Navigation und Service

Zielgruppeneinstiege

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Mit dem Klick auf "Erlauben" erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihren Aufenthalt auf der Seite anonymisiert aufzeichnen. Die Auswertungen enthalten keine personenbezogenen Daten und werden ausschließlich zur Analyse, Pflege und Verbesserung unseres Internetauftritts eingesetzt. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Grippesaison und Grippewelle

Stand: 18.9.2023

Wann spricht man von Grippesaison, wann von Grippewelle?

Als Grippesaison wird der Zeitraum bezeichnet, in dem Influenzaviren hauptsächlich zirkulieren. Das ist auf der nördlichen Halbkugel üblicherweise zwischen der 40. Kalenderwoche (Anfang Oktober) und der 20. Kalenderwoche (Mitte Mai). Als Grippewelle wird der Zeitraum erhöhter Influenza-Aktivität bezeichnet. Die jährliche Grippewelle hat in den vergangenen Jahren meist im Januar begonnen und drei bis vier Monate gedauert. Für den Beginn einer Grippewelle hat die Arbeitsgemeinschaft Influenza (siehe auch "Was ist die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI)?") eine virologische Definition entwickelt. Im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren im RKI werden kontinuierlich Proben von Patienten mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion untersucht. Stark vereinfacht kann man sagen: Wenn in jeder fünften Patientenprobe Influenzaviren nachgewiesen werden – die sogenannte Positivrate also bei etwa 20 % liegt – hat die Grippewelle begonnen (siehe auch "Wie wird die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland erfasst?, Abschnitt Virologische Surveillance).

Stand: 18.09.2023

Warum treten Grippewellen im Winter auf?

Influenzaviren sind bei niedrigen Temperaturen und in trockener Luft stabiler. Außerdem wird vermutet, dass die Schleimhaut der oberen Atemwege bei trockener Luft anfälliger für eine Infektion und das Immunsystem im Winter weniger schlagkräftig ist als im Sommer. Ein weiterer Faktor könnte auch sein, dass man sich im Winter längere Zeit zusammen mit anderen Menschen in weniger belüfteten Räumen aufhält. Schließlich muss für das Entstehen einer Grippewelle erstens eine genügend große Anzahl an empfänglichen Personen in der Bevölkerung vorhanden sein und zweitens (bei den oben genannten Bedingungen) ein genügend großer Eintrag an infektiösen Personen in die empfängliche Bevölkerung erfolgen. In Europa wird in den Wintermonaten häufig zuerst aus den südwestlichen Ländern Europas (zum Beispiel Spanien, Portugal) über eine erhöhte Influenza-Aktivität (Grippewelle) berichtet und erst später aus Mittel- und Osteuropa.

In den sehr seltenen Fällen einer Influenzapandemie durch ein neuartiges Virus kann gerade die erste pandemische Welle auch außerhalb des Winters auftreten.

Stand: 18.09.2023

Kann man den Verlauf einer Grippesaison vorhersagen?

Der Verlauf einer Grippesaison lässt sich nicht vorhersagen. Es ist offen, in welcher Häufigkeit die einzelnen Influenzavirus-Subtypen oder Linien in der Grippesaison auftreten werden (siehe Frage "Welche saisonalen Grippeviren kommen bei Menschen vor?"). Auch die Zahl der Influenzaerkrankungen wie auch die Zahl der Influenza-bedingten Todesfälle kann von Saison zu Saison stark schwanken. Die Einschätzung der Schwere einer Grippewelle ist generell erst nach der Saison möglich, das galt auch im Kontext der COVID-19-Pandemie. Influenzasaisonberichte wurden üblicherweise im September eines jeden Jahres auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft Influenza veröffentlicht. Für die Saisons 2019/20, 2020/21 und 2021/22 gibt es keine eigenen Saisonberichte, da nur verkürzte bzw. gar keine Grippewellen im herkömmlichen Sinne verzeichnet wurden. Eine Einschätzung zu diesen Saisons findet sich in den jeweiligen ARE-Wochenberichten des RKI. Zusätzlich wird jeweils im Kapitel Influenza im Infektionsepidemiologischen Jahrbuch des RKI berichtet.

