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Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu mückenübertragenen Erkrankungen

Stand: 11.6.2024

Welche Mücken können in Deutschland Krankheiten übertragen – und wo kommen sie vor?

West-Nil-Fieber: Überträger von West-Nil-Viren sind vor allem Culex-Stechmücken, die in Deutschland überall vorhanden sind. Zusätzlich können andere, weniger weit verbreitete Stechmücken das Virus übertragen.

Aedes albopictus-übertragene Erkrankungen: Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus), die in den Tropen – neben anderen Mückenarten – als Überträger von Dengue-, Chikungunya- und Zikavirus in Erscheinung treten, kommen in Deutschland zumindest stellenweise vor, insbesondere entlang des Rheins im Südwesten Deutschlands und in Berlin, siehe Karte der am FLI angesiedelten Nationalen Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“. Studien zeigen, dass die deutschen Aedes albopictus unter hiesigen Temperaturbedingungen vor allem das Chikungunyavirus gut übertragen könnten. Andere Aedes-Arten kommen zumindest theoretisch als Vektoren in Frage.

Malaria: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Malaria in Mitteleuropa verbreitet, auch in Deutschland. Im Zuge umfangreicher Bekämpfungsmaßnahmen wurden sowohl die Überträger (Anopheles-Mücken) als auch die Erreger (Plasmodien) erfolgreich bekämpft. Allerdings gibt es auch heute noch in Deutschland stellenweise Anopheles-Arten, die unter geeigneten Umweltbedingungen (ausreichende Wärme) Malaria-Erreger (Plasmodien) übertragen können.

Stand: 11.06.2024

Wo und wie häufig werden hier in Deutschland Erkrankungen durch Mücken übertragen?

West-Nil-Fieber: Seit 2018 werden in den Sommermonaten – während der Mückensaison – West-Nil-Virus-Nachweise bei Vögeln und Pferden berichtet, überwiegend in Ostdeutschland. Im Spätsommer 2019 wurden erste in Deutschland durch Mücken übertragene menschliche Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV) in Ostdeutschland bekannt. Seitdem werden in den Sommer- und Herbstmonaten (Juli bis September) WNV-Infektionen in Ostdeutschland berichtet, sie bewegen sich im ein- und niedrigen zweistelligen Bereich pro Jahr. Da nur ein kleiner Teil der Infizierten Symptome zeigt und nur etwa einer von 100 Infizierten schwer erkrankt, ist davon auszugehen, dass es weitere nicht-diagnostizierte Infektionen gibt. Das Vorkommen von WNV-Erkrankungsfällen über mehrere Jahre zeigt an, dass WNV auch in Deutschland überwintert. Es ist damit zu rechnen, dass sich WNV in Deutschland weiter etabliert. Ausführliche Informationen zu West-Nil-Fieber, u.a. Empfehlungen und eine Übersicht zu Erkrankung und Vorkommen, sind unter Infektionskrankheiten A-Z > Westnilfieber abrufbar.

Aedes albopictus-übertragene Krankheiten: Übertragungen  von Dengue-, Chikungungunya- und Zikafieber durch Stechmücken in Deutschland wurden noch nicht beobachtet. In Südeuropa gab es in den letzten Jahren im Sommer kleine Cluster autochthoner Übertragungen, z.B. in Frankreich und Italien. In Deutschland sind stellenweise und saisonal (während der Sommermonate) auch Bedingungen für autochthone (d.h. hierzulande stattfindende) Übertragungen gegeben – zumindest dort, wo die Tigermücke (Aedes albopictus) vorkommt (s. Karte der am FLI angesiedelten Nationalen Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“ und Karte des LGA Baden-Württemberg).

Malaria: Die Malaria-Erreger (Plasmodien) sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland eradiziert. Es gibt hierzulande stellenweise aber weiterhin Anopheles-Mücken, die unter geeigneten Umweltbedingungen Malaria-Erreger (Plasmodien) von Reiserückkehrenden übertragen können. Solche Fälle sind in Deutschland bislang extrem selten. Sehr seltene Sonderformen einer Infektion in Deutschland sind die sog. Flughafenmalaria, bei der die Infektion durch importierte infektiöse Mücken entweder im Flugzeug, auf einem Flughafen oder in dessen unmittelbarer Umgebung erfolgt, bzw. die sogenannte Koffermalaria, bei der infektiöse Mücken im Gepäck von Flugreisenden importiert werden.

Stand: 11.06.2024

In welcher Jahreszeit ist in Deutschland mit mückenübertragenen Erkrankungen zu rechnen?

Die bislang in Deutschland gemeldeten West-Nil-Fieber-Fällen bei Menschen hatten Erkrankungsbeginne von Mitte Juli bis Anfang Oktober. Die Infektionszeitpunkte lagen vermutlich jeweils ca. in der Woche vorher, also ca. von Juli bis September.

