Ja, mittlerweile gibt es zwei große Studien aus Schweden (1) und aus Großbritannien (2), die belegen, dass die seit 2006 in Europa zugelassene HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs verhindern kann. Dass es erst jetzt solche Studien gibt, liegt daran, dass es im Schnitt 10 bis 30 Jahre dauert, bis sich nach einer persistierenden HPV-Infektion (über den Zwischenschritt von Krebsvorstufen) Gebärmutterhalskrebs entwickelt.
Die schwedische Studie von 2020 [1] mit mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen zwischen 10 und 30 Jahren konnte hierbei zeigen, dass Frauen, die vor dem Alter von 17 Jahren gegen HPV geimpft wurden, ein um 88% geringeres Risiko für Gebärmutterhalskrebs hatten als ungeimpfte Frauen. In der britischen Studie von 2021 unter jungen Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren kam es zu einer signifikanten Reduktion von Gebärmutterhalskrebs bei geimpften im Gegensatz zu ungeimpften Frauen. Hierbei zeigte sich, dass die Reduktion umso größer ausfiel, je jünger die Mädchen zum Zeitpunkt der Impfung waren: Während bei den 12-13-jährigen Mädchen die Reduktion bei 87% lag, lag sie bei den Mädchen mit einer Impfung im Alter von 16-18 Jahren nur noch bei 34%; bei einer Impfung im Alter von 14-16 Jahren betrug die Reduktion 62%.
Zusätzlich konnten andere Studien in den vergangenen Jahren bereits zeigen, dass die HPV-Impfung die Bildung von Krebsvorstufen verhindert, die durchschnittlich in einem Zeitraum von etwa 3-6 Jahren nach HPV-Infektion auftreten und die für die nachfolgende Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs zwingend notwendig sind.
Für die anderen HPV-bedingten Tumoren an Vagina, Vulva, Penis, Anus und im Mund-Rachen-Raum bestehen ebenfalls vergleichbare oder sogar noch längere Zeiträume bis zur Krebsentwicklung. Daher können mögliche Studien zum jetzigen Zeitpunkt noch keine bzw. kaum Effekte auf das Auftreten dieser Tumore nachweisen, da bei den jungen Frauen und Männern, die bereits von der HPV-Impfung profitieren konnten, noch keine bzw. sehr wenige Fälle an diesen Lokalisationen zu erwarten sind.
[1] Lei, J., et al. (2020). "HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer." New England Journal of Medicine 383(14): 1340-1348. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1917338?query=TOC
[2] Falcaro M, Castanon A, Ndlela B, Checchi M, Soldan K, Lopez-Bernal J, et al. The effects of the national HPV vaccination programme in England, UK, on cervical cancer and grade 3 cervical intraepithelial neoplasia incidence: a register-based observational study. Lancet. 2021;398(10316):2084-92.
Stand: 12.09.2022