Interventionsstudie zur Steigerung der HPV-Impfquoten in Deutschland - InveSt HPV
Organisation und Finanzierung
Projektteam: Dr. Anja Takla (Projektleitung), Nora Schmid-Küpke (stellv. Projektleitung), Yvonne Bichel, Jessica Holstein, Johannes Lachmann, Julia Wilhelm, Elisa Wulkotte
Kontakt: invest-hpv@rki.de
Kooperationspartner:
Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. (ÄGGF)
Universität Erfurt
Unterstützt durch:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ)
Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI)
Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention
Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz Bremen
Durchführung der Datenerhebung und Gestaltung des Abschlussworkshops in Modul 1 im Auftrag des RKI: YOUSE
Durchführung der Datenerhebung in Modul 2 im Auftrag des RKI: USUMA
Projektlaufzeit: 01.01.2023 – 30.06.2026
Projektfinanzierung: BMG gefördertes Projekt
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InveSt HPV auf einen Blick
InveSt HPV erforscht im Rahmen von zwei Studienmodulen Ansätze zur Steigerung der HPV-Impfquoten in Deutschland:
Obwohl verschiedene Studien die Wirksamkeit von Erinnerungssystemen für das Einhalten von Impfterminen belegen, werden solche Systeme in Deutschland nicht flächendeckend genutzt. Daher werden in Modul 1 Hürden für den Einsatz bzw. für die Verbreitung von Erinnerungssystemen für die HPV-Impfung eruiert.
Ein relevanter Faktor für die Impfentscheidung ist die Arzt-Patienten-Kommunikation, um Bedenken von vor allem unsicheren oder impfkritischen Eltern zu adressieren. In Modul 2 wird in diesem Kontext Motivational Interviewing als innovativer Ansatz zur Schulung in Gesprächsführung von ärztlichem Personal und medizinischen Fachangestellten (MFAs) zur Steigerung der HPV-Impfquoten untersucht. Beide Ansätze werden evidenzbasiert evaluiert, um ggf. bundesweite Maßnahmen zur Steigerung der HPV-Impfquoten ableiten zu können.
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HPV - kurz erklärt
Der Großteil der sexuell aktiven Menschen infiziert sich mindestens einmal im Leben mit Humanen Papillomviren (HPV), meist bald nach Aufnahme der sexuellen Aktivität. Dabei können persistierende (fortdauernde) Infektionen mit HPV-Hochrisiko-Typen zu Krebs im Anogenitalbereich (Zervix, Vagina, Vulva, Penis und Anus) sowie im Oropharynx (Mundrachenraum) führen, während Infektionen mit HPV-Niedrigrisiko-Typen für Genitalwarzen verantwortlich sind. Laut Zentrum für Krebsregisterdaten am RKI erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen. Den größten Anteil von diesen Krebserkrankungen nehmen mit 4.500 Fällen pro Jahr Zervixkarzinome bei der Frau ein, ca. 1.500 Frauen versterben pro Jahr daran.
Seit 2006 steht ein gut verträglicher und hoch wirksamer Impfstoff zum Schutz vor Humanen Papillomviren zur Verfügung, der von der Ständigen Impfkommission (STIKO) seit 2007 für alle Mädchen und seit 2018 auch für alle Jungen im Alter von 9-14 Jahren empfohlen wird. Mit einer zeitgerechten HPV-Impfung könnten damit mittelfristig die meisten der pro Jahr auftretenden HPV-bedingten Krebserkrankungen bei Frauen und Männern in Deutschland verhindert werden. Aufgrund des nachweislichen Effekts der HPV-Impfung auf die Krankheitslast dieser Tumore bis hin zur Eliminierung des Zervixkarzinoms als Public Health Problem haben WHO und EU-Kommission sich das Ziel gesetzt, bis 2030 eine Impfquote von mindestens 90% bei den 15-jährigen Mädchen bzw. eine deutliche Steigerung bei den 15-jährigen Jungen zu erreichen.
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Warum ein Projekt zur Steigerung der HPV-Impfquoten in Deutschland?
Humane Papillomviren verursachen Krebs. In Deutschland sind dies fast 8.000 neue Fälle pro Jahr. Die HPV-Impfung bietet einen effektiven Schutz vor diesen Krebserkrankungen. In Deutschland liegen die HPV-Impfquoten für eine vollständige Impfserie bei 15-jährigen Mädchen lediglich bei 54% und bei Jungen bei 27% (Daten für 2021, RKI-Impfsurveillance, Epid Bull 48/2022) – d.h. fast die Hälfte der Mädchen und zwei Drittel der Jungen in Deutschland starten jedes Jahr in ihr junges Erwachsenenleben ohne einen Schutz frühzeitig vor HPV-bedingtem Krebs. Die Impfung kann zwar bis zum Alter von 18 Jahren nachgeholt werden, jedoch bietet diese den besten Schutz, wenn im Alter von 9-14 Jahren geimpft wird.
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Wo setzt InveSt HPV für mögliche Impfquotensteigerungen an?
Aus Sicht des RKI bieten sich verschiedene Ansatzpunkte, um HPV-Impfquoten in Deutschland zu steigern.
Da Impfungen in Deutschland fast ausschließlich in Arztpraxen stattfinden, bietet jeder Praxis- bzw. jeder Arztkontakt die Chance für die Durchführung einer empfohlenen Impfung. Ein Ansatz liegt daher darin, die Wahrnehmung von empfohlenen Impfterminen durch Erinnerungssysteme zu unterstützen. Die Wirksamkeit von Einladungs- und Erinnerungssystemen wurde bereits durch Studien belegt. Trotzdem werden solche Systeme in Deutschland – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – nicht flächendeckend genutzt. Modul 1 des Projektes beschäftigt sich daher mit den Hürden für den Einsatz bzw. der Verbreitung von Einladungs- und Impferinnerungssystemen für die HPV-Impfung.