Reiseassoziierte Infektionen mit Malaria, Dengue-, Chikungunya- und Zikavirus treten in Deutschland im ganzen Jahr auf. Eine Weiterübertragung in Deutschland durch heimische Stechmücken ist jedoch nur im Sommer und Frühherbst denkbar, weil dazu relativ konstant hohe Temperaturen erforderlich sind (siehe auch „Können sich auch tropische Krankheiten wie Dengue-, Zika-, Chikungunya-Fieber oder Malaria (wieder) in Deutschland etablieren?“).

Stand: 11.06.2024

Wie kommen tropische Mücken wie die Asiatische Tigermücke überhaupt nach Deutschland?

Tropische Stechmücken können direkt über die Handelswege – über Flug-, Schiffs- und LKW-Verkehr –  in andere Länder gelangen. So sind erste Exemplare der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) schon vor Jahrzehnten vermutlich über den Gebrauchtreifenhandel nach Südeuropa gekommen und haben sich dort in klimatisch geeigneten Gebieten flächendeckend ausgebreitet. Von Südeuropa aus wurden dann immer wieder Tigermücken auf LKW oder in Privatautos nach Deutschland mitgenommen. Seit 2007 haben sich in einigen Regionen Tigermücken-Populationen etabliert (s. Karte der am FLI angesiedelten Nationalen Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“). Seit 2007 haben sich insgesamt 5 invasive Mückenarten in Deutschland etabliert, von denen drei als Vektoren für Krankheiten in Frage kommen - die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus), die koreanische Buschmücke (Aedes koreicus).

Stand: 11.06.2024

Können sich auch tropische Krankheiten wie Dengue-, Zika-, Chikungunya-Fieber oder Malaria (wieder) in Deutschland etablieren?

Aedes-albopictus-übertragene Erreger: Eine Übertragung von Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Viren in Deutschland kann nur stattfinden, wenn – erstens – ein passender Vektor, z.B. die asiatische Tigermücke, vorhanden ist. Zweitens müsste diese Mücke eine Person stechen, die das Virus von einer Reise mitgebracht hat – und das in einem bestimmten Zeitfenster, da die Viren in der Regel nur wenige Tage im Blut der Infizierten vorhanden sind. Drittens müsste die Mücke dann im Hochsommer lange genug leben, um Wochen später eine erneute Blutmahlzeit zu nehmen, dafür weitere Menschen zu stechen und das Virus so weiterzugeben. Bislang sind solche Fälle hierzulande noch nicht bekannt geworden. Doch durch die Klimaerwärmung werden die Bedingungen für ein solches Szenario immer besser: Mit einzelnen autochthonen (hierzulande erworbenen) Chikungunya-Infektionen durch die asiatische Tigermücke ist in den Sommermonaten zukünftig zu rechnen. Für Dengue- und Zikavirus-Übertragungen – wie sie in Südeuropa bereits vereinzelt vorkommen – reichen bisherige mitteleuropäische Sommertemperaturen dagegen meist nicht aus. Durch die steigenden Temperaturen dürfte jedoch auch die Wahrscheinlichkeit von autochthonen Dengue-Virus-Infektionen zunehmen. Epidemien wie in den Tropen sind hierzulande derzeit unwahrscheinlich.

Malaria:  Bestimmte Formen der Malaria (Malaria tertiana und quartana) waren in Deutschland bis Mitte des 20. Jahrhunderts, also unter kühleren klimatischen Bedingungen als heute, endemisch. Die Elimination der Malaria gelang in erster Linie dadurch, dass erkrankte Personen rasch behandelt wurden. Dadurch wurde die Wahrscheinlichkeit, dass eine Anopheles-Mücke durch Blutsaugen bei einer mit Malaria infizierten Person Plasmodien (Erreger der Malaria) aufnehmen kann, so weit gesenkt, dass der Infektionszyklus Mensch > Mücke > Mensch nachhaltig unterbrochen wurde.

Anopheles-Arten, die in der Lage sind, Plasmodien zu übertragen, sind in Deutschland nach wie vor vorhanden. Sie können sich mit Plasmodien infizieren, wenn sie eine Person stechen, die mit Plasmodien im Blut nach einem Aufenthalt in einem Malaria-Endemiegebiet nach Deutschland einreist. Aber nur bei ausreichend hohen sommerlichen Temperaturen können die Plasmodien in der Mücke heranreifen, so dass die Mücke durch eine weitere Blutmahlzeit einen anderen Menschen infizieren kann. In Folge des Klimawandels dehnt sich der Zeitraum mit geeigneten klimatischen Bedingungen aus, so dass die Wahrscheinlichkeit für eine solche Übertragung in Deutschland steigen dürfte. Mit einer dauerhaften Rückkehr der Malaria nach Deutschland als endemische Krankheit ist jedoch nicht zu rechnen, solange an Malaria erkrankte Personen erkannt und behandelt werden.

