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  • In der Regel stellen Hausärztinnen und -ärzte die primäre Anlaufstelle für die Diagnostik und Versorgung von Menschen mit Long COVID dar. Da es sich bei Long COVID um eine Multisystemerkrankung handelt, kann zudem eine interdisziplinäre Versorgung mit enger Kooperation zwischen hausärztlichen und fachärztlich spezialisierten Versorgern notwendig sein. Je nach individuellem Bedarf binden die koordinierenden Hausärztinnen und -ärzte daher weitere Facharztgruppen und Gesundheitsberufsgruppen in die Behandlung mit ein. Für eine verbesserte, bedarfsgerechte und zeitnahe Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID oder einem Verdacht auf Long COVID wurde Ende 2023 die Long-COVID-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) veröffentlicht. Diese beschreibt den Ablauf der Diagnostik und Behandlung (sog. Versorgungspfade) und legt Regelungen für die berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung fest, welche – in Abhängigkeit von der Art, Schwere und Komplexität der Beschwerden – in den drei Ebenen der hausärztlichen, fachärztlichen und spezialisierten ambulanten Versorgung (durch sog. Spezialambulanzen für Schwerstbetroffene oder Patientinnen und Patienten mit komplexem Versorgungsbedarf) erfolgen kann. Zur Umsetzung der G-BA-Richtlinie bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID oder einem Verdacht auf Long COVID wurden zu Beginn des Jahres 2025 mehrere neue Leistungen für die Behandlungsvergütung in den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) aufgenommen, darunter auch Leistungen und Zuschläge für besonders schwer betroffene Fälle. 

    Einen ersten diagnostisch-therapeutischen Leitfaden mit Empfehlungen zur Basisdiagnostik und zur Einordnung von Beschwerden bietet die S1-Leitlinie Long/ Post-COVID, welche unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin sowie mit Beteiligung von 36 weiteren Fachgesellschaften erarbeitet wurde. Da Long COVID und die zugrunde liegenden Mechanismen noch unzureichend verstanden sind, gibt es bislang keine spezifischen diagnostischen Marker (Mess- oder Laborparameter), sodass die Diagnose von Long COVID (ICD-Kode U09.9! Post-COVID-19-Zustand, nicht näher bezeichnet) klinisch gestellt werden muss. Dabei stellt auch die differentialdiagnostische Abgrenzung direkter somatischer und psychischer Krankheitsfolgen von vorbestehender Morbidität und pandemiebedingten psychosozialen Folgen eine große Herausforderung dar. Gemäß der S1-Leitlinie kann zudem eine weiterführende spezialärztliche Abklärung angezeigt sein, wenn die Einschränkungen länger als drei Monate anhalten. 

    Die Behandlung von Long COVID erfolgt bislang symptomorientiert, wobei ein individueller Behandlungsplan auf die spezifischen Bedürfnisse und Beschwerden der Betroffenen abgestimmt werden sollte. Dabei ist beispielsweise zu beachten, dass bei Vorliegen von Belastungsintoleranz (sog. Post-Exertionelle Malaise) die Gefahr einer Symptomverschlechterung nach körperlicher oder geistiger Belastung besteht. Eine spezifische medikamentöse Behandlung existiert derzeit nicht, u. a. aufgrund der noch unklaren Pathomechanismen und der Vielfalt der möglichen Symptome und Beschwerden. Die vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) einberufene Expertengruppe Expertengruppe „Long COVID Off-Label-Use“ beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erarbeitet derzeit evidenzbasierte Empfehlungen zu Medikamenten für die Behandlung von Long COVID, die eigentlich für andere Anwendungsgebiete zugelassen sind – also im sog. "Off-Label-Use" eingesetzt werden können. Für die symptomorientierte Arzneimitteltherapie (In-Label-Use) veröffentlichte die Expertengruppe im September 2024 bereits einen Therapie-Kompass für Long COVID, basierend auf den aktuellen Leitlinien und dem deutschen Versorgungskontext. Darüber hinaus führt die Nationale Klinische Studien Gruppe (NKSG) als interdisziplinäres Netzwerk von Ärztinnen und Ärzten sowie Forschenden klinische Studien mit Arzneimitteln und medizinischen Verfahren für die Behandlung von Long COVID und Myalgischer Encephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) durch. Um die Versorgung von Long COVID zu verbessern, sind außerdem international sowie in Deutschland eine Vielzahl an Medikamenten- und Therapiestudien angelaufen. 

    Auch Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil der klinischen Versorgung von Patienten mit Long COVID (siehe S1-Leitlinie Long/ Post-COVID; World Health Organization Long COVID Rehabilitation Guidelines). Die Deutsche Rentenversicherung hat gemeinsam mit Expertinnen und Experten ein Eckpunktepapier mit Qualitätsanforderungen für die medizinische Rehabilitation bei Post-COVID vorgelegt. Des Weiteren nimmt eine S2k-Leitlinie COVID-19 und (Früh-) Rehabilitation ausführlich Stellung zur Rehabilitation nach COVID-19 und gibt dabei auch Praxisempfehlungen für die Rehabilitation bei Long COVID – einschließlich Frührehabilitation, ambulanter und Langzeitbetreuung. Eine medizinische Rehabilitation sollte individuell an die jeweiligen Symptome der Betroffenen angepasst werden – beispielsweise als pneumologische oder neurologische Rehabilitation (Gloeckl et al. 2023; Koczulla et al. 2024). 

