangig für Erwachsene) und unterstützt damit die Wissenschaftskommunikation an die Fachöffentlichkeit, wie z. B. in Rahmen von regelmäßig aktualisierten FAQs zu Long COVID auf der Homepage des RKI sowie einer monatlichen Sammlung von neu erschienenen Publikationen zu den Themenbereichen Epidemiologie und Public Health für die BMG Initiative Long COVID. Darüber hinaus nimmt das RKI regelmäßig am "Runden Tisch Long COVID" der BMG-Initiative teil, bei dem sich Expertinnen und Experten mit Betroffenenvertretungen und Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitswesens über aktuelle Entwicklungen, den Stand der Forschung und die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID austauschen. Zum weiteren Ausbau des Public Health Forschungsnetzwerks zu Long COVID beteiligt sich das RKI darüber hinaus kontinuierlich am nationalen und internationalen wissenschaftlichen Austausch bezüglich laufender Forschungsaktivitäten und zentraler Forschungsergebnisse zu Long COVID, wie z. B. am Network of Expertise on Long COVID (NELC) der Europäischen Kommission. Zudem ist die Durchführung einer Erhebung geplant, um einen Überblick über Falldefinitionen und Erhebungsinstrumente für Long COVID zu erhalten, die in laufenden nationalen Forschungsprojekten verwendet werden. Die Zusammenführung von unterschiedlichen epidemiologischen Messgrößen zu Long COVID aus verschiedenen existierenden Datenquellen soll zur Harmonisierung von Falldefinitionen und Erhebungsinstrumenten in der Long COVID-Forschung beitragen. Ein weiterer Schwerpunkt  des laufenden RKI-Projektes ist die Analyse von bevölkerungsbezogenen Surveydaten zu Prävalenzen und Determinanten von Fatigue in der Allgemeinbevölkerung sowie von anderen häufig mit Long COVID assoziierten Gesundheitsbeschwerden bei Erwachsenen in Deutschland. 

    Des Weiteren ist das RKI Teil des Forschungskonsortiums "Pädiatrisches Netzwerk für die Versorgung und Erforschung von postakuten Folgen von COVID 19, ähnlichen postakuten Infektions- und Impfsyndromen sowie ME/CFS bei Kindern und Jugendlichen (PEDNET-LC)" (Laufzeit: 01.12.2024 bis 31.12.2028) und führt hier kontinuierlich systematische Bestandsaufnahmen zu Long COVID im Kindes- und Jugendalter durch, mit Fokus auf Epidemiologie und Public Health

    Darüber hinaus finden weitere Projekte zu Long COVID am RKI oder unter RKI-Beteiligung statt: Im Rahmen des RKI-Projektes "VELoCO" (Laufzeit: 01.09.2023 bis 28.02.2025) wird die Bedeutung der COVID-19-Impfung als Präventionsmaßnahme gegen Long COVID untersucht. Mit Hilfe von deskriptiven Daten soll außerdem das Verständnis der Pathogenese und der Ausprägungen von Long COVID verbessert werden. Im Fokus des Verbundes "QuoVadis LongCOVID" (Laufzeit: 01.12.2024 bis 30.11.2026) steht die Prognose der Entwicklung der Belastung durch Long COVID basierend auf Daten der kassenärztlichen Versorgung sowie aus bevölkerungsbezogenen Studien des RKI. Das Projekt "HELoCO" (Laufzeit: 01.01.2025 bis 31.12.2028) hat das Ziel, die Auswirkungen von Long COVID bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland im Hinblick auf verschiedene relevante Faktoren wie Krankheitslast, finanzielle Aspekte und Auswirkungen auf verschiedene Wirtschaftssektoren epidemiologisch und ökonomisch umfassend zu modellieren. Des Weiteren ist das RKI am Projekt "MultiCARE" (Laufzeit: 01.11.2024 bis 31.12.2028) beteiligt. Ziel dieses Projekts ist es, durch die Zusammenführung und die Analyse unterschiedlicher Datenquellen aus verschiedenen Fachdisziplinen den Umfang, die Risiken und den Versorgungsbedarf für Long COVID in Deutschland weiter zu konkretisieren.

    In den bereits abgeschlossenen Studien zum Monitoring der Infektionsverbreitung und des Gesundheitszustands der Bevölkerung während der Pandemie auf regionaler Ebene (CoMoLo) als auch auf bundesweiter Ebene (CoMoBu) wurden ab Mitte 2021 auch Fragen zu Long COVID eingebracht. Dies ermöglichte es, Personen mit und ohne SARS-CoV-2-Infektion in Hinblick auf Symptome, Lebensqualität, Inanspruchnahme medizinischer Versorgung und gesundheitsbedingter Einschränkungen im Alltag zu vergleichen. Darüber hinaus wurden Fragestellungen zu Long COVID soweit wie möglich in verschiedene epidemiologische Studien des RKI zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eingebracht. Hierzu zählen die Studie "Kindergesundheit in Deutschland aktuell" (KIDA) und die Nachbeobachtungsphase zur Corona-KiTa-Studie, zu welcher auch das Modul COALA gehörte. Außerdem untersuchte das RKI die COVID-19-Impfstoffe hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Sicherheit (COViK) und ermöglicht damit der Ständigen Impfkommission (STIKO), Anpassungen der Impfempfehlungen zu beschließen.

    Im Rahmen des abgeschlossenen Projektes "Post-COVID-19: Postakute gesundheitliche Folgen von COVID-19" (Laufzeit: 01.12.2021 bis 31.12.2023) erfolgte einerseits der Ausbau der Public-Health-Forschung zu Long COVID mit Analysen von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Zusammenarbeit mit Krankenkassen und wissenschaftlichen Instituten. Ein weiterer Schwerpunkt war der Ausbau der Wissenschaftskommunikation zu Long COVID für Forschung und Gesundheitsversorgung. Dafür wurde eine Befragung von Hausärztinnen und Hausärzten sowie ambulant tätigen Kinderärztinnen und -ärzten zu Informationsbedarfen im Kontext der Versorgung von Menschen mit gesundheitlichen Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion durchgeführt. Zudem erfolgte ein Ausbau der Zusammenarbeit zwischen dem RKI und Partnerinnen und Partnern in Forschung und Praxis auf nationaler und internationaler Ebene. 