Stand: 11.06.2024

Wie werden Mücken in Deutschland überwacht?

Seit 2011 werden in Deutschland durchgehend Monitoringaktivitäten durchgeführt, die aktuelle Daten zum Vorkommen und zur Verbreitung von Stechmückenvektoren liefern. Dafür werden einerseits systematisch Mücken und Larven gefangen, andererseits zufällige Einsendungen von Stechmücken aus der Bevölkerung über das Citizen-Science-Projekt „Mückenatlas“ ausgewertet. Federführend bei der Stechmücken­überwachung sind das Friedrich-Loeffler-Institut, das Leibniz-Institut für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), das Bernhard-Nocht-Institut (BNITM) und die Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS).

Stand: 11.06.2024

Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Die im Rahmen des Klimawandels zunehmende sommerliche Erwärmung und seltenere Winterfröste begünstigen die Ansiedlung und Vermehrung invasiver Mückenarten wie der asiatische Tigermücke. Sie verlängern außerdem im Sommer und Herbst den Zeitraum, in dem es zu Krankheitsübertragungen kommen kann.

Eine ausführliche Publikation zu den Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Vektor- und Nagetier-assoziierte Infektionskrankheiten, in der auch Mücken und mückenübertragene Erkrankungen betrachtet werden, ist 2023 im Sachstandsbericht Klimawandel erschienen (Journal of Health Monitoring S3/2023).

Stand: 11.06.2024

Wie lassen sich Mücken bekämpfen?

Konkrete Empfehlungen zu Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen geben u.a. die am Friedrich-Loeffler-Institut angesiedelte Nationale Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“ und die Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS e.V.). Wichtig ist das Verhindern von Mückenbrutstätten – z.B. Dauerpfützen oder mit Wasser gefüllte Gefäße wie Blumenuntersetzer und gefüllte Gießkannen – im Wohnumfeld und/oder Garten. Vogeltränken sollten regelmäßig geleert werden, Regentonnen mit engmaschigen Netzen/Netzdeckeln (z.B. Nylon-Strumpfhosen) gegen Mückenanflug abgedichtet werden. In besonders betroffenen Gebieten können auch biologische und u.U. auch chemische Mittel zur Mückenbekämpfung eingesetzt werden.

Stand: 11.06.2024

Wie kann man sich vor Mückenstichen schützen und mückenübertragene Erkrankungen verhindern?

Um sich vor Mücken zu schützen, können in den Sommermonaten Fliegengitter an den Fenstern, lange Kleidung und das Auftragen von Repellentien helfen.

In einigen Regionen Ostdeutschlands übertragen einheimische Mücken bereits das West-Nil-Virus, das vor allem bei Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen schwere Krankheitsverläufe (u.a. Gehirnentzündungen) verursachen kann (siehe Übersicht unter www.rki.de/westnilfieber). Gerade diese Personengruppen sollten sich in der Saison vor Mückenstichen schützen. In Gärten von Altersheimen beispielsweise sollten Mückenbrutplätze konsequent vermieden werden (siehe Frage „Wie lassen sich Mücken bekämpfen“).

Es ist außerdem sinnvoll, dass sich Einreisende aus den Tropen nach Rückkehr im Sommer und Herbst aktiv vor Mückenstichen schützen, um so eine mögliche Weitergabe tropischer Viren zu verhindern – insbesondere in Regionen mit Aedes-Populationen (siehe Karte der Nationalen Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“ des FLI).

Stand: 11.06.2024

Worauf sollten Ärztinnen und Ärzte achten?

In von West-Nil-Fieber betroffenen Regionen (siehe u.a. Karte im Epidemiologischen Bulletin 22/2023, S. 4) sollten Ärztinnen und Ärzte Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden auf West-Nil-Viren (WNV) untersuchen lassen. Vor allem im Süden von Ostdeutschland überlappt das WNV- mittlerweile mit dem FSME-Verbreitungsgebiet. Ebenso ist eine WNV-Untersuchung angezeigt bei gehäuft auftretenden Fällen von unklarem Fieber mit oder ohne Hautausschlägen.

Generell sollten Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen bei Betroffenen mit Fieber und unklaren Symptomen auch an bislang in Deutschland nicht oder selten aufgetretene Erkrankungen denken und entsprechende Laboruntersuchungen veranlassen - vor allem wenn solche Patienten gehäuft in die Praxis kommen. Dies ist besonders im Sommer/Frühherbst und in Regionen wichtig, in denen Vorkommen der Asiatischen Tigermücke bekannt sind (s. Karte der Nationalen Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern" des FLI). Bei Laboruntersuchungen auf die Flaviviren WNV und Denguevirus sind serologische Kreuzreaktivitäten mit weiteren in Deutschland vorkommenden Flaviviren wie FSME- und Usutuvirus zu beachten.

Stand: 11.06.2024

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