    Um Angebote zur psychosozialen Unterstützung, medizinischen Versorgung und Rehabilitationsmaßnahmen bei Long COVID bedarfsgerecht anbieten zu können ist es wichtig zu wissen, in welchem Ausmaß Menschen mit Long COVID gesundheitsbedingte Einschränkungen ihrer Lebensqualität sowie ihrer alltäglichen Funktions- und Leistungsfähigkeit erleben und das Versorgungssystem in Anspruch nehmen. Nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) wurde die höchste ambulante Behandlungsprävalenz für Long COVID (ICD-Kode U09.9!) im zweiten Quartal 2022 mit 371.705 Fällen (0,5 %, 50 je 10.000 GKV-Versicherte) beobachtet, seitdem sind die Zahlen rückläufig. Dabei scheint der Großteil der Personen mit einem solchen Post-COVID-Kode als Behandlungsdiagnose jedoch keine längerfristige Behandlung zu benötigen: Im Zeitraum von Januar bis September 2021 musste weniger als ein Fünftel der Patientinnen und Patienten in mehr als zwei Quartalen behandelt werden. Aktuelle Daten des Zi zeigen zudem, dass im 2. Quartal des Jahres 2024 fast drei Viertel (73 %) der Post-COVID-Patientinnen und -Patienten hausärztlich versorgt wurden. Dies geht mit einem erhöhten Versorgungsaufwand für die betroffenen Praxen und spezifischen Informationsbedarfen (z.B. zu Medikation, Pathophysiologie und Rehabilitation) einher. Eine Sekundärdatenanalyse medizinischer Rehabilitationen bei Long COVID in Trägerschaft der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zeigt zudem, dass im Jahr 2021 fast zwei Drittel der Rehabilitationen (64,4%) aufgrund von COVID-19-Folgeerkrankungen in einer Fachabteilung für Pneumologie durchgeführt wurden. Darüber hinaus zeigte eine Online-Befragung medizinischer Reha-Einrichtungen in Deutschland, die im Reha-Einrichtungsverzeichnis der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e. V. (BAR) gelistet sind, dass die Reha-Einrichtungen im Jahr 2021 überwiegend auf die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Long COVID vorbereitet waren – fehlende Kapazitäten wurden insbesondere von pneumologische Fachabteilungen berichtet. Anhand der bisher zur Verfügung stehenden Daten (Abrechnungsdaten, Reha-Daten) lassen sich Auswirkungen von Long COVID auf das Gesundheitssystem sowie bestehende Versorgungsbedarfe jedoch nicht genau abschätzen. Beispielsweise können gesundheitliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion auch dann eine Inanspruchnahme des Versorgungssystems begründen, wenn diese nicht als Post-COVID-19-Zustand (ICD-Kode U09.9!) erkannt und dokumentiert werden. 

    Stand:  25.03.2025

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  • Bei Long COVID handelt es sich nicht um ein einheitliches Krankheitsbild, sondern um verschiedene mögliche gesundheitliche Langzeitfolgen einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion. Hierzu zählt eine Vielzahl an körperlichen, kognitiven und psychischen Symptomen und Beschwerden, die sich in ihrer klinischen Ausprägung und ihrem Verlauf stark unterscheiden, einzeln oder in Kombination auftreten können und mit einer Beeinträchtigung der Lebensqualität und Einschränkungen der Funktionsfähigkeit im Alltag einhergehen. Eine Liste gesundheitlicher Symptome und Beschwerden, welche die WHO Definitionskriterien eines Post-COVID-19-Zustands bei Erwachsenen erfüllen, wurde als Anhang zur Definition veröffentlicht (WHO 2021). Darüber hinaus haben Expertinnen und Experten im Rahmen eines internationalen Delphi-Abstimmungsverfahrens sowie in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern von Patientenorganisationen charakteristische Symptome und Einschränkungen für Long COVID identifiziert. Wie bereits nach anderen Virusinfektionen beobachtet, stehen dabei vor allem systemische Beschwerden wie hochgradige Erschöpfung und Belastungsintoleranz (sog. Fatigue) und kognitive Einschränkungen wie z. B. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme (sog. „brain fog“) im Vordergrund – aber auch anhaltende respiratorische Beschwerden wie Kurzatmigkeit und persistierender Husten (z. B. Hanson et al. 2022; Salzmann et al. 2025). In einer Meta-Analyse mit kontrollierten Studien ließ sich zudem ein erhöhtes Risiko für weitere anhaltende Symptome nach SARS-CoV-2-Infektion im Vergleich zu Nicht-Infizierten identifizieren, wie z. B. Geruchs- und Geschmacksveränderungen, Schlafstörungen, und Palpitationen (Herzklopfen oder -stolpern). Nach Angaben der RECOVER-Initiative der US-National Institutes of Health geht das Vorliegen von multiplen Symptomen unterschiedlicher Organsysteme mit den stärksten Beeinträchtigungen von Lebensqualität, Funktionsfähigkeit und körperlicher Gesundheit bei Long COVID einher. 

    Bei einem Teil der Personen entwickelt sich infolge der SARS-CoV-2-Infektion zudem ein Symptomkomplex, der Ähnlichkeit mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom, ME/CFS) aufweist (Wong et al. 2021). Die Ursachen für ME/CFS sind bislang ungeklärt, aber Immunreaktionen nach Virusinfektionen spielen nach bisherigen Erkenntnissen eine wichtige Rolle. Schwere chronische Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Funktionsfähigkeit und eine ausgeprägte Verschlechterung nach leichter körperlicher Belastung (sog. Post-Exertionelle Malaise, PEM) sind charakteristisch für das Krankheitsbild einer ME/CFS und haben bleibende Einschränkungen bei der Ausübung von Alltagsfunktionen, sowie Verluste an Lebensqualität und gesellschaftlicher Teilhabe zur Folge (Kedor et al. 2022). Bislang ist unklar, wie groß der Anteil von Menschen mit ME/CFS nach einer SARS-CoV-2-Infektion ist. Durch die Größenordnung der Pandemie ist in den nächsten Jahren jedoch von einer Zunahme an ME/CFS-Fällen in der Bevölkerung auszugehen. Ein aktuelles systematisches Review mit Meta-Analyse klinischer Studien schätzt, dass etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten mit diagnostiziertem Long COVID und anhaltenden Symptomen im Zeitraum von mind. vier Monaten nach vorangegangener Infektion die Kriterien für ME/CFS erfüllen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass sich diese Schätzung auf eher schwer und anhaltend von Long COVID Betroffene bezieht. 

    Darüber hinaus haben epidemiologische und klinische Beobachtungsstudien zahlreiche weitere mögliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2 Infektion beschrieben, darunter seltene Organschädigungen und neu auftretende chronische, nicht-übertragbare Krankheiten  – auch bei Personen ohne schweren COVID-19-Verlauf oder mit unbemerkter SARS-CoV-2-Infektion (Al-Aly et al. 2024; Peluso & Deeks 2024; Franco et al. 2024; Cai et al. 2024; Bowe et al. 2023; Greer et al. 2022; Lam et al. 2023). Hierzu zählen u. a. chronische Schädigungen und Erkrankungen der Lunge, neurologische Manifestationen und neurodegenerative Erkrankungen (z. B. Demenz), Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus), Autoimmunerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diagnostizierbare Symptomkomplexe und (Neu-)Erkrankungen sind daher auch Bestandteil der im Juli 2024 veröffentlichten Arbeitsdefinition von Long COVID der National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (NASAM).  

