Nachruf auf Dr. Jan Leidel

Am 10. Februar 2024 verstarb Dr. Jan Leidel in Köln zuhause im Kreise seiner Familie.

Von 1998 bis 2012 war Dr. Jan Leidel ein aktives Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Robert Koch-Instituts (RKI), seit 1994 war er Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI und von 2011 bis 2017 deren Vorsitzender.

Geboren wurde Jan Leidel am 14. Juli 1944 in Gießen. Beide Eltern waren Fachärzte für Dermatologie. Sein Vater war darüber hinaus Lyriker, was für seinen Sohn Jan bedeutsam war. Von 1964 bis 1970 studierte Jan Leidel in Gießen Medizin und war dort danach wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medizinische Virologie bei Professor Hans J. Eggers. Diesem folgte er 1973 nach Köln, um gemeinsam mit ihm das neu gegründete Institut für Virologie der Universität Köln aufzubauen. In Köln promovierte Jan Leidel mit einem medizinisch-virologischen Thema.

1978 wechselte er in das Kölner Gesundheitsamt und erwarb zum Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie auch die Qualifikation als Arzt für Öffentliches Gesundheitswesen. 1985 wurde Jan Leidel Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung 24 Jahre bekleidete.

Aus der Ehe mit seiner früh verstorbenen ersten Frau stammen eine Tochter und ein Sohn, die beide wieder als Ärzte tätig sind.

Jan Leidel hat in seiner Zeit als Kölner Amtsarzt viele wichtige und nachhaltige Dinge angestoßen, entwickelt und etabliert, so beispielsweise ein Versorgungs- und Präventionskonzept „Kölner Linie“ als Antwort auf HIV und AIDS, die sozialkompensatorische hausärztliche Versorgung von Menschen ohne festen Wohnsitz in Köln und die Gesundheitsförderung im Alter. Er war ein immerwährender Impulsgeber des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und großes Vorbild für viele Kolleginnen und Kollegen.

Seine große nationale Sichtbarkeit führte bereits 1987 zur Berufung in den neu begründeten Nationalen AIDS-Beirat. Er war Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und Mitglied der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein. Als Vordenker des Öffentlichen Gesundheitsdienstes wurden ihm viele Ehrungen zuteil, so die Johann-Peter-Frank-Medaille, die Hildegard von Bingen-Medaille und die Johannes-Weyer-Medaille.

Jan Leidel war bei großer persönlicher Bescheidenheit stets ein hochengagierter, kluger und weiser Vordenker, Planender und „Vor-Handelnder“ in vielen Bereichen, die mit „public health“ am besten umschrieben sind. Er besaß eine umfassende Bildung, einen scharfen Verstand und war stets ein großartiger Ratgeber - in einem Wort eine große Persönlichkeit. Mir persönlich und meiner Familie war er über viele Jahre ein lieber Freund und Vertrauter mit dem ich nahezu täglich über „Gott und die Welt“ diskutieren konnte. Jan Leidel war als evangelischer Christ in seiner Pfarrgemeinde höchst aktiv. Er hinterlässt seine beiden erwachsenen Kinder, fünf Enkelkinder und seine Frau, mit der er seit 1998 verheiratet war.

Thomas Mertens

Ehem. Vorsitzender der STIKO

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