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Nationales Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren (NRZ PE)

Leitung:
Sabine Diedrich
Vertretung:
Sindy Böttcher

Gemeinsam mit den Partnern im Verbund der Globalen Polioera­di­kations­ini­tiative (GPEI) – Unicef, Rotary International und den US-Gesund­heits­be­hör­den CDC – ist es der WHO gelungen, die Poliomyelitis (Kinderlähmung) weitgehend zurückzudrängen.

Durch die seit 1988 weltweit durchgeführten Impfprogramme konnte die Zahl der Polioerkrankungen um 99,9 % reduziert werden. Endemisch kommt die Polio­myelitis nur noch in Afghanistan und Pakistan vor (Stand: Oktober 2023). Von dort kann es jedoch zur Einschleppung von Poliowildviren (z. B. durch Migranten oder Reisende) in bereits poliofreie Regionen kommen Die Zer­tifizier­ung der Polio­freiheit erfolgt zunächst auf regionaler Ebene. Voraussetzung dafür ist die Abwe­sen­heit von Erkrankungen durch Poliowildviren für mindestens drei Jahre in einer Region bei gleichzeitiger guter Qualität der Surveillance. Fünf der insgesamt sechs WHO-Regionen gelten bereits als poliofrei. So wurde der amerikanische Kontinent 1994 zertifiziert, im Jahr 2000 folgte die Westpazifische Region. Europa ist seit Juni 2002 frei von einheimischer Poliomyelitis. 2014 konnte auch Südostasien als poliofrei erklärt werden. Der afrikanische Kontinent gilt seit 2020 zwar als frei von Poliowildviren, jedoch kam es zu erneuten Einschleppungen in 2021/2022 (Malawi, Mosambik). Zudem kommt es insbesondere in Afrika häufig zum Nachweis vakzineabgeleiteter Polioviren (vaccine derived polioviruses, VDPV). Diese treten durch Zirkulation (und damit verbundener Mutation) von Impf­viren in Bevölkerungsgruppen mit unzureichendem Impfschutz auf. Eine uner­kannte Zirkulation von Polioimpfviren kann unter diesen Bedingungen auch in Ländern vorkommen, die ausschließlich den inaktivierten Totimpfstoff (IPV) verwenden (Beispiel Israel).

Das Programm zur globalen Polioeradikation beinhaltet neben der konsequenten Durchführung der Impfungen auch eine Überwachung der Poliovirus-Zirkulation (Surveillance) sowie das Laborcontainment. Zur Überwachung der Poliosituation können folgende Methoden zum Einsatz kommen:

  • Überwachung der akuten schlaffen Paresen (AFP-Surveillance, derzeit Goldstandard)
  • Zusätzlich Enterovirussurveillance (syndromisch, laborbasiert)
  • Zusätzlich Untersuchung von Abwasserproben

In Deutschland gab es 1990 den letzten einheimischen Poliofall. Nach den importierten Erkrankungen durch Poliowildviren aus Indien und Ägypten 1992 wurden in den Folgejahren bis zu drei Vakzine-assoziierte paralytische Poliofälle registriert (sogenannte VAPP-Fälle durch Lebendimpfstoff). 1998 wurde auf den inaktivierten Impfstoff (IPV) umgestellt.

Als Überwachungssystem der Poliofreiheit wurde unter Federführung des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes in Hannover die Nationale AFP-Surveillance etabliert und in den Jahren 1998 - 2010 durchgeführt. Da jedoch die Ergebnisse der AFP-Surveillance unzureichend waren, wurde zusätzlich ein alter­natives System zur Überwachung der Poliofreiheit eingeführt. Im Rahmen der Enterovirussurveillance (EVSurv) wird seit 2006 allen pädiatrischen und neuro­logischen Kliniken in Deutschland zur differentialdiagnostischen Abklärung von viralen Meningitiden/ Enzephalitiden eine unentgeltliche Enterovirus-Diagnostik angeboten. Dafür wurde ein vom NRZ PE koordiniertes Labornetzwerk für Entero­virus­diagnostik in Deutschland etabliert (LaNED). Da die Untersuchungen aus qualitätsgeprüften Laboratorien stammen müssen, gehört die Organisation von Ringversuchen zum Nachweis von Enteroviren durch Virusanzucht (Zellkultur) und Typisierung (Neutralisationstest) als auch mittels Genomnachweis (PCR) zum Aufgabenspektrum des NRZ PE. Diese bundesweiten Ringversuche werden in Zusammenarbeit mit INSTAND e.V. regelmäßig (alle zwei Jahre) durchgeführt.

Durch die Untersuchung von Stuhl- oder Liquorproben auf Enteroviren mittels PCR, Anzucht und Typisierung werden durch dieses System Aussagen zu zirkulierenden Enteroviren und damit auch zum Auftreten von Polioviren in Deutschland möglich. Die Ergebnisse der Labor- und epidemiologischen Untersuchungen werden von der Geschäftsstelle der Nationalen Kommission für die Polioeradikation in Deutschland am RKI erfasst, ausgewertet und in anonymisierter Form an die WHO gemeldet.

Im Rahmen der bundesweiten Enterovirussurveillance wird am NRZ PE vorwiegend die weiterführende Enterovirusdiagnostik durchgeführt. Das bedeutet, dass die Netzwerklabore alle

  • nicht typisierbaren Enteroviren
  • PCR positiven und Anzucht negativen Proben sowie
  • Polioviren

zum NRZ PE zur weiteren Analyse schicken sollen. Ziel ist es, in diesen Proben u. a. durch Sequenzanalysen in verschiedenen Genombereichen Polioviren auszuschließen bzw. deren Ursprung (Impf-/impfstoffabgeleitet-/Wildvirus) zu charakterisieren.

Das NRZ PE ist auch als Regionales WHO-Referenzlabor für Poliomyelitis tätig und dabei vorwiegend für die Sequenzierung von Polioviren zuständig.

Stand: 13.10.2023

Ausgewählte Publikationen

  • Krzysztoszek A, Gad B, Diedrich S, Böttcher S, Wieczorek M (2022): Investigation of airport sewage to detect importation of poliovirus, Poland, 2017 to 2020.
    Euro Surveill 27 (24): 2100674. doi: 10.2807/1560-7917.ES.2022.27.24.2100674. mehr

  • Keeren K, Böttcher S on behalf of the LaNED; Diedrich S (2021): Enterovirus surveillance (EVSurv) in Germany.
    Microorganisms 9 (10): 2005. Epub Sep 22. doi: 10.3390/microorganisms9102005. mehr

  • Schneider J, Engler M, Hofmann J, Selinka HC, Jones TC, Drosten C, Diedrich S, Corman VM, Böttcher S (2021): Molecular detection of cosaviruses in a patient with acute flaccid paralysis and in sewage samples in Germany.
    Virus Res. 297: 198285. Epub Feb 3. doi: 10.1016/j.virusres.2020.198285. mehr

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