Das One-Health-Konzept
Mehr als die Hälfte aller bekannten Erreger, die Erkrankungen beim Menschen hervorrufen, sind so genannte Zoonose-Erreger. Diese Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten können zwischen Mensch und Tier übertragen werden.
Eine wachsende Bevölkerung, steigende Mobilität, schwindende Lebensräume, industrielle Landwirtschaft und intensivierte Nutztierhaltung - all dies sind Faktoren, die das Risiko für eine schnelle weltweite Ausbreitung von Krankheitserregern erhöhen.
Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt sind eng miteinander verknüpft. Beim One-Health-Ansatz arbeiten die Akteure der verschiedenen Disziplinen – Humanmedizin, Veterinärmedizin, Umweltwissenschaften – fächerübergreifend zusammen, um beispielsweise der Übertragung von Krankheitserregern entgegenzuwirken. Auch im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ist der One-Health-Ansatz zentral: Resistenzen kennen keine Grenzen und können sich zwischen Mensch, Tier und Umwelt rasch verbreiten.
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Antibiotika und One Health
Antibiotika werden fast überall eingesetzt: in der Humanmedizin, der Veterinärmedizin, der Landwirtschaft, in Aquakulturen. Der Einsatz führt zu einem erhöhten Selektionsdruck und zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in all diesen Bereichen.
Mensch: Antibiotika können Leben retten, dennoch ist auch in der Humanmedizin nicht jeder Einsatz von Antibiotika sinnvoll. Das Robert Koch-Institut hat mit der Antibiotika-Verbrauchssurveillance (AVS) ein bundesweites System zur Überwachung des Antibiotikaverbrauchs in Krankenhäusern etabliert. Das Institut erfasst auch Daten zur Resistenzentwicklung (Antibiotika-Resistenz-Surveillance, ARS). Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft erstellt zudem seit 2008 zusammen mit dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und der medizinischen Universitätsklinik in Freiburg regelmäßig einen Bericht über den Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland (GERMAP).
Tier: Seit 2006 ist es in der Europäischen Union verboten, Antibiotika als leistungsfördernde Futterzusatzstoffe in der Tiermast zu verwenden – wofür sich unter anderem das RKI eingesetzt hat (siehe Pressemitteilung vom 7.2.2001). Bei Tieren, aus denen Lebensmittel gewonnen werden, dürfen Antibiotika nur noch zu therapeutischen Zwecken angewandt werden. Seit 2014 ist das 16. Gesetz zur Änderung des Arzneimittelgesetzes in Kraft, mit dem Ziel, diesen Einsatz weiter deutlich zu minimieren. Unter anderem werden Antibiotika-Anwendungen bei Hühnern, Puten, Schweinen und Rindern in der Landwirtschaft zentral in einer Datenbank erfasst. Die Gabe von Antibiotika in der Nutztierhaltung ist seit 2011 um mehr als die Hälfte zurückgegangen, von 1706 Tonnen im Jahr 2011 auf 733 Tonnen im Jahr 2017. Siehe auch: Übertragungswege resistenter Bakterien zwischen Tieren und Menschen und deren Bedeutung – Antibiotikaresistenz im One-Health-Kontext, Bundesgesundheitsblatt 5/2018
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) überwacht seit 2001 im Rahmen des Resistenzmonitorings GERM-Vet regelmäßig die Antibiotikaempfindlichkeit verschiedener Erreger bei Nutz- und Heimtieren.
Umwelt: Antibiotikaresistente Bakterien kommen auch in der Umwelt vor, zum Beispiel in Gewässern und im Boden. Auch die Gene, die Resistenzeigenschaften verleihen, können in der Umwelt vorkommen. Die Bewertung von Infektionsrisiken in Gewässern ist Aufgabe des Umweltbundesamtes (UBA) und der entsprechenden Behörden auf Landes- und kommunaler Ebene. Siehe auch: Die Umwelt als Reservoir für Antibiotikaresistenzen, Bundesgesundheitsblatt 5/2018
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