    Darüber hinaus war das RKI in der zweiten Jahreshälfte 2021 aktiv an der Arbeit der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) zur Synthese von Forschungs- und Handlungsbedarf zu Long COVID beteiligt.  

    Stand:  05.05.2025

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  • Stand:  05.05.2025

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  • Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen gibt es Hinweise für einen Rückgang der Symptombelastung über die Zeit. Lediglich bei einem kleinen Teil der Betroffenen scheinen die Long-COVID-Symptome auch länger bestehen zu bleiben.

    Systematische Reviews mit Meta-Analyse zeigen, dass sich bei einem Großteil der Erwachsenen mit Long COVID die meisten Symptome nach einem halben bis einem Jahr zurückgebildet haben (Kuodi et al. 2023; Luo et al. 2024). Dies zeigte sich auch anhand einer multizentrischen, gepoolten Analyse von Daten aus 22 Ländern: Bei Frauen mit SARS-CoV-2-Infektion sank der Anteil mit Long-COVID-Symptomen von 10,6 % im Zeitraum von drei Monaten nach vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion auf 1,7 % nach zwölf Monaten, bei infizierten Männern ging der Anteil von 5,4 % auf 0,8 % zurück. Demnach bestanden die Beschwerden bei insgesamt 15,1 % der nach drei Monaten von Long COVID Betroffenen auch noch nach einem Jahr. In einer prospektiven Kohortenstudie aus Frankreich wurde bei über 2.000 Erwachsenen mit Long COVID der Krankheitsverlauf über zwei Jahre untersucht. Während sich bei den meisten Betroffenen die Symptome über diesen Zeitraum langsam (91 %) oder schneller (5 %) zurückbildeten, persistierten die Long COVID Symptome bei 4 % der Betroffenen auch noch zwei Jahre nach Symptombeginn. Ebenso zeigte sich anhand einer umfassenden Analyse von Routinedaten aus Deutschland ebenso wie in Sekundärdaten aus den USA ein abnehmendes Risiko für vielfältige gesundheitliche Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion über die Zeit. Es gibt aber auch Einzelstudien, die darauf hindeuten, dass die Chance auf Rückbildung von Long COVID im Zeitverlauf sinkt und sich die Symptome bei den Betroffenen zunehmend chronifizieren (Peter et al. 2025; Pfrommer et al. 2024), hierzu besteht jedoch noch weiterer Forschungsbedarf.

    Auch für Kinder und Jugendliche legen Überblicksarbeiten einen Rückgang der Symptombelastung über die Zeit nahe, allerdings ist die Datenlage hier noch sehr begrenzt und heterogen (Rao et al. 2024; Zheng et al. 2023). Die Studien deuten darauf hin, dass sich Long-COVID-Symptome bei vielen Betroffenen in den ersten Monaten zurückbilden oder ganz verschwinden können, sodass sich die meisten Kinder im Laufe der Zeit erholen. So ließ sich in einer großen Verlaufsbeobachtung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne SARS-CoV-2-Infektion, der britischen CLoCk-Studie, nach sechs Monaten Nachbeobachtungzeit ein Rückgang für den Großteil der Symptome beobachten (Stephenson et al. 2023). Auch eine Routinedaten-Analyse aus Deutschland deutete darauf hin, dass sich die meisten Symptome sechs Monate nach der Infektion zurückgebildet haben. Bei weniger als 10 % der Betroffen bestanden die Symptome auch noch nach zwölf Monaten. In einer italienischen Studie hielten bei einem von 20 Kindern und Jugendlichen mit einem ärztlich diagnostizierten Post-COVID-Zustand drei Monate nach der Infektion die den Alltag der Kinder beeinträchtigenden Beschwerden noch nach 18 Monaten an. Anhand einer multizentrischen, gepoolten Analyse ging der globale Anteil von unter 20-Jährigen mit Long-COVID-Symptomen von 2,8 % im Zeitraum von drei Monaten nach vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion auf 0,3 % nach zwölf Monaten zurück.

    Es gibt Hinweise darauf, dass die Dauer von Long COVID von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie beispielsweise der Schwere der vorangegangenen COVID-19-Erkrankung. So betrug die Zeit für die Rückbildung von Long COVID nach mildem Verlauf in einer multizentrischen, gepoolten Analyse im Median vier Monate, wohingegen die Rückbildung bei Menschen, die wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden, im Median etwa neun Monate dauerte. In einer schwedischen Kohortenstudie zeigte sich, dass nach vorangegangener Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 während der ersten Welle 30 % der Menschen auch zwei Jahre nach der Infektion noch über Symptome berichteten, die sie in ihren alltäglichen Aktivitäten beeinträchtigen. Auch bei Kindern und Jugendlichen bestand eine längere Genesungszeit vor allem bei denjenigen, die während der akuten SARS-CoV-2 Infektion im Krankenhaus waren (Morello et al. 2023). 

    Außerdem gibt es bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen Hinweise darauf, dass die Dauer der Long-COVID-Symptome bei vorbestehenden Erkrankungen länger ist. Darüber hinaus zeigen sich Unterschiede je nach Art der Symptome, wobei insbesondere Fatigue und neuropsychiatrische Symptome eine längere Symptomdauer im Vergleich zu anderen körperlichen Beschwerden aufweisen (Huang et al. 2023). So führten die Long-COVID-Symptomcluster "Fatigue" und "neurokognitive Beeinträchtigungen" auch in einer deutschen Studie sechs bis zwölf Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion zu Beeinträchtigungen des allgemeinen Gesundheitszustands und der Arbeitsfähigkeit. In einer weiteren Studie aus Deutschland wiesen nach mindestens sechs Monaten nach einer SARS-CoV-2-Infektion 21 % Fatigue (davon 6 % schwere Fatigue) und 23 % in einem kognitiven Funktionstest messbare kognitive Beeinträchtigungen (davon <1% schwere Beeinträchtigungen) auf. Auch bei Kindern und Jugendlichen bestand Fatigue neben Kurzatmigkeit sechs Monate nach einer Infektion noch signifikant häufiger im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne vorangegangene Infektion (Stephenson et al. 2023). Studien aus einer Reihe von OECD-Ländern deuten zudem darauf hin, dass ein Sechstel bis mehr als ein Drittel der Menschen nach einer SARS-CoV-2-Infektion anhaltende kognitive Symptome haben, die oft länger als zwölf Wochen andauern. Analysen von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung zur Persistenz von Long COVID innerhalb von 18 Monaten zeigten, dass insbesondere schwerwiegendere Erkrankungen wie ME/CFS in der Gruppe mit SARS-CoV-2 Infektion weit häufiger waren und länger persistierten als in der Kontrollgruppe ohne bekannte SARS-CoV-2-Infektion.