    Auch eine Analyse von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland zeigte, dass mehr als drei Monate nach einer dokumentierten SARS-CoV-2-Infektion signifikant häufiger neue Symptome und Erkrankungen diagnostiziert wurden als bei Vergleichspersonen ohne dokumentierte Infektion. Signifikante Zusammenhänge mit COVID-19 wurden auch bei milden Verläufen für körperliche und psychische Erkrankungen sowie für eine Vielzahl unterschiedlicher Organsysteme und Symptomkomplexe beobachtet. Die Stärke des Zusammenhangs nahm mit zunehmendem Schwere- bzw. Behandlungsgrad (ambulante, stationäre, intensivmedizinische Behandlung) von COVID-19 zu. Dabei zeigte sich auch ein etwa dreifach höheres Risiko für das chronische Erschöpfungssyndrom ME/CFS nach einer COVID-19-Erkrankung im Vergleich zu Nicht-Infizierten. Zusätzliche Analysen zur Persistenz von Long COVID innerhalb von 18 Monaten zeigten zudem, dass insbesondere schwerwiegendere Erkrankungen wie ME/CFS in der COVID-19-Gruppe weit häufiger waren und länger persistierten als in der Kontrollgruppe ohne bekannte SARS-CoV-2 Infektion. Außerdem wurde anhand der GKV-Daten eine höhere Rate neu diagnostizierter Autoimmunerkrankungen in der COVID-19-Kohorte als in der Kontrollkohorte berichtet. Auch für Neurodermitis gab es mehr neue Diagnosen nach einer SARS-CoV-2 Infektion. 

    Aufgrund der Vielfalt des Beschwerdebildes ist es derzeit besonders dringlich, die ursächlichen Zusammenhänge und Krankheitsmechanismen von Long COVID zu untersuchen – nur so lassen sich wirksame Diagnostik- und Therapieansätze entwickeln. Dabei ist auch die Abgrenzung zwischen dem sog. ‚Post-Intensive-Care-Syndrome‘ (PICS) und Long COVID bei Patientinnen und Patienten mit gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer intensivmedizinischen Behandlung infolge von COVID-19 relevant (S1-Leitlinie Long/ Post-COVID). Zu den Symptomen eines PICS zählen anhaltende muskuläre Schwäche, sowie kognitive und emotionale Störungen, welche mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie der Teilhabe der Betroffenen einhergehen (Vrettou et al. 2025; Rawal et al. 2017). Bei etwa drei Viertel der Menschen, die wegen COVID-19 intensivmedizinisch behandelt und beatmet werden mussten, sind die Kriterien eines PICS erfüllt (Nanwani-Nanwani et al. 2022).

    Stand:  20.03.2025

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  • Im Zusammenhang mit einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion sind verschiedene gesundheitliche Langzeitfolgen (engl.: post-acute sequelae of COVID-19, PASC) beobachtet worden, die unter dem Begriff "Long COVID" zusammengefasst werden. Dabei wird über sehr unterschiedliche Beschwerden und Symptome berichtet, die in ihrer klinischen Ausprägung und ihrem Verlauf stark variieren, verschiedene Organsysteme betreffen und unterschiedliche Ursachen haben können. Hierzu zählt eine Vielfalt körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome, die einzeln oder auch in Kombination auftreten können und die Funktionsfähigkeit im Alltag und die Lebensqualität negativ beeinflussen. Darüber hinaus kann es auch zu umschriebenen Organschäden oder Neuerkrankungen an bestimmten chronischen Krankheiten kommen.

    Nach bisherigen Erkenntnissen ist daher davon auszugehen, dass es sich bei Long COVID nicht um ein einheitliches Krankheitsbild handelt – sodass auch Falldefinitionen und Empfehlungen zur Berücksichtigung bestimmter Krankheitsbilder zum Teil noch vorläufig sind und bislang keine einheitliche, international abgestimmte Definition vorliegt. Vorhandene Long COVID Definitionen sind größtenteils symptombasiert und unterscheiden sich v.a. je nach zeitlichem Bezug zur vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und Dauer der Beschwerden, sowie je nach Berücksichtigung von funktionellen Einschränkungen im Alltag. Aufgrund der unterschiedlichen Symptome und Beschwerde­bilder sind auch die zugrundeliegenden Krankheitsursachen und -mechanismen bislang nur unzureichend verstanden und nach vorliegenden Erkenntnissen stark von individuellen gesundheitlichen Vorbelastungen beeinflusst. Dank intensiver Forschung gibt es mittlerweile jedoch Hinweise darauf, dass u. a. Virus­persistenz und die Reaktivierung latenter Viren (z.B. Epstein-Barr-Virus), Immun­dysregulation und Autoimmun­prozesse, endotheliale Dysfunktion und persistierende Inflammation, mitochondriale Dysfunktion sowie Änderungen im Darm-Mikrobiom an der Entstehung gesund­heitlicher Langzeit­folgen beteiligt sind.

    Der Begriff "Long COVID" wurde zunächst in den sozialen Medien durch Personen geprägt, die nach einer SARS-CoV-2-Infektion über länger anhaltende gesundheitliche Einschränkungen berichteten. Eine erste Definition für Long COVID wurde im Jahr 2020 in der Leitlinienempfehlung des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) gegeben, basierend auf einem zeitlich-deskriptiven Ansatz. Demnach wird "Long COVID" definiert als gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2-Infektion von vier Wochen fortbestehen, wieder oder neu auftreten. Als Post-COVID-Syndrom werden Beschwerden bezeichnet, die noch mehr als 12 Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können. Somit umfasst "Long COVID" sowohl im Anschluss an eine akute COVID-19-Erkrankung 4 bis 12 Wochen nach Symptombeginn noch bestehende Symptome als auch das "Post-COVID-19-Syndrom". Im Oktober 2021 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach einem wissenschaftlich fundierten Abstimmungsprozess darüber hinaus eine vorläufige Falldefinition von Post-COVID-19 für Erwachsene, welche zunehmend in wissenschaftlichen Arbeiten zugrunde gelegt wird. Gemäß dieser Definition werden unter dem Begriff "Post-COVID-19-Syndrom" gesundheitliche Beschwerden zusammengefasst, die in längerem Abstand (in der Regel drei Monate) im Anschluss an eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion über längere Zeit fortbestehen oder neu auftreten und anderweitig nicht erklärbar sind. Dabei werden Symptome und gesundheitliche Einschränkungen berücksichtigt, die über mindestens zwei Monate anhalten oder auch wiederkehrend und in wechselnder Stärke auftreten und die im Allgemeinen mit Beeinträchtigungen der alltäglichen Funktionsfähigkeit einhergehen. Eine gesonderte Falldefinition von Post-COVID-19 für Kinder und Jugendliche wurde im Februar 2023 von der WHO veröffentlicht und berücksichtigt ebenfalls anhaltende, neu auftretende oder wiederkehrende gesundheitliche Beschwerden, die über mindestens zwei Monate bestehen und im Allgemeinen mit funktionellen Einschränkungen einhergehen. Da nach bisherigen Erkenntnissen auch milde oder gar symptomlose Verläufe einer SARS-CoV-2-Infektion mit entsprechenden Langzeitfolgen einhergehen können und gerade zu Anfang der Pandemie noch kein breites Testangebot verfügbar war, beziehen sich die beiden klinischen Falldefinitionen der WHO sowohl auf Personen mit Labornachweis einer SARS-CoV-2-Infektion, als auch auf Personen, für die eine SARS-CoV-2-Infektion aufgrund von Krankheits­symptomen oder auch engen Kontakten zu nachweislich Infizierten als wahrscheinlich angesehen werden kann. Die WHO weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich um vorläufige Falldefinitionen handelt, die in Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse fortlaufend aktualisiert werden müssen. Als Erweiterung der WHO Definition wurde im Juli 2024 eine Arbeitsdefinition der National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (NASAM) veröffentlicht, basierend auf dem aktuellen Forschungsstand. Dabei wird Long COVID nicht mehr anhand von Symptomen definiert – sondern erstmals als infektions-assoziierter chronischer Krankheitszustand verstanden, der mindestens ein Organsystem betrifft und über mind. drei Monate anhaltend, wiederkehrend, remittierend oder progressiv ist. Neben einzelnen oder multiplen Symptomen wird auch das Vorliegen einzelner oder multipler diagnostizierbarer Symptomkomplexe und Erkrankungen genannt, welche zudem auch nach unbemerkter SARS-CoV-2-Infektion auftreten können. Hierzu gehören neben einer Verschlechterung von vorbestehenden Grunderkrankungen auch Neuerkrankungen. Anders als bei der Falldefinition der WHO sowie der NICE Leitlinien­empfehlung ist demnach nicht erforderlich, dass die Beschwerden sich nicht durch eine andere Diagnose erklären lassen.