Die Influenza-Aktivität kann in verschiedenen Regionen der Welt sehr unterschiedlich verlaufen, und es lässt sich zum Beispiel von einem schweren Verlauf in einem Staat nicht auf einen ähnlichen Verlauf in einem anderen Staat schließen. Allerdings können Hinweise über eine bevorstehende Saison im eigenen Land gewonnen werden, wenn in Nachbarländern die Grippewelle schon begonnen hat. Im ARE-Wochenbericht wird deshalb auch regelmäßig über die Situation in Europa berichtet.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und das europäische Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO/Europe) berichten gemeinsam über die europäische Situation in Wochenberichten. Die Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht regelmäßig Updates zum weltweiten Influenza-Geschehen und es werden auch interaktive Grafiken der Daten insgesamt und zum Vergleich einzelner Länder zur Verfügung gestellt.

Stand: 18.09.2023

Warum verlaufen die Grippewellen unterschiedlich schwer?

Die Grippewellen unterscheiden sich sehr deutlich darin, wie viele Menschen in einer Saison an Grippe erkranken, wie viele davon im Krankenhaus behandelt werden müssen oder sogar sterben. Besonders viele Menschen werden dann krank, wenn das Virus sich genetisch verändert hat und in der Vorsaison nicht schon ein großer Anteil der Bevölkerung mit dem Virus des gleichen Subtyps bzw. der gleichen Linie Kontakt hatte und damit immunologisch nicht optimal auf einen erneuten Kontakt reagieren kann.

Kompliziert wird es durch die verschiedenen Subtypen, die zirkulieren (A(H3N2), A(H1N1), B, siehe dazu auch die Frage "Wie wirken sich die verschiedenen Grippeviren auf die Grippewellen aus?"). Wenn sich zum Beispiel das A(H3N2)-Virus nicht sehr verändert, ist es nach einer schweren A(H3N2)-dominierten Welle relativ unwahrscheinlich, dass es im folgenden Jahr wieder eine schwere A(H3N2)-Welle gibt, da viele Menschen aufgrund einer durchgemachten Infektion vergleichsweise gut geschützt sind. Die Schwere einer Grippewelle hängt also wesentlich von der Grundimmunität der Bevölkerung und den jeweils in den Vorjahren verbreiteten Subtypen ab. Bei A(H1N1)-Viren ist dieser Zusammenhang dagegen nicht so deutlich.

Der Einfluss der Impfung auf den Verlauf und die Schwere einer Grippewelle ist begrenzt. Zum einen ist die Impfquote vergleichsweise gering (etwa ein Viertel der Bevölkerung ist geimpft, wobei die Impfquote von Saison zu Saison unterschiedlich ausfallen kann). Zum anderen ist die Wirksamkeit der Influenza-Impfung von einer Vielzahl von Faktoren abhängig und kann sich von Saison zu Saison sehr stark unterscheiden (siehe Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Grippeschutzimpfung, u.a. Frage "Wie hoch ist die Wirksamkeit der Influenza-Impfung?"). Dennoch ist die Impfung die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor einer Influenza-Erkrankung.

Niedrige Temperaturen und kalte Luft können zwar die Ausbreitung von Influenzaviren begünstigen (siehe auch: "Warum treten Grippewellen im Winter auf?"), auf die Schwere und den Verlauf einer Grippewelle hat das Wetter jedoch praktisch keinen Einfluss.

Während der COVID-19-Pandemie wurde der Verlauf der Influenza-Saisons stark durch die damals geltenden Maßnahmen beeinflusst (siehe FAQ zur COVID-19-Pandemie).

Stand: 18.09.2023

Wie wirken sich die verschiedenen Grippeviren auf die Grippewellen aus?