    Außerdem deuten Studien darauf hin, dass der Rückgang von Symptomen bei der Omikron-Variante sowohl bei Erwachsenen, als auch bei Kindern und Jugendlichen schneller erfolgte als nach vorherigen SARS-CoV-2-Virusvarianten (z.B. Pfrommer et al. 2024, Morello et al. 2023). Bei Kindern und Jugendlichen gibt es zudem Hinweise darauf, dass die Dauer von Long COVID bei Vorliegen von wiederholten SARS-CoV-2-Infektionen (sog. Reinfektionen) länger ist. So wiesen in der britischen CLoCk-Studie insbesondere diejenigen, die mehrfach positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, nach zwölf Monaten Nachbeobachtungszeit höhere Prävalenzen für Long COVID-Symptome auf (Pinto Pereira et al. 2023). Nach zwei Jahren ließ sich kaum noch ein Unterschied in der Häufigkeit von berichteten Long-COVID-Symptomen zwischen niemals infizierten und einmalig infizierten Kindern und Jugendlichen beobachten – bei Vorliegen von wiederholten Infektionen lag die Prävalenz jedoch etwa 5 % höher. Mehrfachinfektionen waren zudem mit einer größeren Symptomlast und höherer Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen assoziiert (Stephenson et al. 2024).

    Insgesamt ist die Datenlage dazu, wie lange Long COVID sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen anhält, jedoch noch sehr eingeschränkt und heterogen. So berichten Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen teilweise auch sehr hohe Prävalenzen für Long-COVID-assoziierte Symptome im Zeitverlauf (Huang et al. 2023; Fernandez-de-las-Peñas et al. 2024; Rahmati et al. 2023). Solche gemittelten Schätzungen für Long-COVID-assoziierte Symptome sind jedoch nur bedingt aussägekräftig, da die Ergebnisse sowie die methodische Herangehensweise der einzelnen, inkludierten Studien meist sehr heterogen sind. Zudem führte der Großteil der inkludierten Studien keine Kontrollgruppe mit nichtinfizierten Personen mit. Einzelne, unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schmerzen oder Schlafprobleme kommen jedoch generell häufig in der Allgemeinbevölkerung vor, sowie in Zusammenhang mit anderen (möglicherweise vorbestehenden) Erkrankungen. Daher können die berichteten Symptome nicht eindeutig auf eine vorangegangene SARS-CoV-2-Infektion zurückgeführt werden. Darüber hinaus bleibt unklar, inwieweit einzelne, anhaltende Symptome auch mit Beeinträchtigungen der alltäglichen Funktionsfähigkeit einhergehen, so wie es die Definition eines Post-COVID-Zustands der WHO erfordert. 

    Viele Studien deuten jedoch übereinstimmend darauf hin, dass sich Long-COVID-Symptome innerhalb der ersten zwölf Monate bei vielen Betroffenen zurückbilden oder ganz verschwinden. Bei einem kleinen Teil der Betroffenen scheinen die Symptome und Beschwerden jedoch auch länger anzuhalten. Dringender Forschungsbedarf besteht demnach insbesondere in Hinblick auf länger bestehende oder bleibende gesundheitliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion und deren Einfluss auf die Lebensqualität, die alltägliche Funktions- und Leistungsfähigkeit, die gesellschaftliche Teilhabe sowie den medizinischen Versorgungsbedarf der Betroffenen. Da es sich bei Long COVID um eine Erkrankung handelt, die erst seit wenigen Jahren existiert, sind außerdem Längsschnittstudien zur Untersuchung der langfristigen gesundheitlichen Entwicklung von Menschen mit Long COVID über einen längeren Zeitraum hinweg erforderlich, um die Heilungs- und Rückfallraten sowie damit im Zusammenhang stehende Prädiktoren der verschiedenen Long-COVID-Verlaufsformen besser zu verstehen.

    Stand:  05.05.2025

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  • In der Regel stellen Hausärztinnen und -ärzte die primäre Anlaufstelle für die Diagnostik und Versorgung von Menschen mit Long COVID dar. Da es sich bei Long COVID um eine Multisystemerkrankung handelt, kann zudem eine interdisziplinäre Versorgung mit enger Kooperation zwischen hausärztlichen und fachärztlich spezialisierten Versorgern notwendig sein. Je nach individuellem Bedarf binden die koordinierenden Hausärztinnen und -ärzte daher weitere Facharztgruppen und Gesundheitsberufsgruppen in die Behandlung mit ein. Für eine verbesserte, bedarfsgerechte und zeitnahe Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID oder einem Verdacht auf Long COVID wurde Ende 2023 die Long-COVID-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) veröffentlicht. Diese beschreibt den Ablauf der Diagnostik und Behandlung (sog. Versorgungspfade) und legt Regelungen für die berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung fest, welche – in Abhängigkeit von der Art, Schwere und Komplexität der Beschwerden – in den drei Ebenen der hausärztlichen, fachärztlichen und spezialisierten ambulanten Versorgung (durch sog. Spezialambulanzen für Schwerstbetroffene oder Patientinnen und Patienten mit komplexem Versorgungsbedarf) erfolgen kann. Zur Umsetzung der G-BA-Richtlinie bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID oder einem Verdacht auf Long COVID wurden zu Beginn des Jahres 2025 mehrere neue Leistungen für die Behandlungsvergütung in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) aufgenommen, darunter auch Leistungen und Zuschläge für besonders schwer betroffene Fälle. 

