Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung im Journal of Health Monitoring

Stand:  21.05.2025

Für etwa ein Fünftel der 35- bis 69-jährigen Erwachsenen in Deutschland besteht ein erhöhtes bis hohes Risiko, in den nächsten zehn Jahren erstmals einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen. Die Hälfte der Personen mit ungünstigem Risiko­faktoren­profil unterschätzt das eigene Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE). Das sind Ergebnisse einer Auswertung von Daten aus der RKI-Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA), die in der neuen Ausgabe des Journal of Health Monitoring 2/2025 erschienen ist. Die Autorinnen und Autoren des Beitrags „Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung in Deutschland: Ergebnisse aus GEDA 2022“ kommen aus fünf Einrichtungen: Robert Koch-Institut, Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und Universität Potsdam.

Für die Analyse zum HKE-Risiko wurde ein themenspezifisches GEDA-Modul genutzt, bei dem die Forschenden von Juni 2022 bis Januar 2023 rund 5.800 Teilnehmende in einem standardisierten computergestützten Telefoninterview befragten (ausgeschlossen von der Analyse wurden Personen, die schon einmal eine Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Diagnose erhalten hatten). Für die Surveillance des HKE-Risikos auf Bevölkerungsebene sind nicht-klinische Risikoscores von großem Vorteil, weil die Risikofaktoren durch eine Befragung leicht zu erfassen sind und keine aufwändigen Labortests oder Messungen erfordern. Für die Auswertung der GEDA-Daten verwendeten die Forschenden ein Risikoscore des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), der auf Fragen zu Alter, Geschlecht und lebensstilassoziierten Faktoren, zum Vorliegen von Bluthochdruck und Diabetes sowie zur Familiengeschichte von HKE basiert.

Die Wahrnehmung von Risiken wird von verschiedenen psychologischen Modellen des Gesundheitsverhaltens als einer der Schlüsselparameter im Hinblick auf mögliche Verhaltensänderungen angesehen. Eine zentrale Annahme ist, dass Personen mit höherer Risikowahrnehmung eher ihr Verhalten ändern.

Die Hälfte der Personen mit einem laut Testergebnis erhöhten bis hohen HKE-Risiko hatten in ihrer eigenen Wahrnehmung nahezu kein oder nur ein geringes Risiko. Sie sind eine wichtige Zielgruppe für präventive Maßnahmen. Insbesondere für solche Personen kann zum Beispiel der Zugang zu einem niedrigschwelligen selbst durchführbaren Risikotest von großem Vorteil sein. Das DIfE bietet einen solchen Online-Selbsttest auf seiner Internetseite an. Der Test informiert nicht nur über das persönliche Risiko, sondern zeigt auch individuelle Ansatzpunkte auf, das Risiko zu senken und damit der Krankheitsentwicklung vorzubeugen. Auch der ärztlichen Praxis kann der Risikoscore für die individuelle Risiko­einschätzung und Risiko­kommunikation nützlich sein.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Hauptursachen für Morbidität und Mortalität in Deutschland und mit entsprechend hohen Krankheitskosten verbunden. Die Verringerung von Risikofaktoren gilt als wichtige Präventionsmaßnahme für die Entstehung von HKE. Wesentliche beeinflussbare Risikofaktoren sind kardiometabolische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fett­stoff­wechsel­störungen und Adipositas sowie gesundheits­beeinträchtigende Verhaltens­weisen wie Rauchen, ungesunde Ernährung oder körperliche Inaktivität.