Effektivität der COVID-19-Impfung gegen Long COVID: Epidemiologie, Mechanismen und Evidenzsynthese (VELoCO)
Projektleitung und Ansprechpartner am Robert Koch-Institut: Dr. Anna Stoliaroff-Pépin, Dr. Caroline Peine, Dr. Thomas Harder, PD Dr. Ole Wichmann
Projektfinanzierung: Bundesministerium für Gesundheit
Zeitraum: 09/2023 – 02/2025
Partnerländer: Fokus auf Albanien, Armenien, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Montenegro, Republik Moldau, Serbien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan und weltweit
Was ist Long COVID?
Als „Long COVID“ bezeichnet man Krankheitssymptome, die nach einer SARS-CoV-2-Infektion („Corona“) aufgetreten sind, und mehr als 4 Wochen fortbestehen; bei „Post COVID“ bestehen die Symptome mehr als 12 Wochen fort. Zu den häufigen Symptomen gehören u.a. Störungen des Gedächtnis und der Konzentration, Leistungsminderung, Schlafstörungen und Symptome der Atemwege. Relativ spezifisch sind die Krankheitsbilder ME/CSF (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatique Syndrome) und POTS (posturales Tachykardie-Syndrom), die auch bei anderen postviralen Syndromen auftreten können. ME/CSF zeichnet sich durch eine ausgeprägte Belastungsintoleranz bis hin zur Bettlägerigkeit aus, POTS durch schnellen Herzschlag nach dem Aufstehen.
Bedeutung des Krankheitsbildes Long COVID / Post COVID
Die gesundheitlichen Folgen der Pandemie, die sich u.a. im Long-COVID/Post-COVID-Syndrom manifestieren, sind von erheblicher gesundheitspolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Die Häufigkeit von Long COVID / Post COVID wird auf 6-15% der SARS-CoV-2-Infizierten geschätzt, wobei Faktoren wie Geschlecht, Alter und Krankheitsverlauf das Risiko modifizieren können. Obwohl Männer häufiger schwer an COVID-19 erkranken, ist weibliches Geschlecht ein Risikofaktor für Long COVID / Post COVID, möglicherweise auf Grund eines reagibleren Immunsystems; Kinder erkranken seltener an Long COVID / Post COVID als Erwachsene. Es ist unklar, warum manche Personen an Long COVID / Post COVID erkranken und andere nicht, und wie die Krankheit entsteht. Daher gibt es keine Laborparameter oder ähnliches, um die Diagnose zu stellen. Diese Unklarheit führt dazu, dass die Definition der Erkrankung weder präzise ist noch einheitlich angewandt wird. Hierdurch werden die uneinheitlichen Studienergebnisse erklärlich, die bislang zum Thema „Vorbeugung von Long COVID durch Impfung“ vorliegen. Abhängig von Studiendesign und Definition des Endpunktes kommen die Autoren zu sehr unterschiedlichen Schlüssen hinsichtlich der präventiven Wirkung der COVID-19-Impfung gegen Long COVID / Post COVID, so dass weitere Forschung notwendig ist.
Projektzusammenfassung
Umso wichtiger ist es, eine Datengrundlage für Präventionsstrategien zu erarbeiten. Ziel dieses Projektes ist es, den Stellenwert der COVID-19-Impfung als Präventionsmaßnahme gegen Long COVID zu untersuchen und mit Hilfe von deskriptiven Daten das Verständnis der Pathogenese und Ausprägungen der Erkrankung zu verbessern.
Was wollen wir in der VELoCO-Studie erreichen?
- Wir möchten die Wirksamkeit der COVID-19-Impfungen vor Long COVID / Post COVID bei Patientinnen und Patienten ermitteln, die wegen einer schweren COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus waren. Dazu werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie „Krankenhausbasierte Fall-Kontrollstudie zur Wirksamkeit und Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen“ (COViK, https://www.rki.de/covik-studie.html) über zwei Jahre lang alle sechs Monate befragt. Hierbei erfassen wir u.a. anhaltende Symptome, Einschränkungen im Alltag und eine Veränderung des Pflegegrads.
- Eine weitere Datenquelle zur Ermittlung der Impfwirksamkeit gegen Long COVID sind Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen. Hier untersuchen wir, ob die Impfung bei Personen mit leichtem Verlauf der SARS-CoV-2- Infektion die Entstehung von Long-COVID-Symptomen verhindert.
- Um einen umfassenden Überblick über die internationale Studien- und Datenlage zur Wirksamkeit einer präventiven Impfung gegen Long COVID zu erhalten, wird ein systematischer Review durchgeführt. Hierbei werden alle bisher vorliegenden Studien zu diesem Thema analysiert, im Hinblick auf ihre Qualität bewertet und gepoolt ausgewertet falls möglich.
Publikationen
- Caroline Peine, Anna Stoliaroff-Pepin, Christina Poethko-Mueller, Katharina Heldt, Giselle Sarganas, Agata Mikolajewska, Antonia Pilic, Ole Wichmann, Thomas Harder. Efficacy and effectiveness of COVID-19 vaccines against post COVID condition: a living systematic review. PROSPERO 2024 CRD42024503890 Available from: https://www.crd.york.ac.uk/prospero/display_record.php?ID=CRD42024503890
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