    Einen ersten diagnostisch-therapeutischen Leitfaden mit Empfehlungen zur Basisdiagnostik und zur Einordnung von Beschwerden bietet die S1-Leitlinie Long/ Post-COVID, welche unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin sowie mit Beteiligung von 36 weiteren Fachgesellschaften erarbeitet wurde. Da Long COVID und die zugrunde liegenden Mechanismen noch unzureichend verstanden sind, gibt es bislang keine spezifischen diagnostischen Marker (Mess- oder Laborparameter), sodass die Diagnose von Long COVID (ICD-Kode U09.9! Post-COVID-19-Zustand, nicht näher bezeichnet) klinisch gestellt werden muss. Dabei stellt auch die differentialdiagnostische Abgrenzung direkter somatischer und psychischer Krankheitsfolgen von vorbestehender Morbidität und pandemiebedingten psychosozialen Folgen eine große Herausforderung dar. Gemäß der S1-Leitlinie kann zudem eine weiterführende spezialärztliche Abklärung angezeigt sein, wenn die Einschränkungen länger als drei Monate anhalten. 

    Die Behandlung von Long COVID erfolgt bislang symptomorientiert, wobei ein individueller Behandlungsplan auf die spezifischen Bedürfnisse und Beschwerden der Betroffenen abgestimmt werden sollte. Dabei ist beispielsweise zu beachten, dass bei Vorliegen von Belastungsintoleranz (sog. Post-Exertionelle Malaise) die Gefahr einer Symptomverschlechterung nach körperlicher oder geistiger Belastung besteht. Eine spezifische medikamentöse Behandlung existiert derzeit nicht, u. a. aufgrund der noch unklaren Pathomechanismen und der Vielfalt der möglichen Symptome und Beschwerden. Die vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) einberufene Expertengruppe Expertengruppe „Long COVID Off-Label-Use“ beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erarbeitet derzeit evidenzbasierte Empfehlungen zu Medikamenten für die Behandlung von Long COVID, die eigentlich für andere Anwendungsgebiete zugelassen sind – also im sog. "Off-Label-Use" eingesetzt werden können. Für die symptomorientierte Arzneimitteltherapie (In-Label-Use) veröffentlichte die Expertengruppe im September 2024 bereits einen Therapie-Kompass für Long COVID, basierend auf den aktuellen Leitlinien und dem deutschen Versorgungskontext. Darüber hinaus führt die Nationale Klinische Studien Gruppe (NKSG) als interdisziplinäres Netzwerk von Ärztinnen und Ärzten sowie Forschenden klinische Studien mit Arzneimitteln und medizinischen Verfahren für die Behandlung von Long COVID und Myalgischer Encephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) durch. Um die Versorgung von Long COVID zu verbessern, sind außerdem international sowie in Deutschland eine Vielzahl an Medikamenten- und Therapiestudien angelaufen. 

    Auch Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil der klinischen Versorgung von Patienten mit Long COVID (siehe S1-Leitlinie Long/ Post-COVID; World Health Organization Long COVID Rehabilitation Guidelines). Die Deutsche Rentenversicherung hat gemeinsam mit Expertinnen und Experten ein Eckpunktepapier mit Qualitätsanforderungen für die medizinische Rehabilitation bei Post-COVID vorgelegt. Des Weiteren nimmt eine S2k-Leitlinie COVID-19 und (Früh-) Rehabilitation ausführlich Stellung zur Rehabilitation nach COVID-19 und gibt dabei auch Praxisempfehlungen für die Rehabilitation bei Long COVID – einschließlich Frührehabilitation, ambulanter und Langzeitbetreuung. Eine medizinische Rehabilitation sollte individuell an die jeweiligen Symptome der Betroffenen angepasst werden – beispielsweise als pneumologische oder neurologische Rehabilitation (Gloeckl et al. 2023; Koczulla et al. 2024). 

    Um Angebote zur psychosozialen Unterstützung, medizinischen Versorgung und Rehabilitationsmaßnahmen bei Long COVID bedarfsgerecht anbieten zu können ist es wichtig zu wissen, in welchem Ausmaß Menschen mit Long COVID gesundheitsbedingte Einschränkungen ihrer Lebensqualität sowie ihrer alltäglichen Funktions- und Leistungsfähigkeit erleben und das Versorgungssystem in Anspruch nehmen. Nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) wurde die höchste ambulante Behandlungsprävalenz für Long COVID (ICD-Kode U09.9!) im zweiten Quartal 2022 mit 371.705 Fällen (0,5 %, 50 je 10.000 GKV-Versicherte) beobachtet, seitdem sind die Zahlen rückläufig. Dabei scheint der Großteil der Personen mit einem solchen Post-COVID-Kode als Behandlungsdiagnose jedoch keine längerfristige Behandlung zu benötigen: Im Zeitraum von Januar bis September 2021 musste weniger als ein Fünftel der Patientinnen und Patienten in mehr als zwei Quartalen behandelt werden. Aktuelle Daten des Zi zeigen zudem, dass im 2. Quartal des Jahres 2024 fast drei Viertel (73 %) der Post-COVID-Patientinnen und -Patienten hausärztlich versorgt wurden. Dies geht mit einem erhöhten Versorgungsaufwand für die betroffenen Praxen und spezifischen Informationsbedarfen (z.B. zu Medikation, Pathophysiologie und Rehabilitation) einher. Eine Sekundärdatenanalyse medizinischer Rehabilitationen bei Long COVID in Trägerschaft der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zeigt zudem, dass im Jahr 2021 fast zwei Drittel der Rehabilitationen (64,4%) aufgrund von COVID-19-Folgeerkrankungen in einer Fachabteilung für Pneumologie durchgeführt wurden. Darüber hinaus zeigte eine Online-Befragung medizinischer Reha-Einrichtungen in Deutschland, die im Reha-Einrichtungsverzeichnis der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e. V. (BAR) gelistet sind, dass die Reha-Einrichtungen im Jahr 2021 überwiegend auf die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID vorbereitet waren – fehlende Kapazitäten wurden insbesondere von pneumologische Fachabteilungen berichtet. Anhand der bisher zur Verfügung stehenden Daten (Abrechnungsdaten, Reha-Daten) lassen sich Auswirkungen von Long COVID auf das Gesundheitssystem sowie bestehende Versorgungsbedarfe jedoch nicht genau abschätzen. Beispielsweise können gesundheitliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion auch dann eine Inanspruchnahme des Versorgungssystems begründen, wenn diese nicht als Post-COVID-19-Zustand (ICD-Kode U09.9!) erkannt und dokumentiert werden. 