    Die im Mai 2024 aktualisierte deutsche S1-Leitlinie Long /Post-COVID – Living Guideline nimmt bei der Definition der Begrifflichkeiten eine zeitliche Abgrenzung zwischen Long COVID und dem Post-COVID-Syndrom in Anlehnung an NICE vor. Für die Diagnosestellung eines Post-COVID-Syndroms wird jedoch neben Symptomen, die nach einer COVID-19-Erkrankung oder deren Behandlung fortbestehen und neuen Symptomen, die als Folge der SARS-CoV-2-Infektion im Anschluss an die akute COVID-19-Erkrankung auftreten, als weitere mögliche Kategorie auch die Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung genannt. Darüber hinaus fordert die S1-Leitlinie ebenso wie die klinische Falldefinition der WHO, dass die Symptome mit "behandlungswürdiger" Einschränkung der Alltagsfunktion und Lebensqualität einhergehen.

    In Anlehnung an die NICE Leitlinienempfehlung und die NASAM Arbeitsdefinition wird in den FAQ der Begriff "Long COVID" verwendet um gesundheitliche Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion zu bezeichnen, da somit der gesamte Zeitraum jenseits der akuten Krankheitsphase sowie das gesamte Spektrum an möglichen Symptomen und Beschwerdebildern abgedeckt wird.

    Stand:  18.02.2025

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  • Die Sicherheit des Impfstoffs wird in allen Altersgruppen nach der Zulassung kontinuierlich genau beobachtet, sodass neu auffallende Impfreaktionen oder unerwünschte Ereignisse schnell entdeckt und bewertet werden können. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dafür zuständig.

    Wie bei jeder Impfung können auch nach der COVID-19-Impfung bei Kindern und Jugendlichen Impfreaktionen und unerwünschte Wirkungen auftreten. Insgesamt sind die lokalen und systemischen Impfreaktionen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vergleichbar. Impfreaktionen treten in der Regel kurz nach der Impfung auf und klingen innerhalb weniger Tage ab.

    Die häufigsten lokalen Impfreaktionen nach Impfungen sind Druckschmerzen, Rötung und Schwellung an der Einstichstelle. Als systemische Reaktionen sind unter anderem Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Appetitverlust sowie in manchen Fällen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Fieber möglich. Die Symptome sind in der Regel nur von kurzer Dauer.

    Nach Impfungen mit den monovalenten Wildtyp-mRNA-Impfstoffen (zugelassen ab 6 Monaten) und nach Impfungen mit Nuvaxovid wurden sehr seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) beschrieben. Nach der Impfung mit Spikevax trat dies etwas häufiger. Dieses Sicherheitssignal wurde für Jugendliche und junge Erwachsene ab 12 bis 30 Jahren bestätigt. Dementsprechend empfiehlt die STIKO, bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren vorzugsweise keine Spikevax-Impfstoffe zu verwenden. Tritt nach einer Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder mit Nuvaxovid eine Myo- oder Perikarditis auf, sollte in der Regel auf die Verabreichung weiterer Impfstoffdosen dieses Impfstofftyps verzichtet werden. Auf Basis der bisher verfügbaren Daten besteht bei den < 12-jährigen Kindern weder nach der Impfung mit Comirnaty noch nach der Impfung mit Spikevax ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Myo- oder Perikarditis. Entsprechend können nunmehr im Alter unter 12 Jahren beide mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und Spikevax) zur COVID-19-Impfung eingesetzt werden. Die STIKO wird die Datenlage zum Myokarditis-Risiko weiterhin sorgfältig prüfen und ihre Empfehlung ggf. anpassen.

    Trotz bislang begrenzter klinischer Studiendaten schätzt die STIKO die ab dem Alter von 6 Monaten zugelassenen Varianten-adaptierten Impfstoffe als sicher und gut verträglich ein. Diese Impfstoffe verwenden dieselbe mRNA- bzw. protein-basierte Plattform wie die millionenfach verwendeten Wildtyp-Impfstoffe. Daher sind nach Gabe der Varianten-angepassten Impfstoffe ähnliche Reaktionen zu erwarten wie nach der Gabe der ersten Generation der mRNA- bzw. Protein-basierten Impfstoffe.

    Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfung (Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung). In dieser Altersgruppe fällt die individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung anders aus. Es bestehen zwar weiterhin keine besonderen Sicherheitsbedenken bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen, doch potenzielle unerwünschte Ereignisse (wie z.B. Myokarditiden) können auch in dieser Altersgruppe nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden. Demgegenüber stehen die überwiegend milden oder asymptomatischen Krankheitsverläufe (inkl. potenzieller Langzeitfolgen) bei gesunden Kindern und Jugendlichen unter der Omikron-Variante. Da die COVID-19-Impfung aber vor allem schwere Infektionen und Hospitalisierungen verhindern kann, profitieren gesunde Kinder und Jugendliche von der COVID-19-Impfung insgesamt nur wenig.