Ein relevanter Faktor bei der Impfentscheidung stellt außerdem die Arzt-Patienten-Kommunikation dar, um die Bedenken von vor allem unsicheren oder impfkritischen Eltern zu adressieren. Die Kommunikation wird bei der HPV-Impfung als besonders herausfordernd eingeschätzt, da häufig geringes Vorwissen besteht und die Aufklärung zu einer Infektion, die über sexuelle Kontakte übertragen wird, Scham auslösen kann. Modul 2 evaluiert daher entsprechend angepasste bzw. innovative Ansätze zur Schulung von Ärztinnen und Ärzten und bezieht gezielt auch MFAs ein. Damit werden diejenigen Gruppen adressiert, die bei der Impfentscheidung die mit Abstand wichtigste Rolle spielen.
Ziel von InveSt HPV ist es nach wissenschaftlichen Kriterien zu bewerten, ob und wie flächendeckende HPV-Impferinnerungssysteme umsetzbar und die spezifische Schulung von medizinischem Personal als effektive Maßnahmen zur HPV-Impfquotensteigerung in Deutschland geeignet sind.
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Wie ist InveSt HPV im Detail aufgebaut?
In Modul 1 werden bundesweit niedergelassene kinderärztlich tätige Ärzt:innen und Eltern mit Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahren im Rahmen jeweils einer quantitativen Studie befragt. Im Fokus der Befragung der Pädiater:innen stehen v.a. Umfang und Art der Nutzung von Erinnerungssystemen (speziell für HPV-Impfungen) sowie mögliche Hürden und Anreize für deren Nutzung. Bei den Eltern konzentrieren sich die Befragungen auf Erfahrungen mit Einladungs- und Erinnerungssystemen aus Elternperspektive sowie elterliche Akzeptanz und Wünsche bzgl. dieser Systeme. Zusätzlich wird eine Bestandsaufnahme bei gesetzlichen Krankenkassen im Hinblick auf deren Nutzung von Impferinnerungssystemen, mit Fokus auf die HPV-Impfung, durchgeführt.
In einem Workshop mit allen relevanten Akteuren wird am ganz konkreten Beispiel der HPV-Impfung gemeinsam an möglichen Konzepten für ein zukünftiges Einladungs- und Impferinnerungssystem in Deutschland gearbeitet. Grundlage für den Workshop sind neben den im Rahmen des Projektes durchgeführten Befragungen weitere Recherchen, deren Ergebnisse die Evidenzgrundlage für Diskussionen bilden. Idealerweise folgen aus dem Workshop konkrete nächste Schritte für Umsetzungsmaßnahmen und ggf. Planung für Pilotierungsphasen für sich anschließende Projekte.
Modul 1 ist mittlerweile abgeschlossen (Laufzeit: 01/2023 – 04/2024).
>> Projektergebnisse und weitere Details zu Modul 1
Abbildung InveSt HPV - Modul 1 Erinnerungssysteme.
Im Rahmen von Modul 2 werden Schulungen von ärztlichem Personal und MFA in kinderärztlichen Praxen durchgeführt. Hierfür wird zunächst der Schulungsbedarf mittels Repräsentativbefragungen von Ärzten und Ärztinnen, MFA sowie Eltern mit Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahren ermittelt. Dabei werden auch Vorbehalte zur HPV-Impfung sowie herausfordernde Themen beim HPV-Impfaufklärungsgespräch erfasst. Die Ergebnisse der Repräsentativbefragungen werden anschließend zur Ausarbeitung der klassischen Schulungen zur HPV-Impfung und für Schulungen zur Gesprächsführung (Motivational Interviewing) genutzt. Es werden explizit auch Schulungen für MFA konzipiert, um diese in ihrer wichtigen Rolle im Kontakt mit den Eltern zu unterstützen. Die teilnehmenden Arztpraxen in den Interventionsregionen Bremen und Bayern werden einem Interventionsarm randomisiert (zufällig) zugeteilt und erhalten somit im Interventionszeitraum entweder eine klassische Schulung zur HPV-Impfung (Interventionsarm a), eine Schulung zur Gesprächsführung (Motivational Interviewing, Interventionsarm b) oder keine Schulung (Interventionsarm c). Die Praxen in Interventionsarm c fungieren somit als Kontrollgruppe, um mögliche HPV-Impfquotensteigerungen während des Interventionszeitraums zwischen den verschiedenen Interventionsarmen vergleichen zu können. Nach Abschluss der Intervention erhalten alle Praxen der Kontrollgruppe das Angebot, an den Schulungen teilzunehmen. Die Evaluation der Intervention findet einerseits über Abrechnungsdaten der kassenärztlichen Vereinigung statt, sodass durchgeführte HPV-Impfungen der teilnehmenden Praxen zwischen den Interventionsarmen verglichen werden können. Zusätzlich werden das teilnehmende ärztliche Personal und die MFA vor, direkt nach und im Abstand von 3 - 6 Monaten zur Schulung befragt, um Veränderungen z.B. hinsichtlich der Gesprächskompetenz und dem Wissen zur HPV-Impfung über die Zeit erfassen zu können.
>> Weitere Details zu Modul 2
Abbildung InveSt HPV - Modul 2 Schulungen.
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Weiterführende Informationen zu HPV und HPV-Impfung
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