Die vier Subtypen bzw. Linien von Grippeviren (siehe auch die Frage "Welche saisonalen Grippeviren kommen bei Menschen vor?") haben viele Gemeinsamkeiten, und alle vier können das ganze Spektrum von relativ leichten zu schwereren Krankheitsverläufen und sogar Todesfällen verursachen. In mancher Hinsicht unterscheiden sich die Viren jedoch:

  • Influenza A(H1N1): Während der Influenza-Pandemie 2009 trat erstmals Influenza A(H1N1)pdm09 auf, die sogenannte Schweinegrippe, und zirkuliert seitdem auch saisonal in Deutschland, zuletzt deutlich in der Saison 2018/19. Bei Grippewellen, in denen Influenza A(H1N1)pdm09-Viren dominierten, war bislang zu beobachten, dass es auch bei jüngeren Erwachsenen und Kindern zu sehr schweren Erkrankungen und Todesfällen gekommen ist, insbesondere beim Vorliegen von Grundkrankheiten. Insgesamt sind solche schweren Verläufe bei jungen Menschen aber selten.
  • Influenza A(H3N2): Bei Grippewellen, in denen Influenza A(H3N2)-Viren dominierten, waren in der Vergangenheit besonders ältere und hochbetagte Menschen von schweren Krankheitsverläufen betroffen (beispielsweise in der Saison 2016/17). In solchen Saisons wird meist auch eine deutliche Übersterblichkeit beobachtet (siehe auch "Wie werden Todesfälle durch Influenza erfasst?" und "Wie viele Menschen sterben jährlich an Influenza?"). A(H3N2)-Viren scheinen sich auch am schnellsten zu verändern (siehe auch "Was bedeuten Mutationen bei Influenzaviren?"). Das bedeutet, dass die A(H3N2)-Komponente im saisonalen Grippeimpfstoff häufig angepasst werden muss – und dass viele Menschen nach wenigen Jahren erneut an den dann leicht veränderten Viren erkranken können.
  • Influenza B: Influenza B-Viren zirkulieren zeitlich oft später als Influenza A-Viren und verursachen damit eine insgesamt längere Grippewelle. Bei Typ B-Viren gibt es eine Yamagata- und eine Victoria-Linie. Bei dominanter Influenza B-Victoria-Viruszirkulation fällt auf, dass ältere Kinder (fünf bis 14 Jahre) häufiger erkranken. An Yamagata-Viren scheinen mehr Personen in den Altersgruppen ab 35 Jahre zu erkranken (z.B. während der Saison 2017/18). Influenza B-Viren der Yamagata-Linie wurden seit Beginn der COVID-19-Pandemie weltweit nur noch ganz wenige nachgewiesen. Seit März 2020 zirkulieren nur noch Influenza B-Viren der Victoria-Linie.

Eine Übersicht der in den vergangenen Saisons zirkulierenden Grippeviren und der Exzessmortalität ist tabellarisch im Kapitel "Influenza-assoziierte Todesfallschätzungen" des Influenza-Saisonberichts dargestellt.

Stand: 18.09.2023

Wie viele Menschen in Deutschland erkranken an Influenza?

Grippewellen fallen je nach Saison sehr unterschiedlich aus (siehe "Warum verlaufen die Grippewellen unterschiedlich schwer?"). Nach einer Grippesaison kann die Gesamtzahl der über das erwartete Maß hinausgehenden Arztbesuche aufgrund akuter Atemwegserkrankungen während der Grippewelle geschätzt werden. Diese Gesamtzahl entspricht vermutlich in etwa der Zahl der Patienten, die mit einer Influenza-Erkrankung zum Arzt gehen. Es gibt aber auch andere Schätzverfahren. So wurde z.B. der Anteil an Influenzaerkrankungen an allen akuten Atemwegserkrankungen bei Kindern von 2020 bis 2022 auf rund 12 % geschätzt.

Saisonale Influenzawellen verursachen in Deutschland jährlich zwischen einer und sieben Millionen Influenza-bedingte Arztbesuche, in Jahren mit starken Grippewellen auch deutlich mehr. Die Grippesaisons 2020/21 und 2021/22 bilden Ausnahmen; durch die Maßnahmen der COVID-19-Pandemie haben keine Grippewellen im herkömmlichen Sinne stattgefunden.