    Weitere Informationen zur Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe finden Sie in den wissenschaftlichen Begründungen der STIKO zur COVID-19-Impfempfehlung, in den Sicherheitsberichten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sowie in den Fachinformationen.

    Stand:  11.01.2024

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  • Die COVID-19-Impfung bietet auch Kindern und Jugendlichen einen guten Schutz vor einer schweren Erkrankung.

    Ergebnisse von Zulassungsstudien (bei <5-Jährigen) sowie von Beobachtungsstudien, die nach der Impfstoffzulassung durchgeführt wurden, zeigen, dass die Schutzwirkung der COVID-19-Impfung gegenüber schweren COVID-19-Verläufen (d.h. COVID-19-bedingte Hospitalisierung oder Todesfälle) bereits nach einer vollständigen Grundimmunisierung hoch ist (2 bzw. 3 Impfstoffdosen je nach verwendetem Impfstoff). Durch Auffrischimpfungen kann der Impfschutz weiter erhöht werden.

    Im Unterschied dazu, vermittelt die COVID-19-Impfung nur einen moderaten Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen. Dieser Impfschutz nimmt nach wenigen Wochen bis Monaten jedoch deutlich ab.

    Die STIKO empfiehlt eine Basisimmunität und weitere Auffrischimpfungen nur für Kinder und Jugendliche mit Grundkrankheiten, die das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe erhöhen. Für die Auffrischimpfungen bei Kindern und Jugendlichen mit Grundkrankheiten sollen gemäß STIKO-Empfehlung präferenziell Varianten-adaptierte COVID-19-Impfstoffe verwendet werden.

    Für gesunde Kinder ist laut STIKO aufgrund des sehr geringen Risikos für schwere Verläufe keine Impfung notwendig (Details siehe " Was empfiehlt die STIKO für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 Monaten bis einschließlich 17 Jahren?").

    Stand:  18.09.2023

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  • Auch wenn COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen in der Regel nicht schwer verläuft, kann es in seltenen Fällen in Folge der Erkrankung zu schwerwiegenden Krankheitsmanifestationen kommen. So bestehen mit Long-COVID und dem sogenannten Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) zwei Krankheitsbilder, deren Langzeitprognosen noch nicht endgültig bekannt sind.

    Die Pathogenese (Krankheitsentstehung) von Long-COVID ist bisher nicht eindeutig geklärt. Die Langzeitsymptome können auch nach mildem Erkrankungsverlauf auftreten. Unter Personen, die schwer an COVID-19 erkrankt waren, ist das Auftreten von Long-COVID-Symptomen jedoch häufiger als nach milder akuter Erkrankung.

    Die Symptomatik ist sehr variabel und kann über Wochen bis Monate anhalten. Zu den häufigsten Symptomen gehören anhaltende Erschöpfungszustände (Fatigue), Atembeschwerden, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Konzentrations- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen und depressive Verstimmung.

    Bisher wurden größtenteils Studien zu Long-COVID bei Erwachsenen publiziert. Die Datenlage zu Long-COVID bei Kindern ist begrenzt und publizierte Studien inkl. systematischer Reviews weisen zum Teil erhebliche methodische Mängel auf (z. B. kleine Studienpopulation, Fehlen einer Kontrollgruppe, einer Falldefinition oder einer gesicherten SARS-CoV-2-Labordiagnose). Daher kann die Häufigkeit von Long-COVID bei Kindern derzeit noch nicht verlässlich erfasst werden. Insgesamt scheint Long-COVID für die Altersgruppe der Kinder eine geringere Bedeutung zu haben als für Jugendliche und Erwachsene.

    Einige Symptome von Long-COVID wie Konzentrations- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen und depressive Verstimmung sind zudem sehr unspezifisch und treten auch infolge von psychosozialen Belastungen während der Pandemie auf, zum Beispiel durch Ängste oder Isolation, unabhängig von SARS-CoV-2-Infektionen.

    Weitere Studien sind wichtig, um die Häufigkeit von Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen genauer zu untersuchen. In den von der STIKO analysierten Studien mit Kontrollgruppe waren Kinder mit SARS-CoV-2-Infektion nicht häufiger von Spätfolgen betroffen als Kinder ohne SARS-CoV-2-Infektion.

    Weitere Informationen zum Krankheitsbild von Long-COVID finden sich in den Long-COVID FAQ.

    PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) ist ein schweres entzündliches Krankheitsbild, das in seltenen Fällen bei Kindern und Jugendlichen i.d.R. 3-4 Wochen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 (auch nach asymptomatischer Infektion) beobachtet wurde. In vielen Fällen geht PIMS mit Schocksymptomatik und i.d.R. vorübergehender Herz-Kreislauf-Insuffizienz einher. Die Ursache der Entstehung der Erkrankung (Pathogenese) ist noch unklar. Das Krankheitsbild wird jedoch von den behandelnden Ärzt:innen zunehmend besser verstanden und ist inzwischen gut behandelbar.

    Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) definiert PIMS als Fälle, bei denen neben Fieber, erhöhte systemische Entzündungsparameter, mindestens zwei Organbeteiligungen und eine aktuelle oder stattgehabte SARS-CoV-2-Infektion oder ein SARS-CoV-2-Kontakt nachzuweisen waren, sowie andere infektiologische Ursachen ausgeschlossen werden konnten. Zwischen Mai 2020 und Oktober 2022 wurden insgesamt 909 Kinder und Jugendliche gemeldet, die diese Falldefinition erfüllten. Der Erkrankungsverlauf war trotz des schweren Krankheitsbildes meist günstig, tödliche PIMS-Verläufe wurden in Deutschland bisher nicht gemeldet.

    Das Risiko eines Infizierten an einem PIMS zu erkranken, ist stark abhängig von der SARS-CoV-2-Variante. Im Vergleich zu der Wuhan- und Alpha-Variante von 2020 ist das Risiko unter Delta etwa fünfmal geringer und unter Omikron 15- bis 20-fach reduziert. Dieser Effekt ist in allen Altersgruppen gleich und nicht abhängig von der Impfquote. Bezogen auf das absolute PIMS-Risiko von 1:4.000 unter der Wuhan und Alpha Variante ergibt sich für die aktuell zirkulierenden Varianten demnach ein PIMS Risiko von etwa 1:60.000 bis 1:80.000. Zu beachten ist allerdings, dass sich dieses Risiko auf immunnaive Kinder und Jugendliche bezieht, die es praktisch nicht mehr gibt. Das reale Risiko dürfte daher noch einmal geringer sein.

    Stand:  28.03.2023

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  • Nein. Auch wenn die antimikrobielle/antiinfektive (antibiotische oder antivirale) Wirkung noch vorhanden ist, wurde die letzte Dosis dieser Antibiotika-/Virostatikabehandlung am Tag vor der Erhebung verabreicht. Es sollten nur antimikrobielle/antiinfektive (antibiotische oder antivirale) Arzneimittel erfasst werden, die am Tag der Erhebung verabreicht wurden oder verabreicht werden sollen.