    Stand:  25.03.2025

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  • Bei Long COVID handelt es sich nicht um ein einheitliches Krankheitsbild, sondern um verschiedene mögliche gesundheitliche Langzeitfolgen einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion. Hierzu zählt eine Vielzahl an körperlichen, kognitiven und psychischen Symptomen und Beschwerden, die sich in ihrer klinischen Ausprägung und ihrem Verlauf stark unterscheiden, einzeln oder in Kombination auftreten können und mit einer Beeinträchtigung der Lebensqualität und Einschränkungen der Funktionsfähigkeit im Alltag einhergehen. Eine Liste gesundheitlicher Symptome und Beschwerden, welche die WHO Definitionskriterien eines Post-COVID-19-Zustands bei Erwachsenen erfüllen, wurde als Anhang zur Definition veröffentlicht (WHO 2021). Darüber hinaus haben Expertinnen und Experten im Rahmen eines internationalen Delphi-Abstimmungsverfahrens sowie in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern von Patientenorganisationen charakteristische Symptome und Einschränkungen für Long COVID identifiziert. Wie bereits nach anderen Virusinfektionen beobachtet, stehen dabei vor allem systemische Beschwerden wie hochgradige Erschöpfung und Belastungsintoleranz (sog. Fatigue) und kognitive Einschränkungen wie z. B. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme (sog. „brain fog“) im Vordergrund – aber auch anhaltende respiratorische Beschwerden wie Kurzatmigkeit und persistierender Husten (z. B. Hanson et al. 2022; Salzmann et al. 2025). In einer Meta-Analyse mit kontrollierten Studien ließ sich zudem ein erhöhtes Risiko für weitere anhaltende Symptome nach SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich zu Nicht-Infizierten identifizieren, wie z. B. Geruchs- und Geschmacksveränderungen, Schlafstörungen, und Palpitationen (Herzklopfen oder -stolpern). Nach Angaben der RECOVER-Initiative der US-National Institutes of Health geht das Vorliegen von multiplen Symptomen unterschiedlicher Organsysteme mit den stärksten Beeinträchtigungen von Lebensqualität, Funktionsfähigkeit und körperlicher Gesundheit bei Long COVID einher. 

    Bei einem Teil der Personen entwickelt sich infolge der SARS-CoV-2-Infektion zudem ein Symptomkomplex, der Ähnlichkeit mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom, ME/CFS) aufweist (Wong et al. 2021). Die Ursachen für ME/CFS sind bislang ungeklärt, aber Immunreaktionen nach Virusinfektionen spielen nach bisherigen Erkenntnissen eine wichtige Rolle. Schwere chronische Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Funktionsfähigkeit und eine ausgeprägte Verschlechterung nach leichter körperlicher Belastung (sog. Post-Exertionelle Malaise, PEM) sind charakteristisch für das Krankheitsbild einer ME/CFS und haben bleibende Einschränkungen bei der Ausübung von Alltagsfunktionen, sowie Verluste an Lebensqualität und gesellschaftlicher Teilhabe zur Folge (Kedor et al. 2022). Bislang ist unklar, wie groß der Anteil von Menschen mit ME/CFS nach einer SARS-CoV-2-Infektion ist. Durch die Größenordnung der Pandemie ist in den nächsten Jahren jedoch von einer Zunahme an ME/CFS-Fällen in der Bevölkerung auszugehen. Ein aktuelles systematisches Review mit Meta-Analyse klinischer Studien schätzt, dass etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit diagnostiziertem Long COVID und anhaltenden Symptomen im Zeitraum von mind. vier Monaten nach vorangegangener Infektion die Kriterien für ME/CFS erfüllen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass sich diese Schätzung auf eher schwer und anhaltend von Long COVID Betroffene bezieht. 

    Darüber hinaus haben epidemiologische und klinische Beobachtungsstudien zahlreiche weitere mögliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2 Infektion beschrieben, darunter seltene Organschädigungen und neu auftretende chronische, nicht-übertragbare Krankheiten  – auch bei Personen ohne schweren COVID-19-Verlauf oder mit unbemerkter SARS-CoV-2-Infektion (Al-Aly et al. 2024; Peluso & Deeks 2024; Franco et al. 2024; Cai et al. 2024; Bowe et al. 2023; Greer et al. 2022; Lam et al. 2023). Hierzu zählen u. a. chronische Schädigungen und Erkrankungen der Lunge, neurologische Manifestationen und neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Demenz), Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus), Autoimmunerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diagnostizierbare Symptomkomplexe und (Neu-)Erkrankungen sind daher auch Bestandteil der im Juli 2024 veröffentlichten Arbeitsdefinition von Long COVID der National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (NASAM).  

    Auch eine Analyse von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland zeigte, dass mehr als drei Monate nach einer dokumentierten SARS-CoV-2-Infektion signifikant häufiger neue Symptome und Erkrankungen diagnostiziert wurden als bei Vergleichspersonen ohne dokumentierte Infektion. Signifikante Zusammenhänge mit COVID-19 wurden auch bei milden Verläufen für körperliche und psychische Erkrankungen sowie für eine Vielzahl unterschiedlicher Organsysteme und Symptomkomplexe beobachtet. Die Stärke des Zusammenhangs nahm mit zunehmendem Schwere- bzw. Behandlungsgrad (ambulante, stationäre, intensivmedizinische Behandlung) von COVID-19 zu. Dabei zeigte sich auch ein etwa dreifach höheres Risiko für das chronische Erschöpfungssyndrom ME/CFS nach einer COVID-19-Erkrankung im Vergleich zu Nicht-Infizierten. Zusätzliche Analysen zur Persistenz von Long COVID innerhalb von 18 Monaten zeigten zudem, dass insbesondere schwerwiegendere Erkrankungen wie ME/CFS in der COVID-19-Gruppe weit häufiger waren und länger persistierten als in der Kontrollgruppe ohne bekannte SARS-CoV-2 Infektion. Außerdem wurde anhand der GKV-Daten eine höhere Rate neu diagnostizierter Autoimmunerkrankungen in der COVID-19-Kohorte als in der Kontrollkohorte berichtet. Auch für Neurodermitis gab es mehr neue Diagnosen nach einer SARS-CoV-2 Infektion. 