Daten des RKI-Webportals GrippeWeb deuten darauf hin, dass etwa einer von drei Erkrankten mit typischen Grippesymptomen zum Arzt geht. Demnach erkranken während einer saisonalen Grippewelle in Deutschland etwa zwei bis dreimal mehr Menschen an Grippe, als über die zusätzliche Zahl der Arztkonsultationen geschätzt wird. Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle - nicht jeder Infizierte erkrankt - wird je nach Stärke der Grippewelle auf 5 bis 20 % Prozent der Bevölkerung geschätzt, in Deutschland wären das 4 bis 16 Millionen Menschen.

Stand: 18.09.2023

Wie werden Todesfälle durch Influenza erfasst?

Die Influenza-bedingte Sterblichkeit (Mortalität) kann durch statistische Verfahren aus der Zahl der Gesamttodesfälle oder aus der Zahl der als „Pneumonie oder Influenza“ kodierten Todesfälle geschätzt werden. Dieser Ansatz wird gewählt, weil bei weitem nicht alle mit Influenza in Zusammenhang stehenden Todesfälle als solche erkannt oder gar labordiagnostisch bestätigt werden. Die Zahl der mit Influenza in Zusammenhang stehenden Todesfälle wird – vereinfacht dargestellt – als die Differenz berechnet, die sich ergibt, wenn von der Zahl aller Todesfälle, die während der Influenzawelle auftreten, die Todesfallzahl abgezogen wird, die (aus historischen Daten berechnet) aufgetreten wäre, wenn es in dieser Zeit keine Influenzawelle gegeben hätte. Das Schätz-Ergebnis wird als sogenannte Übersterblichkeit (Exzess-Mortalität) bezeichnet. In Deutschland wird, wie in vielen anderen Ländern, die Zahl der Gesamttodesfälle für die Schätzung verwendet. Das Schätz-Verfahren ist im Epidemiologischen Bulletin in den Ausgaben 10/2011 und 3/2015 ausführlich erläutert.

Todesfälle mit Influenza werden im Rahmen der Meldepflicht für Influenzavirus-Nachweise an das RKI übermittelt. Diese Daten sind jedoch keine Grundlage für Hochrechnungen. Nicht bei allen Todesfällen wird auf Influenzaviren untersucht, zudem wird der Tod nach einer Influenzainfektion meist durch eine anschließende bakterielle Lungenentzündung verursacht, so dass die Influenzaviren häufig nicht mehr nachweisbar sind. Die offizielle Todesursachenstatistik ist nicht ausreichend aussagekräftig, sie beruht auf den Angaben auf dem Totenschein, auf dem die Influenza aus verschiedenen Gründen häufig nicht als Todesursache eingetragen wird, sondern stattdessen zum Beispiel eine bakterielle Lungenentzündung oder eine vorbestehende Grunderkrankung wie Diabetes oder eine Herz-Kreislauferkrankung, die die Wahrscheinlichkeit eines schweren bzw. tödlichen Krankheitsverlaufs erhöht.

Stand: 18.09.2023

Wie viele Menschen in Deutschland sterben jährlich an Influenza?

Das höchste Risiko für schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle haben ältere Menschen. Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren hundert bis über 25.000 in der Saison 2017/18.

Für manche Grippesaisons ergibt die Schätzung keine Übersterblichkeit oder Exzess-Mortalität (siehe Frage "Wie werden Todesfälle durch Influenza erfasst?"). In solchen Saisons werden aber immer laborbestätigte Influenza-Todesfälle im Rahmen der Meldepflicht für Influenzavirus-Nachweise an das RKI übermittelt, meist mehrere hundert. Für die Schätzung einer Exzess-Mortalität jedoch ist in diesen Saisons die Differenz zu der für diesen Zeitraum erwarteten Gesamtmortalität ohne Influenzaviruszirkulation zu klein. Die Zahl der dem RKI übermittelten Influenza-Todesfälle gemäß Infektionsschutzgesetz werden im ARE-Wochenbericht angegeben, die der vergangenen Grippesaisons und eine Übersicht der geschätzten Todesfälle der vergangenen Jahre sind im jährlichen Influenza-Saisonbericht enthalten.

Stand: 18.09.2023

Zusatzinformationen

Gesundheits­monitoring

In­fek­ti­ons­schutz

Forschung

Kom­mis­sio­nen

Ser­vice

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

© Robert Koch-Institut

Alle Rechte vorbehalten, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt.