Wie hoch ist die Wirksamkeit der Influenza-Impfung?
Die Wirksamkeit der Influenza-Impfungen kann in den einzelnen Saisons sehr unterschiedlich sein und sich auch hinsichtlich der einzelnen Virussubtypen bzw. Virustypen unterscheiden (H1N1, H3N2, B). Die Impfeffektivität hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Die Zusammensetzung des Impfstoffes wird jährlich aktualisiert (siehe "Wie wird die Zusammensetzung des Influenza-Impfstoffs bestimmt?"). Es ist trotzdem möglich, dass die in der folgenden Saison hauptsächlich auftretenden Influenzaviren nicht so gut mit den im Impfstoff enthaltenden Virusstämmen übereinstimmen, weil sich in der Zwischenzeit andere Virusstämme durchgesetzt haben. Wenn sich zirkulierende Viren oder die Anteile der einzelnen Virus(sub)typen im Verlauf der Saison ändern kann sich die Schutzwirkung des Impfstoffs auch im Laufe einer Grippesaison verändern. Zudem kann es bei der Herstellung des Impfstoffs zu Mutationen beim Impfstamm kommen, die die Passgenauigkeit des Impfstoffs mitunter beeinträchtigen können.
Bei einer sehr guten Übereinstimmung der zirkulierenden Influenzaviren mit dem Impfstoff wurde bei jungen Erwachsenen eine Schutzwirkung bis zu 80% beobachtet. Ältere Menschen haben oft eine reduzierte Immunantwort, sodass die Impfung bei ihnen weniger zuverlässig wirkt. Insbesondere die Effektivität gegen den Subtyp H3N2 war in den letzten Saisons aufgrund einer schlechten Übereinstimmung des Impfvirus mit den zirkulierenden Viren teilweise herabgesetzt. Dennoch können auch ältere Menschen ihr Risiko, an einer Influenza zu erkranken, durch die Impfung im Mittel etwa halbieren. Dies bedeutet bei einer Wirksamkeit von 41% bis 63% bei älteren Erwachsenen (Manzoli L et al. in Human Vaccines & Immunotherapeutics 2012): Wenn im Laufe einer Influenzasaison von 100 ungeimpften älteren Erwachsenen 10 an Grippe erkranken, erkranken von 100 geimpften älteren Erwachsenen nur etwa 4 bis 6.
Aufgrund einer geringfügigen, aber signifikanten Überlegenheit der Impfeffektivität bei älteren Menschen wird von der STIKO für alle Personen ≥ 60 Jahre inzwischen ein quadrivalenter Hochdosis-Impfstoff mit aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination empfohlen (Epid Bull 1/2021, siehe FAQ "Warum empfiehlt die STIKO den Hochdosis-Impfstoff zur Impfung von Senior:innen ab der Saison 2021/2022?").
Auch wenn die Wirksamkeit der Influenza-Impfung mitunter geringer ausfallen kann als bei anderen Impfstoffen, können aufgrund der Häufigkeit von Influenza doch viele Erkrankungsfälle durch Impfungen verhindert werden. In Deutschland sind dies - selbst bei den aktuell mäßigen Impfquoten (siehe "Wie viele Menschen lassen sich gegen die saisonale Influenza impfen?") - schätzungsweise ca. 400.000 Influenza-Erkrankungen pro Jahr bei Personen über 60 Jahren (Weidemann F et al. BMC Infectious Diseases 2017).
Zudem wurde in zahlreichen Studien gezeigt, dass eine Influenza-Erkrankung bei geimpften Personen milder, also mit weniger Komplikationen verläuft als bei Ungeimpften (z.B. VanWormer JJ et al., BMC Infect Dis. 2014; 14: 231).
Weitere Möglichkeiten, sich zusätzlich zur Impfung gegen eine Influenzainfektion zu schützen, finden sich bei der Frage "Was kann man außer der Influenzaimpfung noch tun, um eine Grippeerkrankung zu vermeiden?".