    Aufgrund der Vielfalt des Beschwerdebildes ist es derzeit besonders dringlich, die ursächlichen Zusammenhänge und Krankheitsmechanismen von Long COVID zu untersuchen – nur so lassen sich wirksame Diagnostik- und Therapieansätze entwickeln. Dabei ist auch die Abgrenzung zwischen dem sog. ‚Post-Intensive-Care-Syndrome‘ (PICS) und Long COVID bei Patientinnen und Patienten mit gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer intensivmedizinischen Behandlung infolge von COVID-19 relevant (S1-Leitlinie Long/ Post-COVID). Zu den Symptomen eines PICS zählen anhaltende muskuläre Schwäche, sowie kognitive und emotionale Störungen, welche mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie der Teilhabe der Betroffenen einhergehen (Vrettou et al. 2025; Rawal et al. 2017). Bei etwa drei Viertel der Menschen, die wegen COVID-19 intensivmedizinisch behandelt und beatmet werden mussten, sind die Kriterien eines PICS erfüllt (Nanwani-Nanwani et al. 2022).

    Stand:  20.03.2025

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  • Im Zusammenhang mit einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion sind verschiedene gesundheitliche Langzeitfolgen (engl.: post-acute sequelae of COVID-19, PASC) beobachtet worden, die unter dem Begriff "Long COVID" zusammengefasst werden. Dabei wird über sehr unterschiedliche Beschwerden und Symptome berichtet, die in ihrer klinischen Ausprägung und ihrem Verlauf stark variieren, verschiedene Organsysteme betreffen und unterschiedliche Ursachen haben können. Hierzu zählt eine Vielfalt körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome, die einzeln oder auch in Kombination auftreten können und die Funktionsfähigkeit im Alltag und die Lebensqualität negativ beeinflussen. Darüber hinaus kann es auch zu umschriebenen Organschäden oder Neuerkrankungen an bestimmten chronischen Krankheiten kommen.

    Nach bisherigen Erkenntnissen ist daher davon auszugehen, dass es sich bei Long COVID nicht um ein einheitliches Krankheitsbild handelt – sodass auch Falldefinitionen und Empfehlungen zur Berücksichtigung bestimmter Krankheitsbilder zum Teil noch vorläufig sind und bislang keine einheitliche, international abgestimmte Definition vorliegt. Vorhandene Long COVID Definitionen sind größtenteils symptombasiert und unterscheiden sich v.a. je nach zeitlichem Bezug zur vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und Dauer der Beschwerden, sowie je nach Berücksichtigung von funktionellen Einschränkungen im Alltag. Aufgrund der unterschiedlichen Symptome und Beschwerde­bilder sind auch die zugrundeliegenden Krankheitsursachen und -mechanismen bislang nur unzureichend verstanden und nach vorliegenden Erkenntnissen stark von individuellen gesundheitlichen Vorbelastungen beeinflusst. Dank intensiver Forschung gibt es mittlerweile jedoch Hinweise darauf, dass u. a. Virus­persistenz und die Reaktivierung latenter Viren (z.B. Epstein-Barr-Virus), Immun­dysregulation und Autoimmun­prozesse, endotheliale Dysfunktion und persistierende Inflammation, mitochondriale Dysfunktion sowie Änderungen im Darm-Mikrobiom an der Entstehung gesund­heitlicher Langzeit­folgen beteiligt sind.

    Der Begriff "Long COVID" wurde zunächst in den sozialen Medien durch Personen geprägt, die nach einer SARS-CoV-2-Infektion über länger anhaltende gesundheitliche Einschränkungen berichteten. Eine erste Definition für Long COVID wurde im Jahr 2020 in der Leitlinienempfehlung des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) gegeben, basierend auf einem zeitlich-deskriptiven Ansatz. Demnach wird "Long COVID" definiert als gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2-Infektion von vier Wochen fortbestehen, wieder oder neu auftreten. Als Post-COVID-Syndrom werden Beschwerden bezeichnet, die noch mehr als 12 Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können. Somit umfasst "Long COVID" sowohl im Anschluss an eine akute COVID-19-Erkrankung 4 bis 12 Wochen nach Symptombeginn noch bestehende Symptome als auch das "Post-COVID-19-Syndrom". Im Oktober 2021 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach einem wissenschaftlich fundierten Abstimmungsprozess darüber hinaus eine vorläufige Falldefinition von Post-COVID-19 für Erwachsene, welche zunehmend in wissenschaftlichen Arbeiten zugrunde gelegt wird. Gemäß dieser Definition werden unter dem Begriff "Post-COVID-19-Syndrom" gesundheitliche Beschwerden zusammengefasst, die in längerem Abstand (in der Regel drei Monate) im Anschluss an eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion über längere Zeit fortbestehen oder neu auftreten und anderweitig nicht erklärbar sind. Dabei werden Symptome und gesundheitliche Einschränkungen berücksichtigt, die über mindestens zwei Monate anhalten oder auch wiederkehrend und in wechselnder Stärke auftreten und die im Allgemeinen mit Beeinträchtigungen der alltäglichen Funktionsfähigkeit einhergehen. Eine gesonderte Falldefinition von Post-COVID-19 für Kinder und Jugendliche wurde im Februar 2023 von der WHO veröffentlicht und berücksichtigt ebenfalls anhaltende, neu auftretende oder wiederkehrende gesundheitliche Beschwerden, die über mindestens zwei Monate bestehen und im Allgemeinen mit funktionellen Einschränkungen einhergehen. Da nach bisherigen Erkenntnissen auch milde oder gar symptomlose Verläufe einer SARS-CoV-2-Infektion mit entsprechenden Langzeitfolgen einhergehen können und gerade zu Anfang der Pandemie noch kein breites Testangebot verfügbar war, beziehen sich die beiden klinischen Falldefinitionen der WHO sowohl auf Personen mit Labornachweis einer SARS-CoV-2-Infektion, als auch auf Personen, für die eine SARS-CoV-2-Infektion aufgrund von Krankheits­symptomen oder auch engen Kontakten zu nachweislich Infizierten als wahrscheinlich angesehen werden kann. Die WHO weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich um vorläufige Falldefinitionen handelt, die in Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse fortlaufend aktualisiert werden müssen. Als Erweiterung der WHO Definition wurde im Juli 2024 eine Arbeitsdefinition der National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (NASAM) veröffentlicht, basierend auf dem aktuellen Forschungsstand. Dabei wird Long COVID nicht mehr anhand von Symptomen definiert – sondern erstmals als infektions-assoziierter chronischer Krankheitszustand verstanden, der mindestens ein Organsystem betrifft und über mind. drei Monate anhaltend, wiederkehrend, remittierend oder progressiv ist. Neben einzelnen oder multiplen Symptomen wird auch das Vorliegen einzelner oder multipler diagnostizierbarer Symptomkomplexe und Erkrankungen genannt, welche zudem auch nach unbemerkter SARS-CoV-2-Infektion auftreten können. Hierzu gehören neben einer Verschlechterung von vorbestehenden Grunderkrankungen auch Neuerkrankungen. Anders als bei der Falldefinition der WHO sowie der NICE Leitlinien­empfehlung ist demnach nicht erforderlich, dass die Beschwerden sich nicht durch eine andere Diagnose erklären lassen.

