Navigation und Service

Zielgruppeneinstiege

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Mit dem Klick auf "Erlauben" erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihren Aufenthalt auf der Seite anonymisiert aufzeichnen. Die Auswertungen enthalten keine personenbezogenen Daten und werden ausschließlich zur Analyse, Pflege und Verbesserung unseres Internetauftritts eingesetzt. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Pandemieplanung

Stand: 05.12.2016

Was ist eine Pandemie, und warum ist es wichtig, sich darauf vorzubereiten?

Influenzaviren zirkulieren weltweit – auch bei Tieren, insbesondere Wasservögeln – und verändern ihr Erbgut kontinuierlich. Aufgrund der genetischen Variabilität der Viren und der Möglichkeit des Reassortments (Neukombination von Erbgutsequenzen) zwischen verschiedenen Subtypen von Influenza A-Viren kommt es immer wieder zum Überspringen der Artengrenze: Menschen können sich mit neuen Influenzaviren von Vögeln (z.B. Influenza A(H5N1); Influenza A(H7N9)) oder Schweinen (z.B. Influenza A(H3N2)v) infizieren.

Wenn sich ein solches neuartiges Influenzavirus leicht von Mensch zu Mensch verbreiten kann, Erkrankungen beim Menschen hervorrufen kann und der Großteil der Bevölkerung keine oder nur geringe Immunität gegen das neuartige Virus hat, kann das Virus eine Influenzapandemie auslösen. Im 20. Jahrhundert gab es drei Pandemien, im Jahr 2009 folgte eine Pandemie mit dem Influenza A(H1N1)pdm09-Virus, damals Schweinegrippe genannt (siehe auch Nationaler Pandemieplan – Wissenschaftlicher Teil (Teil II), Kapitel Epidemiologie). Beispielhaft sind die Unterschiede zwischen der Pandemie 2009 und einer jährlichen saisonalen Influenzawelle in den FAQ zur Influenzapandemie 2009 beschrieben.

Die Pandemie 2009 verlief zwar unerwartet mild, aber andere Influenza-Pandemien des 20. Jahrhunderts gingen mit Erkrankungs- und Sterberaten einher, die übliche (auch schwere) Influenzawellen übertrafen, so dass innerhalb weniger Wochen mehrere zehntausend Todesfälle in Deutschland auftraten.

Die Eigenschaften eines neuartigen pandemischen Virus sind zu Beginn einer Pandemie weitgehend unbekannt, die Impfung als wichtigste Präventionsmaßnahme steht voraussichtlich (noch) nicht zur Verfügung. Da nicht vorhergesagt werden kann, wann eine Pandemie auftreten und wie schwerwiegend sie verlaufen wird, sind Vorbereitungen auf den Pandemiefall, die im Ernstfall die rasche Einleitung von Gegenmaßnahmen ermöglichen, von großer Bedeutung. Während der Influenzapandemie 2009 konnte zum Beispiel aufgrund der vorherigen Pandemieplanung die Ausbreitung verzögert und rasch ein schützender Impfstoff hergestellt werden.

In Deutschland dient der Nationale Pandemieplan als Grundlage zur Vorbereitung und Rahmenplan für die Pandemiepläne der Länder. Der Plan wird regelmäßig aktualisiert und angepasst.

Stand: 04.04.2016

Wie viele Todesfälle haben die verschiedenen Influenza-Pandemien in Deutschland gefordert?

Seit dem frühen 20. Jahrhundert haben sich vier Influenza-Pandemien ereignet: 1918/19 (verursacht durch den Suptyp A(H1N1)), 1957/59 (verursacht durch den Subtyp A(H2N2)), 1968 – 1970 (verursacht durch den Subtyp A(H3N2)) und 2009/10 (verursacht durch den Subtyp A(H1N1)pdm09). Die Datenlage zu pandemiebedingten Todesfällen in Deutschland ist zum Teil sehr lückenhaft. Auf Basis einer Literaturrecherche und eigener Berechnungen haben Wissenschaftler des RKI folgende Schätzwerte veröffentlicht (Buchholz et al.: Todesfälle durch Influenzapandemien in Deutschland 1918 bis 2009. Bundesgesundheitsblatt, 4/2016):

