Aedes-albopictus-übertragene Erreger: Eine Übertragung von Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Viren in Deutschland kann nur stattfinden, wenn – erstens – ein passender Vektor, z.B. die asiatische Tigermücke, vorhanden ist. Zweitens müsste diese Mücke eine Person stechen, die das Virus von einer Reise mitgebracht hat – und das in einem bestimmten Zeitfenster, da die Viren in der Regel nur wenige Tage im Blut der Infizierten vorhanden sind. Drittens müsste die Mücke dann im Hochsommer lange genug leben, um Wochen später eine erneute Blutmahlzeit zu nehmen, dafür weitere Menschen zu stechen und das Virus so weiterzugeben. Bislang sind solche Fälle hierzulande noch nicht bekannt geworden. Doch durch die Klimaerwärmung werden die Bedingungen für ein solches Szenario immer besser: Mit einzelnen autochthonen (hierzulande erworbenen) Chikungunya-Infektionen durch die asiatische Tigermücke ist in den Sommermonaten zukünftig zu rechnen. Für Dengue- und Zikavirus-Übertragungen – wie sie in Südeuropa bereits vereinzelt vorkommen – reichen bisherige mitteleuropäische Sommertemperaturen dagegen meist nicht aus. Durch die steigenden Temperaturen dürfte jedoch auch die Wahrscheinlichkeit von autochthonen Dengue-Virus-Infektionen zunehmen. Epidemien wie in den Tropen sind hierzulande derzeit unwahrscheinlich.
Malaria: Bestimmte Formen der Malaria (Malaria tertiana und quartana) waren in Deutschland bis Mitte des 20. Jahrhunderts, also unter kühleren klimatischen Bedingungen als heute, endemisch. Die Elimination der Malaria gelang in erster Linie dadurch, dass erkrankte Personen rasch behandelt wurden. Dadurch wurde die Wahrscheinlichkeit, dass eine Anopheles-Mücke durch Blutsaugen bei einer mit Malaria infizierten Person Plasmodien (Erreger der Malaria) aufnehmen kann, so weit gesenkt, dass der Infektionszyklus Mensch > Mücke > Mensch nachhaltig unterbrochen wurde.
Anopheles-Arten, die in der Lage sind, Plasmodien zu übertragen, sind in Deutschland nach wie vor vorhanden. Sie können sich mit Plasmodien infizieren, wenn sie eine Person stechen, die mit Plasmodien im Blut nach einem Aufenthalt in einem Malaria-Endemiegebiet nach Deutschland einreist. Aber nur bei ausreichend hohen sommerlichen Temperaturen können die Plasmodien in der Mücke heranreifen, so dass die Mücke durch eine weitere Blutmahlzeit einen anderen Menschen infizieren kann. In Folge des Klimawandels dehnt sich der Zeitraum mit geeigneten klimatischen Bedingungen aus, so dass die Wahrscheinlichkeit für eine solche Übertragung in Deutschland steigen dürfte. Mit einer dauerhaften Rückkehr der Malaria nach Deutschland als endemische Krankheit ist jedoch nicht zu rechnen, solange an Malaria erkrankte Personen erkannt und behandelt werden.
Stand: 11.06.2024