Projektgruppe 5: Systemmedizin von Infektionskrankheiten
- Leitung:
- Max von Kleist
- Stellvertretung:
- Maureen Smith
Aufgaben
Die „Systemmedizin von Infektionskrankheiten“ zielt darauf ab Infektions- und Transmissionsmechanismen, sowie evolutionäre Dynamiken besser zu verstehen und mit Hilfe von Methoden aus dem Bereich Data Science und mathematischer Modellierung zu beschreiben. Dies dient sowohl dazu Grundlagenwissen zu schaffen, als auch um Präventions-, Behandlungs- und Surveillance-Strategien besser bewerten zu können. Unsere Arbeit erstreckt sich dabei von der mathematischen Formulierung der Fragestellung über die Entwicklung bzw. Adaptierung von Algorithmen, der Evaluierung auf biomedizinischen Daten bis hin zur Implementierung und Veröffentlichung von Open-Source-Software.
Infektionsgeschehen finden auf unterschiedlichen Ebenen statt – von den Molekülen über die Zellen, bis hin zum Organismus und dem sozialen Umfelds über das ein Erreger verbreitet wird. Zudem verändert sich die Gemengelage ständig. Beispielsweise entwickelt sich der Erreger durch Evolution weiter, oder das soziale Umfeld in dem sich der Erreger verbreitet wird durch ein geändertes Kontaktverhalten beeinträchtigt.
Die Projektgruppe zielt darauf ab diese komplexen Einflüsse und ihre Interaktionen mit Hilfe mathematischer Methoden zu erfassen, und letztlich konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten. Dies umfasst sowohl „bottom-up“, als auch „top-down“ Ansätze. Ein Beispiel für einen „bottom-up“ Ansatz ist eine auf dem Wissen über die Dynamik eines Infektionsprozesses gestütztes Modell, dass Vorhersagen über die Effizienz eines Medikaments in der Infektionsprävention macht. Ein Beispiel für einen „top-down“ Ansatz ist die Schätzung einer Infektions-Inzidenz, basierend auf der Geschwindigkeit mit der sich ein Erregergenom auf Populationsebene verändert.
Bei beiden Ansätzen werden sowohl molekularbiologische „Omics“ Daten, als auch klinische und epidemiologische Parameter berücksichtigt und miteinander verknüpft. Die Projektgruppe „Systemmedizin von Infektionskrankheiten“ soll daher eine Brückenfunktion zwischen der molekularbiologischen & epidemiologischen Forschung, der Bioinformatik und Datenwissenschaften, sowie der künstlichen Intelligenz einnehmen. Die Projektgruppe ergänzt die bestehenden Kompetenzen am RKI und vernetzt sie noch stärker, um einen bestmöglichen Schutz vor Infektionen zu gewährleisten.
Methoden:
- Mathematischen Modellierung & Simulation.
- Biomedizinische Datenwissenschaften, Statistik, Optimierung & künstliche Intelligenz
- Methodenentwicklung in oben genannten Bereichen.
- Softwareentwicklung
Die Abbildung stellt das Zusammenwirken der evolutionären Dynamik eines Erregers im Individuum mit der medikamentösen Behandlung der Infektion dar. Erläuterung der Abbildung erfolgt im nächsten Absatz. Quelle: RKI
Oben links: Die Phänotypen (=Eigenschaften) verschiedener Erreger-Varianten hängen von der medikamentösen Behandlung ab. In dem Beispiel können sich bestimmte Varianten (schwarze Punkte) bei Behandlung mit Medikament 1 (treatment 1) weiterhin ausreichend vermehren, um die Erregerpopulation zu erhalten (sie sind resistent). Alle anderen Varianten verschwinden mit der Zeit. Bei Behandlung mit Medikament 2 sind es andere Varianten, die sich durchsetzen können (rote Punkte). Oben rechts: Aufgrund der evolutionären Distanz ist es nicht klar, ob eine resistente Variante entstehen kann, bevor die Erregerpopulation zusammenbricht. Unten links: Populationsdynamik des Erregers in der infizierten Person nach Behandlungsbeginn. In diesem Fall entsteht zufällig eine resistente Variante, die sich ab Tag 120 durchsetzt. Unten rechts: Durch eine geschickte Therapiewahl wird die Erregerpopulation klein gehalten und die resistente Variante kann sich nicht durchsetzen, bzw. wird eliminiert.
Offene Stellen
Offene Stellen sind über die Stellenausschreibungen des Robert Koch-Instituts verfügbar.
Für Projekte im Rahmen von Praktika, Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten suchen wir immer engagierte und hoch motivierte Studenten. Für diese und andere Anfragen wenden Sie sich direkt an den Gruppenleiter.
Software
Die Integration der entwickelten Verfahren in frei verfügbare Software ist ein wichtiges Ziel unserer Gruppe. Software ist auf http://www.disease-control.org verlinkt.
Publikationen
Weiter unten auf dieser Seite sind ausgewählte Veröffentlichungen aufgelistet. Eine umfassende Liste von aktuellen Publikationen ist unter http://www.disease-control.org/publications/ verfügbar.
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