  • 1918/19: geschätzt 426.600 pandemiebedingte Todesfälle in Deutschland (nach WHO-Angaben 20- bis 50 Millionen pandemiebedingte Todesfälle weltweit)
  • 1957/58: geschätzte 29.100 pandemiebedingte Todesfälle in Deutschland (nach WHO-Angaben 1- bis 4 Millionen pandemiebedingte Todesfälle weltweit)
  • 1968 – 1970: geschätzte 46.900 pandemiebedingte Todesfälle in Deutschland (nach WHO-Angaben 1- bis 4 Millionen pandemiebedingte Todesfälle weltweit)
  • 2009/10: geschätzte 350 pandemiebedingte Todesfälle (gemeldet: 252) in Deutschland (nach WHO-Angaben ca. 200.000 pandemiebedingte Todesfälle weltweit)

Influenzabedingte Todesfälle werden mit Hilfe eines statistischen Berechnungsverfahrens geschätzt, das auf der so genannten Übersterblichkeit (Exzessmortalität) beruht (siehe FAQ zu Grippe: "Wie werden Todesfälle durch Influenza erfasst?").

Stand: 05.12.2016

Wie ist der Stand der internationalen Pandemieplanung?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) überarbeitete den globalen Pandemieplan und veröffentlichte 2013 einen ersten Entwurf und 2017 die endgültige Fassung des "Pandemic Influenza Risk Management (PIRM)". Ergänzend dazu publizierte sie im Jahr 2018 eine Checkliste, welche die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der Nationalen Pandemieplanung unterstützen soll ("A checklist for pandemic influenza risk and impact management: building capacity for pandemic response", Update 2018). . In die aktualisierten Empfehlungen sind Erfahrungen aus der Pandemie 2009 und die Ergebnisse der Evaluation des „International Health Regulations Review Committee“ eingeflossen, das die Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften während der Pandemie 2009 evaluiert hat. Ziele der WHO-Empfehlung sind (1) die WHO-Mitgliedstaaten in ihrer Pandemieplanung zu unterstützen und (2) die nationale und internationale Pandemieplanung und -bewältigung zu harmonisieren. Den Mitgliedstaaten wird empfohlen, eine flexible Pandemieplanung im Hinblick auf die zu ergreifenden Maßnahmen zu entwickeln, wobei die jeweilige lokale epidemiologische Situation berücksichtigt werden sollte. Auf Basis der Risikoeinschätzung auf nationaler, regionaler bzw. lokaler Ebene können von den politischen Entscheidungsträgern Entscheidungen über zu ergreifende nationale bzw. lokale Maßnahmen getroffen werden. Damit umfasst die nationale Pandemieplanung und -bewältigung die Vorbereitung auf verschiedene mögliche Pandemiesituationen: von einem milden bis zu einem schweren Verlauf der Pandemie.

1999 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den ersten Influenzapandemieplan publiziert. Seitdem bereiten sich viele Länder gezielt auf eine Influenzapandemie vor. Nach der Pandemie 2009 haben mehrere europäische Länder ihre Nationalen Pandemiepläne überarbeitet und veröffentlicht – auch Deutschland.

Stand: 01.07.2019

Was ist der Nationale Pandemieplan, und wie ist er entstanden?

Die Influenzapandemieplanung, also die Vorbereitung auf eine mögliche Influenzapandemie, hat das Ziel, im Pandemiefall die Ausbreitung des neuartigen Influenzavirus zu verzögern, Erkrankungs- und Todesfälle in der Bevölkerung zu verringern und die Versorgung Erkrankter sicherzustellen. Die Grundlage dafür bildet in Deutschland der Nationale Pandemieplan.