    Stand:  14.05.2024

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  • Studien zeigen, dass das Risiko für Long COVID durch das Zusammenspiel einer Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird. Im Folgenden werden die wichtigsten Risiko- und Schutzfaktoren näher beschrieben.

    Bisherige klinische und epidemiologische Studien zu Long COVID zeigen mit großer Übereinstimmung, dass Long COVID auch nach einem milden oder symptomarmen Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion auftreten kann. Systematische Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen zeigen jedoch, dass das Risiko für Long COVID bei schwerer akuter COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung sowie bei einer längeren Dauer des Krankenhausaufenthalts aufgrund von COVID-19 höher ist (Luo et al. 2024; Muley et al. 2024). Auch eine Reihe von bestehenden gesundheitlichen Beschwerden und Vorerkrankungen wie z. B. Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes oder Adipositas können das Risiko für Long COVID nach einer SARS-CoV-2-Infektion erhöhen. Dies ist ebenso für Kinder und Jugendliche beschrieben (Rayner et al. 2024; Zheng et al. 2023). Darüber hinaus zeigen sich Zusammenhänge mit Lebensstil-Faktoren wie Rauchen oder körperlicher Inaktivität.

    Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass jede erneute SARS-CoV-2-Infektion einen Risikofaktor für Long COVID darstellt – auch wenn es bei einer vorherigen Infektion keine längerfristigen gesundheitlichen Folgen gab (Bowe et al. 2022; Kuang et al. 2023; Thaweethai et al. 2023). Dabei wird berichtet, dass Reinfektionen das erstmalige Auftreten von Long COVID begünstigen oder auch eine Verschlimmerung bestehender Long COVID Symptome bewirken können. Die Rolle von Reinfektionen im Hinblick auf das Long COVID-Risiko ist jedoch noch nicht abschließend geklärt, da die bisherige Befundlage sehr limitiert und heterogen ist. So gibt es auch Hinweise darauf, dass das Risiko für Long COVID mit einer höheren Immunität infolge mehrfacher SARS-CoV-2-Infektionen abnehmen könnte (Bosworth et al. 2023; Mikolajczyk et al. 2024). Hierzu besteht noch Forschungsbedarf.

    Darüber hinaus zeigen sich Unterschiede hinsichtlich des Risikos für Long COVID je nach Geschlecht: Obwohl männliche Personen anfälliger für eine akute SARS-CoV-2-Infektion sind, sind Mädchen (Alizadeh et al. 2024; Zheng et al. 2023) und Frauen (Muley et al. 2024; Russell et al. 2024) insgesamt häufiger von Long COVID betroffen als Jungen und Männer. Zudem gibt es Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Art der Long COVID-Symptome, ihrer Intensität, Dauer und den damit verbundenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Alltag. Beispielsweise zeigt ein systematisches Review, dass Frauen häufiger als Männer von neurologischen Symptomen von Long COVID wie Fatigue, Kopfschmerzen oder Geruchsminderung betroffen sind. Als möglicher Erklärungsansatz für Unterschiede im Long COVID-Risiko zwischen Männern und Frauen werden geschlechtsspezifische Unterschiede des Immunsystems und der Autoimmunreaktionen diskutiert (D’Onofrio & Sékaly 2024; Silva & Iwasaki 2024). Daneben sind jedoch auch mögliche Wechselwirkungen zwischen Geschlecht und weiteren Risikofaktoren zu berücksichtigen, wie z. B. Schwere des Krankheitsverlaufes, Impfstatus oder vorbestehende Krankheiten.

    Hinsichtlich des Alters verweisen Überblicksarbeiten darauf, dass das Risiko für Long COVID im Kindes- und Jugendalter mit zunehmendem Alter ansteigt (Alizadeh et al. 2024; Rayner et al. 2024). Im Erwachsenenalter hingegen ist die Befundlage heterogen. Der Großteil der Studien deutet auf ein höheres Risiko für Long COVID in den mittleren und höheren Altersgruppen hin (Luo et al. 2024; Peluso & Deeks 2024; Tsampasian et al. 2023). Es gibt jedoch auch Studien, die mit zunehmendem Alter ein sinkendes Risiko verzeichnen – oder keinen Zusammenhang des Long COVID-Risikos mit dem Alter feststellen (Wang et al. 2023). Allerdings bestehen auch hinsichtlich des Alters Wechselwirkungen mit weiteren Risikofaktoren, wonach sich altersspezifische Unterschiede im Risiko für Long COVID unter anderem je nach vorherrschender Symptomatik oder Geschlecht zeigen. Beispielsweise gibt es Hinweise darauf, dass bei jüngeren Erwachsenen Symptome wie Brain Fog oder Fatigue häufiger vorkommen als bei älteren Erwachsenen (Al-Aly & Topol 2024) und dass Frauen vor allem in der Altersgruppe zwischen 40 und 60 Jahren von Long COVID betroffen sind (Russell et al. 2024). 

    Des Weiteren wurden in mehreren Studien Zusammenhänge des Risikos für Long COVID mit dem sozialen Status oder sozialräumlicher Deprivation untersucht. Allerdings ist die Datenlage nach wie vor limitiert und die Befunde sind sehr heterogen. Studien aus dem UK deuten darauf hin, dass Menschen häufiger von Long COVID betroffen sind, wenn sie in Gebieten mit größerer sozioökonomischer Deprivation leben (Hutchinson et al. 2022; Subramanian et al. 2022). Soziale Determinanten von Gesundheit stehen aber auch mit anderen Risiko- und Schutzfaktoren für Long COVID in Verbindung, wie z.B. Vorerkrankungen, Lebensstil-Faktoren oder dem Impfstatus (Lukkahatai et al. 2023).

    Für die Prävention von Long COVID ist nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand die beste Möglichkeit das Vermeiden einer SARS-CoV-2-Infektion sowie einer Reinfektion durch die Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen. 

    Zudem verweisen aktuelle systematische Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen darauf, dass eine COVID-19-Impfung vor einer Erstinfektion mit SARS-CoV-2 das Risiko für Long COVID nach einer Durchbruchinfektion reduzieren kann (Chow et al. 2024; Ceban et al. 2023; Man et al. 2024; Marra et al. 2023; Watanabe et al. 2023). Es kann von einer indirekten Schutzwirkung der Impfungen ausgegangen werden, da diese das Infektionsrisiko als auch das Risiko für einen schweren Verlauf akuter Infektionen, der wiederum Long COVID begünstigt, verringert. Dabei deuten Studien darauf hin, dass die Wirksamkeit der Impfung mit der Anzahl der verabreichten Impfdosen vor der Infektion zunimmt (Marra et al. 2023; Lundberg-Morris et al. 2023). Insgesamt ist die Befundlage jedoch heterogen und die Studien sind untereinander nur schwer vergleichbar. Darüber hinaus können Impfungen Long COVID nicht vollständig verhindern – allerdings ist das Risiko sowie der Schweregrad von Long COVID nach Impfung insgesamt geringer (Man et al. 2024). 

