Surveillance nichtübertragbarer Krankheiten
Public-Health-Surveillance wird von der WHO definiert als „systematische, fortlaufende Erhebung, Zusammenführung und Analyse von Daten und die zeitnahe Bereitstellung von Informationen an Entscheidungsträger zur Umsetzung von Public Health-Maßnahmen“. Der Begriff Surveillance ist im Zusammenhang mit dem Schutz vor akuten Gefahren durch Infektionskrankheiten bereits lange etabliert. Seit einiger Zeit wird er international zunehmend auch im Kontext der Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCDs) verwendet.
NCDs verursachen weltweit mehr als 70 Prozent aller Todesfälle, in Deutschland sogar über 90 Prozent. Die Ursachen für NCDs sind komplex – oft hängen sie mit individuellem Verhalten, Lebensbedingungen und globalen Faktoren zusammen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes stehen im Vordergrund, eine wichtige Rolle spielen aber auch psychische Störungen und Suchterkrankungen.
Sozioökonomische Folgen von NCDs sind unter anderem vorzeitige Sterblichkeit und Einschränkung gesunder Lebenszeit. Viele dieser Krankheiten haben gemeinsame, vermeidbare Ursachen, die durch gezielte Maßnahmen beeinflussbar sind. Eine Surveillance dieser Erkrankungen ermöglicht die systematische Sammlung und Analyse von Daten, um frühzeitig Public Health-Maßnahmen einzuleiten.
Diabetes-Surveillance am RKI
Seit 2015-2024
Deutschland hat mit dem Aufbau einer Diabetes-Surveillance einen Prototyp für die NCD-Surveillance geschaffen. Die Diabetes-Surveillance fokussiert auf vier Handlungsfelder: Risikoreduktion, verbesserte Früherkennung und Behandlung, Komplikationsreduktion sowie Senkung der Krankheitslast und -kosten. 40 Indikatoren wurden durch systematische Recherchen und Konsensprozesse festgelegt. Als Datenquellen dienen Gesundheitssurveys des RKI, Sekundär- und Registerdaten (siehe Nationale Diabetes-Surveillance).
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Mental Health Surveillance
Seit 2019
Das RKI beobachtet die Entwicklung der psychischen Gesundheit der in Deutschland lebenden Bevölkerung. Seit 2019 wird eine nationale Mental Health Surveillance (MHS) im Rahmen eines Forschungsprojektes aufgebaut und gegenwärtig in Kernelementen in eine übergeordnete Surveillance nicht-übertragbarer Krankheiten überführt (siehe Nationale Mental Health Surveillance).
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Burden of Disease
Seit 2018
Die nationale Burden-of-Disease- oder Krankheitslast-Studie am Robert Koch-Institut (RKI) wird seit 2018 durchgeführt. Der demografische Wandel stellt das deutsche Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Es müssen regionale Aspekte sowie der steigende Versorgungsbedarf von Bürgerinnen und Bürgern mit chronischen und kostenintensiven Erkrankungen stärker berücksichtigt werden. Diese Aufgabe erfordert eine zuverlässige Datengrundlage, um die Krankheitslast in der Bevölkerung – auch regional – umfassend und vergleichbar abzubilden (siehe Nationale Burden of Disease-Studie).
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Adimon
2015-2020
AdiMon liefert bevölkerungsweit aussagekräftige und regelmäßig aktualisierte Daten zu den Einflussfaktoren der Adipositas aus den Bereichen Verhalten, Verhältnisse, Biologie, vor und nach der Geburt, Psychosoziales und Kontext. Außerdem werden Informationen zu umgesetzten Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung sowie zur Verbreitung von Adipositas im Kindes- und Jugendalter bereitgestellt (siehe AdiMon – Bevölkerungsweites Monitoring adipositasrelevanter Einflussfaktoren im Kindes- und Jugendalter).