Der Nationale Pandemieplan besteht aus zwei Teilen: Teil I „Strukturen und Maßnahmen“ wurde gemeinsam von Bund und Ländern verfasst. Er zeigt die Strukturen auf, die sowohl für die Planung als auch im Pandemiefall bereits vorhanden sind oder noch aufgebaut werden müssen, sowie notwendige und/oder mögliche Maßnahmen. Teil II „Wissenschaftliche Grundlagen“ wurde unter der Federführung des Robert Koch-Instituts (RKI) erstellt und beschreibt den wissenschaftlichen Sachstand zur Influenzapandemieplanung und -bewältigung. Dabei wurde das RKI vom Expertenbeirat Influenza (seit 2021 umbenannt zum Expertenbeirat pandemische Atemwegsinfektionen) beraten. Der wissenschaftliche Teil II dient als fachliche Grundlage, um Entscheidungen über Maßnahmen zur Vorbereitung sowie im konkreten Pandemiefall zu treffen. In den Kapiteln werden z.B. die fachlichen Grundlagen zur Influenzasurveillance, zu Influenzaimpfstoffkonzepten, pandemierelevanten Arzneimitteln und nichtpharmakologischen Maßnahmen dargestellt und fachlich bewertet. Handlungsanweisungen oder Empfehlungen werden im wissenschaftlichen Teil II nicht ausgesprochen.

1999 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den ersten Influenzapandemieplan publiziert. Seitdem bereiten sich viele Länder gezielt auf eine Influenzapandemie vor. Der erste Nationale Pandemieplan für Deutschland wurde 2005 veröffentlicht und 2007 aktualisiert. Die Pandemie 2009 mit dem Influenza A(H1N1)pdm09-Virus war die erste Bewährungsprobe für die Pandemiepläne: Ihr tatsächlicher Nutzen wurde anschließend auf nationaler und internationaler Ebene evaluiert. Die zahlreichen Erfahrungen und Erkenntnisse („Lessons learned“, mehr dazu siehe RKI-Internetseite zur Pandemie 2009) führten dazu, dass die Pläne in vielen Ländern, auch in Deutschland, überarbeitet wurden. Die einzelnen Kapitel des wissenschaftlichen Teils (Teil II) der aktuellen Version des Nationalen Pandemieplans wurden 2015/2016 sukzessive veröffentlicht.

Stand: 04.04.2016

Was sind die wichtigsten Änderungen im Vergleich zum Nationalen Pandemieplan von 2007?

Eine zentrale Erkenntnis aus der Pandemie 2009 war, dass Pandemien einen sehr unterschiedlichen Schweregrad haben können. Sowohl der Zeitpunkt als auch die Auswirkungen einer durch ein neuartiges Influenzavirus ausgelösten Pandemie können nicht vorhergesagt werden und regional unterschiedlich sein. Die Planungen müssen daher flexibel sein, um die Länder auf verschiedene mögliche Pandemiesituationen vorzubereiten.

Die Pandemie 2009 hat frühere Erfahrungen bestätigt, denen zufolge sich die epidemiologische Situation vor Ort zwischen verschiedenen Staaten und auch innerhalb eines großen Landes wie Deutschland stark unterscheiden kann. Daher ist es zum Beispiel möglich, dass einige Länder Maßnahmen ergreifen, die in anderen Gebieten nicht erforderlich sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Maßnahmen noch deutlicher von der globalen Phaseneinteilung einer Pandemie entkoppelt werden (siehe „In welche Phasen wird eine Pandemie eingeteilt?“ ) und unter Berücksichtigung der nationalen/regionalen Situation beurteilt und festgelegt werden.

Stand: 04.04.2016

In welche Phasen wird eine Pandemie eingeteilt?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet vier globale Phasen:

  • Interpandemische Phase: Der Zeitraum zwischen Influenza-Pandemien
  • Alarm-Phase: Erkrankungen durch ein neuartiges Influenzavirus treten beim Menschen auf und erfordern verstärkte Aufmerksamkeit
  • Pandemische Phase: Ein neues Influenzavirus breitet sich global aus
  • Übergangsphase: Die globale Situation entspannt sich, Aktivitäten auf globaler und regionaler Ebene werden zurückgefahren

Diese Phasen spiegeln die Einschätzung der WHO wider und beschreiben die Situation aus globaler Sicht. Die epidemiologische Situation vor Ort kann sich hiervon jedoch stark unterscheiden. Daher betont die WHO in ihrer aktuellen Empfehlung, die nationalen und regionalen Maßnahmen von den globalen Phasen zu entkoppeln. Dieses Konzept wird auch im aktualisierten Nationalen Pandemieplan umgesetzt.