    Die im Mai 2024 aktualisierte deutsche S1-Leitlinie Long /Post-COVID – Living Guideline nimmt bei der Definition der Begrifflichkeiten eine zeitliche Abgrenzung zwischen Long COVID und dem Post-COVID-Syndrom in Anlehnung an NICE vor. Für die Diagnosestellung eines Post-COVID-Syndroms wird jedoch neben Symptomen, die nach einer COVID-19-Erkrankung oder deren Behandlung fortbestehen und neuen Symptomen, die als Folge der SARS-CoV-2-Infektion im Anschluss an die akute COVID-19-Erkrankung auftreten, als weitere mögliche Kategorie auch die Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung genannt. Darüber hinaus fordert die S1-Leitlinie ebenso wie die klinische Falldefinition der WHO, dass die Symptome mit "behandlungswürdiger" Einschränkung der Alltagsfunktion und Lebensqualität einhergehen.

    In Anlehnung an die NICE Leitlinienempfehlung und die NASAM Arbeitsdefinition wird in den FAQ der Begriff "Long COVID" verwendet um gesundheitliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion zu bezeichnen, da somit der gesamte Zeitraum jenseits der akuten Krankheitsphase sowie das gesamte Spektrum an möglichen Symptomen und Beschwerdebildern abgedeckt wird.

    Stand:  18.02.2025

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  • Die Sicherheit des Impfstoffs wird in allen Altersgruppen nach der Zulassung kontinuierlich genau beobachtet, sodass neu auffallende Impfreaktionen oder unerwünschte Ereignisse schnell entdeckt und bewertet werden können. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dafür zuständig.

    Wie bei jeder Impfung können auch nach der COVID-19-Impfung bei Kindern und Jugendlichen Impfreaktionen und unerwünschte Wirkungen auftreten. Insgesamt sind die lokalen und systemischen Impfreaktionen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vergleichbar. Impfreaktionen treten in der Regel kurz nach der Impfung auf und klingen innerhalb weniger Tage ab.

    Die häufigsten lokalen Impfreaktionen nach Impfungen sind Druckschmerzen, Rötung und Schwellung an der Einstichstelle. Als systemische Reaktionen sind unter anderem Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Appetitverlust sowie in manchen Fällen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Fieber möglich. Die Symptome sind in der Regel nur von kurzer Dauer.

    Nach Impfungen mit den monovalenten Wildtyp-mRNA-Impfstoffen (zugelassen ab 6 Monaten) und nach Impfungen mit Nuvaxovid wurden sehr seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) beschrieben. Nach der Impfung mit Spikevax trat dies etwas häufiger. Dieses Sicherheitssignal wurde für Jugendliche und junge Erwachsene ab 12 bis 30 Jahren bestätigt. Dementsprechend empfiehlt die STIKO, bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren vorzugsweise keine Spikevax-Impfstoffe zu verwenden. Tritt nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder mit Nuvaxovid eine Myo- oder Perikarditis auf, sollte in der Regel auf die Verabreichung weiterer Impfstoffdosen dieses Impfstofftyps verzichtet werden. Auf Basis der bisher verfügbaren Daten besteht bei den < 12-jährigen Kindern weder nach der Impfung mit Comirnaty noch nach der Impfung mit Spikevax ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Myo- oder Perikarditis. Entsprechend können nunmehr im Alter unter 12 Jahren beide mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und Spikevax) zur COVID-19-Impfung eingesetzt werden. Die STIKO wird die Datenlage zum Myokarditis-Risiko weiterhin sorgfältig prüfen und ihre Empfehlung ggf. anpassen.

    Trotz bislang begrenzter klinischer Studiendaten schätzt die STIKO die ab dem Alter von 6 Monaten zugelassenen Varianten-adaptierten Impfstoffe als sicher und gut verträglich ein. Diese Impfstoffe verwenden dieselbe mRNA- bzw. protein-basierte Plattform wie die millionenfach verwendeten Wildtyp-Impfstoffe. Daher sind nach Gabe der Varianten-angepassten Impfstoffe ähnliche Reaktionen zu erwarten wie nach der Gabe der ersten Generation der mRNA- bzw. Protein-basierten Impfstoffe.

    Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfung (Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung). In dieser Altersgruppe fällt die individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung anders aus. Es bestehen zwar weiterhin keine besonderen Sicherheitsbedenken bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen, doch potenzielle unerwünschte Ereignisse (wie z.B. Myokarditiden) können auch in dieser Altersgruppe nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden. Demgegenüber stehen die überwiegend milden oder asymptomatischen Krankheitsverläufe (inkl. potenzieller Langzeitfolgen) bei gesunden Kindern und Jugendlichen unter der Omikron-Variante. Da die COVID-19-Impfung aber vor allem schwere Infektionen und Hospitalisierungen verhindern kann, profitieren gesunde Kinder und Jugendliche von der COVID-19-Impfung insgesamt nur wenig.

    Weitere Informationen zur Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe finden Sie in den wissenschaftlichen Begründungen der STIKO zur COVID-19-Impfempfehlung, in den Sicherheitsberichten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sowie in den Fachinformationen.

    Stand:  11.01.2024

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  • Die COVID-19-Impfung bietet auch Kindern und Jugendlichen einen guten Schutz vor einer schweren Erkrankung.

    Ergebnisse von Zulassungsstudien (bei <5-Jährigen) sowie von Beobachtungsstudien, die nach der Impfstoffzulassung durchgeführt wurden, zeigen, dass die Schutzwirkung der COVID-19-Impfung gegenüber schweren COVID-19-Verläufen (d.h. COVID-19-bedingte Hospitalisierung oder Todesfälle) bereits nach einer vollständigen Grundimmunisierung hoch ist (2 bzw. 3 Impfstoffdosen je nach verwendetem Impfstoff). Durch Auffrischimpfungen kann der Impfschutz weiter erhöht werden.