    Weitere Informationen zur Impfung finden sich in den FAQ zu COVID-19 und Impfen.

    Darüber hinaus mehren sich Hinweise darauf, dass eine antivirale Arzneimitteltherapie während einer akuten SARS-CoV-2-Infektion das Risiko von Long COVID verringern könnte (Choi et al. 2023; He et al. 2024; Jiang et al. 2024; Sun et al. 2024). Insbesondere ältere Menschen sowie Risikopatientinnen und -patienten für einen schweren COVID-19-Verlauf scheinen von einer antiviralen Medikation zu profitieren (Choi et al. 2023; Finamore et al. 2024; Sun et al. 2024). Es gibt jedoch auch Studien, die keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme antiviraler Medikation während der akuten SARS-CoV-2-Infektion und Long COVID aufzeigen (Chuang et al. 2023; Durstenfeld et al. 2024). Hierzu besteht noch weiterer Forschungsbedarf, vor allem bedarf es an größeren, kontrollierten Studien.

    Stand:  03.03.2025

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  • Stand:  22.08.2023

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  • Um die Häufigkeit von Long COVID verlässlich zu schätzen, sind bevölkerungsrepräsentative kontrollierte Studien mit ausreichender Nachbeobachtungszeit notwendig, die einen Vergleich von Personen mit und ohne durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion ermöglichen. Mit wachsender Immunität in der Bevölkerung nach durchgemachten SARS-CoV-2-Infektionen, Reinfektionen und/oder COVID-19-Impfungen wird die Durchführung kontrollierter Studien jedoch zunehmend erschwert. Bereits zu Beginn der Pandemie beinhaltete der Großteil der Studien zu Long COVID keine Kontrollgruppe. Darüber hinaus gelangen verschiedene Studien zu sehr unterschiedlichen Schätzungen der Häufigkeit von Long COVID, je nach zugrundeliegender Long COVID Definition, verwendeten Erhebungsinstrumenten und Erhebungsmethode (z. B. Selbstbefragung oder Registerdaten), Zusammensetzung der Studienpopulation, Dauer der Nachbeobachtungszeit, oder Einbezug weiterer prognostischer Faktoren (z. B. Schwere der akuten COVID-Erkrankung oder vorbestehenden chronischen Krankheiten). Ein Großteil der Studien bezieht sich zudem lediglich auf das Vorhandensein unspezifischer Symptome – ohne Berücksichtigung der alltäglichen Funktionsfähigkeit oder gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Folglich verzeichnet ein Umbrella Review teils sehr hohe Gesamtprävalenzen in bisherigen systematischen Reviews und Meta-Analysen zu Long COVID-Symptomen, verweist jedoch für die Interpretation auf eine stark eingeschränkte Aussagekraft aufgrund der großen methodischen Heterogenität der einzelnen (größtenteils unkontrollierten) Studien.

    Bevölkerungsbasierte Studien berichten größtenteils Prävalenzen für Long COVID zwischen 5 % und 10 % bei Personen mit vorangegangener SARS-CoV-2-Infektion unter Berücksichtigung von Symptomen im Zeitraum von mind. drei Monaten nach Infektion in Anlehnung an die vorläufige Falldefinition von Post-COVID-19 der WHO. Anhand einer multizentrischen, gepoolten Analyse von bevölkerungsbasierten Kohortenstudien aus 22 Ländern wurde die globale Häufigkeit für Long COVID-Symptome drei Monate nach einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion auf insgesamt 6,2 % geschätzt, unter Adjustierung für vorbestehende Gesundheitsprobleme sowie für das allgemeine Vorliegen von Symptomen in der Bevölkerung, welche nicht mit einer Infektion in Verbindung stehen. Darüber hinaus zeigte eine Kohortenstudie aus Schottland, dass bei insgesamt 6,6 % der Infizierten nach sechs Monaten mind. ein mit der vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion in Zusammenhang stehendes Symptom vorlag, unter Berücksichtigung von Vorerkrankungen, Impfstatus und Virusvariante. In einer niederländischen Kohortenstudie ließen sich die berichteten Symptome im Zeitraum von drei Monaten nach einer SARS-CoV-2-Infektion bei einem von acht infizierten Erwachsenen (12,7 %) auf eine COVID-19-Erkrankung zurückführen. Diese Studie beinhaltete eine Kontrollgruppe mit nicht infizierten Vergleichspersonen und berücksichtigte auch mögliche Symptombelastungen vor der Infektion. US-amerikanische Querschnittsdaten zeigten, dass im August/September 2024 8,7 % der Erwachsenen, die schon einmal eine COVID-19-Erkrankung hatten, aktuell Long COVID berichteten (unter Berücksichtigung von neu aufgetretenen Symptomen drei Monate nach Infektion). Basierend auf einer aktuellen bevölkerungsrepräsentativen Querschnittsstudie aus Frankreich betrug die Häufigkeit für mind. ein Symptom im Zeitraum von drei Monaten nach Infektion mit mind. zwei Monaten Dauer sowie mind. leichter funktioneller Beeinträchtigung 8 % bei SARS-CoV-2-Infizierten. In einer Kohortenstudie aus Deutschland wurde die Häufigkeit von neu aufgetretenen Symptomen im Zeitraum von sechs bis 12 Monaten nach einer SARS-CoV-2-Infektion auf mindestens 6,5 % bei überwiegend nicht hospitalisierten Patientinnen und Patienten geschätzt. Neben den berichteten Symptomen wurden hier auch eine Beeinträchtigung der Alltagsfunktion sowie eine reduzierte arbeitsbezogene Leistungs- und Funktionsfähigkeit berücksichtigt. Die RECOVER-Initiative der US-National Institutes of Health schätzte die Häufigkeit von Long COVID-assoziierten Symptomen basierend auf einem eigens entwickelten Score bei Infizierten im Zeitraum von sechs Monaten nach Infektion mit der Omikron-Variante auf 10 %, bei nicht-Infizierten betrug die Häufigkeit für entsprechende Symptome 4,6 %. Eine Meta-Analyse von gepoolten Daten aus zehn Kohortenstudien und administrativ erfassten Gesundheitsdaten aus UK zeigte, dass die Häufigkeit von Long COVID-Symptomen mit funktionellen Einschränkungen im Alltag nach drei Monaten zwischen 1,2 % und 4,8 % liegt.