Stand: 01.07.2019

Wie lässt sich der Schweregrad einer Pandemie einschätzen?

Der Verlauf und die Schwere einer Pandemie lassen sich nicht vorhersagen. Doch besonders am Anfang und während einer pandemischen Situation ist es wichtig, die Auswirkungen abzuschätzen und diese Bewertung kontinuierlich an den Verlauf anzupassen. Nur auf dieser Grundlage können die Entscheidungsträger von Bund und Ländern geeignete Bekämpfungsmaßnahmen empfehlen. In Deutschland sind das Robert Koch-Institut, die zuständigen Landesbehörden und Gesundheitsämter für die Risikoeinschätzung verantwortlich.
Für die Situationseinschätzung werden in Deutschland drei Kriterien herangezogen:

  • wie leicht und wie schnell breitet sich das pandemische Influenzavirus aus (Übertragbarkeit),
  • wie ist das Krankheitsgeschehen (Krankheitslast, Anteil schwerer Erkrankungen) in der Bevölkerung und
  • inwieweit werden die personellen und materiellen Ressourcen des Gesundheitssystems (Arztpraxen und Krankenhäuser), belastet?

Entsprechende Informationen dazu liefern epidemiologische, virologische und klinische Daten, die durch Surveillancesysteme und in Studien erhoben werden (siehe „Wie werden konkrete Daten während einer Pandemie erhoben?“ ). Eine Herausforderung ist, dass diese Informationen größtenteils noch nicht verlässlich vorliegen, wenn die pandemische Situation eingeschätzt und über Maßnahmen entschieden werden soll. So kann etwa der Anteil der influenzabedingten Todesfälle im Verlauf einer Pandemie stark schwanken, durchgeführte Maßnahmen können den Verlauf verändern und der Schweregrad kann von Land zu Land variieren. Erst im Laufe der Erkrankungswelle werden genauere Daten verfügbar: Während der Pandemie 2009 lagen erst relativ spät Daten vor, mit denen sich der Schweregrad beurteilen ließ. Die Einschätzung des Schweregrads muss daher kontinuierlich aktualisiert und die Maßnahmen entsprechend angepasst werden.

Stand: 04.04.2016

Wie werden konkrete Daten zur Situationseinschätzung während einer Pandemie erhoben?

Um die Lage in Deutschland differenziert beurteilen zu können, wird – sowohl während der saisonalen Grippewelle als auch während einer Influenza-Pandemie – die bestehende Influenzaüberwachung (Surveillance) genutzt. Ihr Ziel ist es, kontinuierlich Daten zusammenzustellen, zu analysieren und die Ergebnisse zeitnah zu veröffentlichen (siehe FAQ „Wie wird die Aktivität akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland erfasst?“ ). Mit Hilfe der Surveillancedaten lässt sich einschätzen, wie schnell sich ein Influenzavirus ausbreitet, wie schwer die Erkrankung verläuft, welche Altersgruppen betroffen sind und wer besonders gefährdet sein könnte, welche Influenzaviren zirkulieren, ob sie sich genetisch verändern und ob die verfügbaren Impfstoffe passen. Die Repräsentativität der Datenquellen ist dabei entscheidend. In einer Pandemie werden Daten früherer saisonaler Influenzawellen zum Vergleich herangezogen. Einzelne Fragestellungen, etwa die Dauer der Virusausscheidung oder die Risikofaktoren für einen schweren Erkrankungsverlauf, werden während der Pandemie auch gezielt in Studien untersucht; da das Zeitfenster, in dem die Ergebnisse solcher Studien sinnvoll zur Pandemiebewältigung beitragen können, wahrscheinlich sehr kurz sein wird, sollten die Studien bereits vor der Pandemie geplant und vorbereitet werden, sodass sie jederzeit rasch durchgeführt werden können.

Stand: 04.04.2016

Wie unterscheidet sich das Krankheitsbild einer pandemischen Influenza von der saisonalen?

