Epidemiologische Situation der Masern und Röteln in Deutschland in 2022
Masern:
Die übermittelte Fallzahl der Masern war aufgrund der weltweiten Maßnahmen gegen die COVID-19 Pandemie auch im Jahr 2022 in Deutschland sehr niedrig. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022 wurden Daten von 15 Masernfällen an das RKI übermittelt (Fallzahl 2021: 10). Seit 2020 liegt die Inzidenz der Masern unter der von der WHO geforderten Inzidenz von 1 Fall pro 1 Million Einwohner.
Abb. 1: Dem RKI übermittelte Masernfälle pro Monat und Jahr seit 2018 bis 2022 in Deutschland
Tab. 1: Fallzahl und Inzidenzen pro 1 Mio Einwohner pro Jahr in den letzten 10 Jahren von 2012 bis 2021 in Deutschland
Jahr | Fallzahl | Inzidenz/1 Mio. Einw. |
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2012 | 165 | 2 |
2013 | 1.769 | 21,9 |
2014 | 442 | 5,4 |
2015 | 2.465 | 30,0 |
2016 | 327 | 4,0 |
2017 | 926 | 11,2 |
2018 | 545 | 6,6 |
2019 | 516 | 6,2 |
2020 | 76 | 0,9 |
2021 | 10 | 0,1 |
2022 | 15 | 0,2 |
Tab. 2: Fallzahl und Inzidenzen pro 1 Mio Einwohner für die Jahre 2021 und 2022 im Vergleich zum Median der Inzidenz der letzten 5 Vorjahre nach Bundesland (Stand: 1.03.2023)
Bundesland | 2016-2020 | 2021 | 2022 |
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| Inzidenz/ 1 Mio. Einw.
(Median) | Fallzahl | Inzidenz/ 1 Mio. Einw. | Fallzahl | Inzidenz/ 1 Mio. Einw. |
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BW | 4,81 | 0 | 0 | 1 | 0,09 |
Bayern | 4,46 | 2 | 0,15 | 4 | 0,30 |
Berlin | 8,00 | 0 | 0 | 2 | 0,54 |
Brandenburg | 3,19 | 0 | 0 | 1 | 0,39 |
Bremen | 1,47 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Hamburg | 5,52 | 2 | 1,08 | 0 | 0 |
Hessen | 4,15 | 1 | 0,16 | 3 | 0,48 |
MV | 0,62 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Niedersachsen | 2,25 | 1 | 0,12 | 1 | 0,12 |
NRW | 7,58 | 3 | 0,17 | 3 | 0,11 |
Rheinland-Pfalz | 3,44 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Saarland | 1,00 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Sachsen | 3,93 | 1 | 0,25 | 0 | 0,0 |
Sachsen-Anhalt | 3,13 | 0 | 0 | 0 | 0 |
SH | 1,73 | 0 | 0 | 1 | 0,34 |
Thüringen | 2,8 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Gesamt | 6,20 | 10 | 0,12 | 15 | 0,18 |
Abb. 2: Anzahl der übermittelten Masernfälle nach Altersgruppe und Anzahl der hiervon hospitalisierten Fälle für das Jahr 2022 (Stand: 1.03.2023) *
*Ohne Fälle mit unbekanntem oder nicht angegebenem Hospitalisierungsstatus
Von 15 Masernfällen mit diesbezüglicher Information wurden im Jahr 2022 fünf Fälle (rund 33%) in einem Krankenhaus aufgrund der Masern behandelt.
Röteln:
Auch die Anzahl der akuten Rötelnfälle ist seit dem Jahr 2020 niedrig. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022 wurden dem RKI Daten von 8 postnatalen Rötelnfällen (Falldefinitionskategorie A-C) übermittelt (2021: 9). Das entspricht einer Inzidenz von 0,1 pro 1 Million Einwohner. 3 Fälle (38%, 2019: 56%) waren labordiagnostisch bestätigt worden. 5 Fälle (63%) wurden als klinische Verdachtsfälle einer akuten Rötelninfektion ohne eine Laborbestätigung übermittelt. Dies traf insbesondere bei den Kindern zu.
Dem RKI ist für das Jahr 2022 kein konnataler Rötelnfall übermittelt worden.
Die geringen Fallzahlen der Röteln sprechen für eine Unterbrechung der endemischen Transmission. Die Transmission der Röteln ist in Deutschland damit höchstwahrscheinlich zum Erliegen gekommen. Das unspezifische Krankheitsbild mit häufig auch einem symptomlosen Verlauf und die fast ausschließlich negativen PCR-Befunde für die eingesandten Proben, die das Nationale Referenzzentrum für Masern, Mumps, Röteln am RKI im letzten Jahr ermittelt hatte, erschweren eine Nachverfolgung der selten auftretenen Rötelnfälle und möglichen Transmissionsketten.
Im Jahr 2020 erhielt Deutschland den Status der Elimination der Röteln von der WHO.
Das klinische Bild der Röteln kann mit anderen exanthematischen Erkrankungen wie Masern, Ringelröteln und Scharlach verwechselt werden. Deswegen soll bei jedem Rötelnverdachtsfall eine Laboruntersuchung erfolgen. Der positive prädiktive Wert (der richtige Vorhersagewert) der Serologie sinkt, je seltener Rötelninfektionen auftreten und ist nunmehr sehr niedrig. Die RT-PCR mit Hilfe eines Rachenabstriches bietet insbesondere bei Kindern eine zuverlässige, nicht-invasive Methode, um den Verdacht auf eine Rötelnvirusinfektion sicher zu bestätigen und besonders schwangere Kontaktpersonen gut beraten zu können. Der Nachweis des Rötelnvirus-Genoms in Rachenabstrich und Urin über die RT-PCR sollte daher bei jedem klinischen Verdachtsfall durchgeführt werden.
Bitte senden Sie bei Verdacht auf Röteln Rachenabstrich, Urin und Serum an ein Labor, das PCR-Diagnostik und ggf. Genotypisierungen durchführt, wie zum Beispiel das NRZ für Masern Mumps Röteln (NRZ MMR) am RKI.
Impfquoten gegen Masern und Röteln
Abb. 3: Impfquoten für die erste und zweite Masern- und Rötelnimpfung (MCV1, MCV2, RCV1, RCV2) bei 4-7-jährigen Kindern in den bundesweiten Schuleingangsuntersuchungen 1998 bis 2020 (in Klammern die Impfquote für die zweite Masernimpfung). Die rote Linie gibt das 95%-Ziel der WHO an.