    Übereinstimmend berichten systematische Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen, dass die Häufigkeit von Long COVID-Symptomen bei Erwachsenen mit schweren COVID-19-Verläufen und Hospitalisierung höher liegt als bei milden Verläufen (Luo et al. 2024; Kelly et al. 2023; O‘Mahoney et al. 2023). Dies zeigt sich auch anhand der multizentrischen, gepoolten Analyse von Daten aus 22 Ländern: So lag die Prävalenz bei Erwachsenen mit intensivmedizinischer Behandlung aufgrund von COVID-19 (43,1 %) sowie Hospitalisierten ohne intensivmedizinische Behandlung (27,5 %) deutlich höher als bei nicht-Hospitalisierten (5,7 %). Da der Großteil der an SARS-CoV-2 Infizierten einen milden Verlauf haben, machen diese jedoch insgesamt mehr als 90 % der Long COVID-Fälle aus.

    Analysen von administrativ erfassten Gesundheitsdaten gelangen insgesamt zu niedrigeren Prävalenzschätzungen für Long COVID im Vergleich zu Selbstangaben in Befragungsdaten. Beispielsweise lag die Prävalenzdifferenz zwischen Infizierten und nichtinfizierten Kontrollpersonen in einer norwegischen Studie mit Registerdaten für ärztlich diagnostizierte pulmonale, neurologische oder allgemeine Beschwerden im Zeitraum von fünf bis sechs Monaten nach initialem SARS-CoV-2-Test nur zwischen 0,5 % und 2,5 %. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Prävalenz von Long COVID auf Basis von Sekundärdaten eher unterschätzt wird, da hier nicht alle Menschen mit Long COVID erfasst werden, z. B. aufgrund der ärztlichen Kodierpraxis sowie dem Inanspruchnahmeverhalten der Betroffenen. So zeigte sich etwa anhand einer Studie in Westaustralien (einer hoch geimpften Bevölkerung, deren erste größere Exposition durch SARS-CoV-2 während der Omikron-Welle 2022 erfolgte), dass nur 38,7 % der Befragten mit berichteten Long COVID-Symptomen zwei bis drei Monate nach der akuten Infektion wegen damit zusammenhängender gesundheitlicher Probleme einen Arzt aufsuchten (insgesamt 7,1 % der Infizierten). In Deutschland lag die Häufigkeit für einen dokumentierten Post-COVID-Zustand (ICD-Code U09.9!) bei vertragsärztlich versorgten COVID-19-Patientinnen und -Patienten während der 2. und 3. Pandemiewelle (4. Quartal 2020 bis 3. Quartal 2021) nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) bei insgesamt 8,7 %. Dies entspricht 7,6 % bezogen auf die COVID-19-Fallzahlen der Meldedaten gemäß IfSG. Im zeitlichen Verlauf der Pandemie wurde die höchste Behandlungsprävalenz im zweiten Quartal 2022 mit 371.705 Fällen (0,5 %, 50 je 10.000 GKV-Versicherte) beobachtet, seitdem sind die Zahlen rückläufig.

    Tatsächlich deutet sich im zeitlichen Verlauf der Pandemie ein Rückgang der Häufigkeit von Long COVID an. So zeigte ein systematisches Review bereits Ende 2022, dass sich die Häufigkeit von Long COVID je nach Virusvariante unterscheiden könnte. Seitdem gibt es weitere Hinweise darauf, dass die Häufigkeit von Long COVID bei Infektionen mit aktuellen SARS-CoV-2-Varianten wie Omikron und seinen Untervarianten im Vergleich zu früheren Varianten insgesamt niedriger ist (Beale et al. 2024; Hedberg et al. 2024; Swift et al. 2024). Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass sich der rückläufige Trend der Inzidenz von Long COVID auf verschiedene Faktoren zurückführen lässt. Neben möglichen Unterschieden in der Pathogenität der Varianten ist insbesondere die erhöhte Immunität in der Bevölkerung aufgrund von früheren Infektionen und Impfungen (s. FAQ  Sind Faktoren bekannt, die das Risiko für Long COVID beeinflussen?) relevant (Caspersen et al. 2025; Mikolajczyk et al. 2024; Xie et al. 2024; Hori et al. 2024; Valdivieso-Martinez 2024; Ballouz et al. 2023; Thaweethai et al. 2023). Aufgrund der hohen SARS-CoV-2-Infektionszahlen und des weiterhin bestehenden Risikos für Long COVID sowie der kumulativen Zunahme an Fällen mit länger anhaltenden Beschwerden ist allerdings auch weiterhin eine hohe Prävalenz von Long COVID zu erwarten. Eine abschließende Bewertung zu zeitlichen Trends ist jedoch durch die Notwendigkeit, das Zusammenspiel verschiedener Einflussfaktoren zu berücksichtigen und die Heterogenität der Studien insgesamt erschwert, wie auch eine Studie aus Frankreich zeigt. Darüber hinaus ist auch die Rolle von Reinfektionen (s. FAQ Sind Faktoren bekannt, die das Risiko für Long COVID beeinflussen?) im Hinblick auf das Risiko für Long COVID noch nicht abschließend geklärt.

    Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass das Risiko für längerfristige gesundheitliche Folgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion insgesamt höher ist als nach einer Influenza-Infektion, wobei Beschwerden multipler Organsysteme charakteristisch für Long COVID zu sein scheinen (Xie et al. 2024; Liu et al. 2023; Fung et al. 2023; Taquet et al. 2021a; Taquet et al. 2021b). Auch anhand einer Analyse von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland zeigte sich, dass Long COVID-assoziierte Symptome und seltene Organschädigungen im Zeitraum von drei bis 18 Monaten nach Infektion in der Gruppe mit an COVID-19 Erkrankten häufiger waren als bei nicht-infizierten oder mit Influenza infizierten Kontrollpersonen (während der Grippewelle 2017/2018). Die Persistenz der Symptome ähnelte sich jedoch zwischen der COVID-19-Kohorte und der Influenza-Kontrollgruppe. Darüber hinaus besteht bei Menschen, die aufgrund von COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden mussten, im Vergleich zu Hospitalisierten wegen einer Influenza ein höheres Sterberisiko, ein erhöhtes Risiko für eine erneute Krankhauseinweisung und eine höhere Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in Nachbeobachtungszeiträumen zwischen sechs bis 18 Monaten nach Infektion (Xie et al. 2024; Oseran et a. 2023; Liu et al. 2023; Al-Aly et al. 2021).

    Stand:  20.02.2025

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