Die Krankheitsbilder können sowohl bei der saisonalen als auch bei der pandemischen Influenza stark variieren. Sie werden einerseits von den krankmachenden Eigenschaften der jeweiligen Viren bedingt, andererseits vom Alter, Grunderkrankungen und Immunstatus der Patienten (siehe auch Nationaler Pandemieplan – Wissenschaftlicher Teil (Teil II), Kapitel Klinische Bilder der Influenza).

Eine (saisonale) Influenzaerkrankung beginnt häufig abrupt: Innerhalb weniger Stunden können die Betroffenen Schüttelfrost oder Fieber, eine ausgeprägte Schwäche, Appetitlosigkeit, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen entwickeln, weitere Symptome können trockener Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und Heiserkeit sein. Allerdings erkranken nicht alle Infizierten so typisch. Als Faustregel gilt: Etwa ein Drittel der Infizierten erkrankt mit den genannten Symptomen, ein Drittel zeigt eine mildere Symptomatik (wie bei Erkältungskrankheiten) und ein Drittel entwickelt gar keine Symptome. Der Krankheitsverlauf ist in den meisten Fällen selbstlimitierend und dauert zwischen einer und zwei Wochen. Vor allem bei älteren Menschen, chronisch Kranken und Schwangeren kann eine Influenzaerkrankung jedoch zu Komplikationen wie beispielsweise einer Lungenentzündung führen und dann sogar tödlich verlaufen.

Auch pandemische Influenzaerkrankungen können sehr unterschiedlich verlaufen. Wenn ein neuartiges Influenzavirus auftritt, können jedoch viele Aspekte von dem, was für saisonale Influenzawellen als typisch gilt, abweichen. Während der Influenzapandemie 2009 etwa waren jüngere Altersgruppen und Patienten ohne Vorerkrankungen häufiger von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Ein Viertel aller Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, hatte neben den herkömmlichen Grippesymptomen auch gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Besonders zu Beginn einer Pandemie sind daher gezielte Studien nötig, um besonders gefährdete Gruppen zu identifizieren und diesen entsprechende Präventions- und Therapiemaßnahmen zukommen zu lassen.

Stand: 04.04.2016

Verläuft eine Influenzapandemie immer schwerer als die saisonale Influenza?

Sowohl die saisonalen Grippewellen als auch Pandemien können sehr unterschiedlich im Hinblick auf die Zahl der Erkrankten, der Schwerkranken und der Todesfälle verlaufen. Große Unterschiede wurden auch zwischen einzelnen Ländern beobachtet (siehe auch Nationaler Pandemieplan – Wissenschaftlicher Teil (Teil II), Kapitel Epidemiologie). Im Gegensatz zur saisonalen Grippewelle ist im Pandemiefall zumindest für die erste Zeit jedoch kein passender Impfstoff verfügbar; der Schweregrad und Verlauf einer Pandemie lassen sich im Vorfeld nicht abschätzen.

Bei der saisonalen Grippe beträgt die Zahl der geschätzten influenzaassoziierten Arztbesuche in Deutschland – je nach Saison – zwischen einer und acht Millionen. In einer starken Saison kann die Zahl der geschätzten influenzabedingten Krankenhauseinweisungen bei mehr als 30.000 liegen. Auch die Zahl der grippebedingten Todesfälle schwankt erheblich: Für die starken Saisons 2008/2009 und 2014/15 lag sie in Deutschland bei geschätzten 18.700 bzw. 21.300. Es gibt aber auch moderat verlaufende Saisons, in denen aufgrund einer geringen Anzahl von Todesfällen statistisch keine vermehrte Sterblichkeit durch Influenza nachweisbar ist, wie etwa 2000/2001. Trotzdem gibt es natürlich auch influenzabedingte Todesfälle. Bei der saisonalen Influenza fällt der allergrößte Teil der Todesfälle auf die über 60-Jährigen (siehe auch FAQ Grippe: "Wie werden Todesfälle durch Influenza erfasst?" und "Wie viele Menschen in Deutschland sterben jährlich an Influenza?".