    Im Unterschied dazu, vermittelt die COVID-19-Impfung nur einen moderaten Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen. Dieser Impfschutz nimmt nach wenigen Wochen bis Monaten jedoch deutlich ab.

    Die STIKO empfiehlt eine Basisimmunität und weitere Auffrischimpfungen nur für Kinder und Jugendliche mit Grundkrankheiten, die das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe erhöhen. Für die Auffrischimpfungen bei Kindern und Jugendlichen mit Grundkrankheiten sollen gemäß STIKO-Empfehlung präferenziell Varianten-adaptierte COVID-19-Impfstoffe verwendet werden.

    Für gesunde Kinder ist laut STIKO aufgrund des sehr geringen Risikos für schwere Verläufe keine Impfung notwendig (Details siehe " Was empfiehlt die STIKO für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 Monaten bis einschließlich 17 Jahren?").

    Stand:  18.09.2023

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  • Auch wenn COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen in der Regel nicht schwer verläuft, kann es in seltenen Fällen in Folge der Erkrankung zu schwerwiegenden Krankheitsmanifestationen kommen. So bestehen mit Long-COVID und dem sogenannten Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) zwei Krankheitsbilder, deren Langzeitprognosen noch nicht endgültig bekannt sind.

    Die Pathogenese (Krankheitsentstehung) von Long-COVID ist bisher nicht eindeutig geklärt. Die Langzeitsymptome können auch nach mildem Erkrankungsverlauf auftreten. Unter Personen, die schwer an COVID-19 erkrankt waren, ist das Auftreten von Long-COVID-Symptomen jedoch häufiger als nach milder akuter Erkrankung.

    Die Symptomatik ist sehr variabel und kann über Wochen bis Monate anhalten. Zu den häufigsten Symptomen gehören anhaltende Erschöpfungszustände (Fatigue), Atembeschwerden, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Konzentrations- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen und depressive Verstimmung.

    Bisher wurden größtenteils Studien zu Long-COVID bei Erwachsenen publiziert. Die Datenlage zu Long-COVID bei Kindern ist begrenzt und publizierte Studien inkl. systematischer Reviews weisen zum Teil erhebliche methodische Mängel auf (z. B. kleine Studienpopulation, Fehlen einer Kontrollgruppe, einer Falldefinition oder einer gesicherten SARS-CoV-2-Labordiagnose). Daher kann die Häufigkeit von Long-COVID bei Kindern derzeit noch nicht verlässlich erfasst werden. Insgesamt scheint Long-COVID für die Altersgruppe der Kinder eine geringere Bedeutung zu haben als für Jugendliche und Erwachsene.

    Einige Symptome von Long-COVID wie Konzentrations- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen und depressive Verstimmung sind zudem sehr unspezifisch und treten auch infolge von psychosozialen Belastungen während der Pandemie auf, zum Beispiel durch Ängste oder Isolation, unabhängig von SARS-CoV-2-Infektionen.

    Weitere Studien sind wichtig, um die Häufigkeit von Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen genauer zu untersuchen. In den von der STIKO analysierten Studien mit Kontrollgruppe waren Kinder mit SARS-CoV-2-Infektion nicht häufiger von Spätfolgen betroffen als Kinder ohne SARS-CoV-2-Infektion.

    Weitere Informationen zum Krankheitsbild von Long-COVID finden sich in den Long-COVID FAQ.

    PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) ist ein schweres entzündliches Krankheitsbild, das in seltenen Fällen bei Kindern und Jugendlichen i.d.R. 3-4 Wochen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 (auch nach asymptomatischer Infektion) beobachtet wurde. In vielen Fällen geht PIMS mit Schocksymptomatik und i.d.R. vorübergehender Herz-Kreislauf-Insuffizienz einher. Die Ursache der Entstehung der Erkrankung (Pathogenese) ist noch unklar. Das Krankheitsbild wird jedoch von den behandelnden Ärzt:innen zunehmend besser verstanden und ist inzwischen gut behandelbar.

    Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) definiert PIMS als Fälle, bei denen neben Fieber, erhöhte systemische Entzündungsparameter, mindestens zwei Organbeteiligungen und eine aktuelle oder stattgehabte SARS-CoV-2-Infektion oder ein SARS-CoV-2-Kontakt nachzuweisen waren, sowie andere infektiologische Ursachen ausgeschlossen werden konnten. Zwischen Mai 2020 und Oktober 2022 wurden insgesamt 909 Kinder und Jugendliche gemeldet, die diese Falldefinition erfüllten. Der Erkrankungsverlauf war trotz des schweren Krankheitsbildes meist günstig, tödliche PIMS-Verläufe wurden in Deutschland bisher nicht gemeldet.

    Das Risiko eines Infizierten an einem PIMS zu erkranken, ist stark abhängig von der SARS-CoV-2-Variante. Im Vergleich zu der Wuhan- und Alpha-Variante von 2020 ist das Risiko unter Delta etwa fünfmal geringer und unter Omikron 15- bis 20-fach reduziert. Dieser Effekt ist in allen Altersgruppen gleich und nicht abhängig von der Impfquote. Bezogen auf das absolute PIMS-Risiko von 1:4.000 unter der Wuhan und Alpha Variante ergibt sich für die aktuell zirkulierenden Varianten demnach ein PIMS Risiko von etwa 1:60.000 bis 1:80.000. Zu beachten ist allerdings, dass sich dieses Risiko auf immunnaive Kinder und Jugendliche bezieht, die es praktisch nicht mehr gibt. Das reale Risiko dürfte daher noch einmal geringer sein.

    Stand:  28.03.2023

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  • Nein. Auch wenn die antimikrobielle/antiinfektive (antibiotische oder antivirale) Wirkung noch vorhanden ist, wurde die letzte Dosis dieser Antibiotika-/Virostatikabehandlung am Tag vor der Erhebung verabreicht. Es sollten nur antimikrobielle/antiinfektive (antibiotische oder antivirale) Arzneimittel erfasst werden, die am Tag der Erhebung verabreicht wurden oder verabreicht werden sollen.

    Stand:  14.05.2024

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