Die drei großen Pandemien des 20. Jahrhunderts variierten ebenfalls erheblich. Die gravierendste war die „Spanische Grippe“ 1918/1919 mit 20- bis 50 Millionen geschätzten Todesfällen weltweit, wobei ein sehr großer Teil der tödlich verlaufenden Lungenentzündungen durch bakterielle Sekundärinfektionen verursacht wurde, die damals nicht spezifisch behandelt werden konnten. Die zwei nachfolgenden Pandemien 1957 und 1968 forderten wesentlich weniger Todesfälle – jeweils geschätzte eine bis vier Millionen – obwohl große Teile der Weltbevölkerung für eine Infektion empfänglich waren. Zwei Drittel der Todesfälle entfielen auf Erwachsene, die zwischen 45 und 64 Jahre alt waren.

Für die Pandemie 2009 wurden in Studien weltweit zwischen 100.000 und rund 400.000 (WHO: 200.000) Todesfälle geschätzt. In Ländern auf dem amerikanischen Kontinent wurde die Sterblichkeit um bis zu 20-fach höher eingeschätzt als in Europa. In Deutschland gab es während der Pandemie 2009 geschätzte 350 Todesfälle (siehe auch "Wie viele Todesfälle haben die verschiedenen Influenza-Pandemien in Deutschland gefordert?"). Während einer Pandemie entfällt ein großer Teil der influenzabedingten Todesfälle auf Erwachsene unter 65 Jahre.

Stand: 05.12.2016

Welche konkreten Maßnahmen gibt es, um einer Pandemie zu begegnen?

Im Fall einer Pandemie handelt es sich um ein neuartiges Influenzavirus. Dank einer umfassenden Pandemieplanung ist es zwar möglich, rasch passende Impfstoffe zu produzieren. Sie stehen jedoch erst nach einigen Monaten zur Verfügung.

Vor allem zu Beginn einer Pandemie können daher antivirale Arzneimittel dazu beitragen, die Krankheitslast und Sterblichkeit in der Bevölkerung zu reduzieren (siehe „Welche Bedeutung haben antivirale Arzneimittel im Pandemiefall?“ ). Für bereits Erkrankte sind sie die einzige zielgerichtete Therapie. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von nicht-pharmakologischen Maßnahmen zur Infektionsvermeidung, wie eine intensive Händehygiene oder die (freiwillige) Isolation von Kranken. Bei schweren Pandemien kann eine Kombination verschiedener nicht-pharmakologischer Maßnahmen ein wichtiges Instrument sein, um schwerwiegende Auswirkungen abzumildern.

Stand: 04.04.2016

Kann man sich vor Ansteckung schützen, etwa mit einem Mund-Nasen-Schutz?

Durch Standard-Hygienemaßnahmen, wie z.B. Händewaschen und Abstandhalten zu Erkrankten, kann das Risiko einer Atemwegsinfektion inklusive Influenza vermindert werden.

Im Haushalt kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Kombination mit einer intensivierten Händehygiene bei allen Haushaltsmitgliedern die Übertragung von Influenza reduzieren– vorausgesetzt, dass diese Maßnahmen sehr früh nach Symptombeginn und von allen Mitgliedern im Haushalt (und den Erkrankten selbst) angewendet werden.

Auch antivirale Arzneimittel sind grundsätzlich für die Prävention von Influenza-Erkrankungen geeignet, etwa in Ausbruchssituationen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen.

Eine Impfung, die vor einer Ansteckung mit dem pandemischen Influenzavirus schützt und die wichtigste Präventionsmaßnahme darstellt, ist erst im Laufe der Pandemie verfügbar.

Stand: 04.04.2016

Welche Bedeutung haben antivirale Arzneimittel im Pandemiefall?

Derzeit stehen in Deutschland drei verschiedene antivirale Wirkstoffe zur Vorbeugung und Therapie der Influenza zur Verfügung: der M2-Membranproteinhemmer Amantadin sowie die Neuraminidasehemmer Oseltamivir und Zanamivir. Amantidin wird – unter anderem wegen der schnellen Resistenzentwicklung, eines schmaleren Wirkungsspektrums und der schlechteren Verträglichkeit – jedoch nicht mehr empfohlen.

Da ein passender Impfstoff nicht sofort zur Verfügung steht, können antivirale Arzneimittel vor allem zu Beginn einer Pandemie bedeutsam sein, um die Krankheitslast und Sterblichkeit in der Bevölkerung zu reduzieren. Für bereits Erkrankte stellen antivirale Arzneimittel derzeit die einzige Möglichkeit einer spezifischen Behandlung dar.

In welchen Fällen antivirale Arzneimittel tatsächlich angewandt werden, muss unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte abgewogen werden: Entscheidend sind hier die Eigenschaften der zirkulierenden Viren (Übertragbarkeit, krankmachende Eigenschaften und Empfindlichkeit) sowie die Wahrscheinlichkeit von schweren Erkrankungen und Komplikationen der einzelnen Patienten (Alter, Vor- und Begleiterkrankungen).

Detaillierte Informationen über die Wirksamkeit von antiviralen Arzneimitteln sind im Nationaler Pandemieplan – Wissenschaftlicher Teil (Teil II), Kapitel Pandemierelevante Arzneimittel und beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abrufbar. Informationen über unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind in den Fachinformationen der Hersteller zu finden.

Stand: 04.04.2016

Wie gut schützt eine Impfung vor einem pandemischen Influenzavirus?

Die Wirksamkeit einer Influenzaimpfung hängt davon ab, wie gut die Impfviren mit den in der Bevölkerung zirkulierenden Viren übereinstimmen. Sie kann auch in unterschiedlichen Alters- und Risikogruppen stark schwanken. Die bisher entwickelte pandemische Influenzaimpfung 2009 zeigte – ähnlich wie saisonale Impfstoffe – eine moderate bis hohe Schutzwirkung gegen die Influenzaerkrankung und deren Komplikationen. In Deutschland, wo überwiegend ein Impfstoff mit dem Wirkverstärker AS03 zum Einsatz kam, lag die Wirksamkeit je nach Altersgruppe zwischen 70 und 97%.

Stand: 04.04.2016

Was bringt es, im Pandemiefall Schulen zu schließen und Veranstaltungen abzusagen?

Schulschließungen und das Absagen von Veranstaltungen verfolgen das Ziel, Menschen auf Abstand zu halten, Virusübertragungen zu verhindern und die Dynamik der Pandemie abzuschwächen. Daten darüber stammen fast ausschließlich von der Pandemie 1918, bei der Verbote von Massenveranstaltungen und Schulschließungen häufig eingesetzt wurden. Obwohl die Daten von 1918 einen gewissen Effekt dieser Maßnahmen suggerieren, ist es zweifelhaft, ob sie auf die heutige Situation übertragen werden können.

Es gibt Daten und Modellierungen, denen zufolge frühzeitige, flächendeckende Schulschließungen gegebenenfalls die Ausbreitung der Influenzawelle verlangsamen könnten. Diese so genannten proaktiven Schulschließungen könnten dann erwogen werden, wenn die Pandemie sehr schwer verläuft und die Übertragungsrate bei Kindern viel höher ist als bei Erwachsenen. Allerdings ist die Abwägung dieser Maßnahme besonders schwierig: Problematisch wären etwa das Timing (zu welchem Zeitpunkt und für welche Dauer die Schulen geschlossen werden sollen) und die Betreuung der Kinder, die einen Arbeitsausfall der Eltern (auch im Gesundheitssektor) nach sich ziehen könnte.

Während der Pandemie 2009 wurden Schulen nur geschlossen, wenn aufgrund von Erkrankungen von Lehrpersonal oder großen Anteilen der Schüler ein geregelter Schulbetrieb nicht mehr aufrechterhalten werden konnte (reaktive Schulschließung), nicht, um die Verbreitung des Virus zu bremsen (siehe FAQ zur Influenzapandemie 2009).

Stand: 04.04.2016

Zusatzinformationen

Gesundheits­monitoring

In­fek­ti­ons­schutz

Forschung

Kom­mis­sio­nen

Ser­vice

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

© Robert Koch-Institut

Alle Rechte vorbehalten, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt.