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Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung

Stand: 12.9.2022

Was passiert bei einer HPV-Infektion?

Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV. HPV werden dabei unterschieden in Hochrisiko-Typen (v.a. 16 und 18) und Niedrigrisiko-Typen (v.a. 6 und 11). Hochrisiko-Typen können zu Krebs führen, während Niedrigrisiko-Typen für Genitalwarzen verantwortlich sind.
Eine HPV-Infektion verläuft in den meisten Fällen ohne Symptome. Zumeist handelt es sich dabei um vorübergehende Infektionen, die nach 1-2 Jahren nicht mehr nachweisbar sind. Jedoch können HPV-Infektionen auch persistieren und über Krebsvorstufen zu Plattenepithelkarzinomen im Anogenitalbereich oder in der Mundhöhle und im Rachen führen. Bei Frauen dominiert das Zervixkarzinom, das zu nahezu 100% durch HPV verursacht wird. Etwa 10% der HPV-Infektionen an der Zervix der Frau führen zu höhergradigen zervikalen Krebsvorstufen. Werden diese höhergradigen Läsionen nicht behandelt, können sich daraus in etwa 30-50% der Fälle innerhalb von 10 bis 30 Jahren Zervixkarzinome ausbilden (zum Auftreten von HPV-bedingten Karzinomen in Deutschland siehe auch Warum sollte man gegen HPV impfen?).

Stand: 12.09.2022

Wie wird HPV übertragen?

Humane Papillomviren werden über direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Viren dringen über Mikroverletzungen der Haut bzw. Schleimhaut ein und infizieren die Epithelzellen der Basalzellschicht. Hauptübertragungswege bei Infektionen im Anogenitalbereich sind Vaginal- und Analverkehr; über orogenitale Sexualpraktiken ist eine Transmission in die Mundhöhle oder den Oropharynx möglich. Durch die Verwendung von Kondomen kann eine HPV-Infektion nicht sicher verhindert werden (siehe auch Ist die Nutzung von Kondomen eine Alternative zur HPV-Impfung?). In seltenen Fällen können HPV auch durch eine Schmierinfektion übertragen werden. Zudem ist selten eine Übertragung von der Mutter auf das Neugeborene während der Geburt möglich.

Stand: 12.09.2022

Wie häufig ist eine HPV-Infektion?

Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) treten weltweit auf und gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. In Deutschland gibt es keine Meldepflicht für HPV-Infektionen und damit auch keine regelmäßig erhobenen Daten zur Häufigkeit von HPV-Infektionen. Es gibt jedoch einzelne Studien, die sich mit der Häufigkeit befasst haben:

  • Genitalwarzen (Condylomata acuminata), die zu etwa 90% durch die HPV-Typen 6 und 11 verursacht werden, sind sehr häufig und können sich Wochen, Monate oder Jahre nach HPV-Infektion entwickeln. Daten aus Deutschland zeigen eine geschätzte Inzidenz von 170 Fällen pro 100.000 Personen-Jahren (definiert als Jahre, die die Personen während der Studie unter Beobachtung standen) und ein Lebenszeitrisiko von 5-10%. Unter Frauen war die Inzidenz mit 627 pro 100.000 Personenjahre in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen am höchsten, bei den Männern in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen mit 457 pro 100.000 Personenjahre.
  • Eine bevölkerungsbasierte Erhebung aus dem Jahr 2010/2011 hat gezeigt, dass in Deutschland 35% der Frauen im Alter von 20-25 Jahren mit einem onkogenen HPV-Typen infiziert sind, davon 20% mit Typ 16.

Stand: 12.09.2022

Warum sollte man gegen HPV impfen?

Basierend auf Daten des Zentrums für Krebsregisterdaten erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an Karzinomen, die durch HPV-Infektionen bedingt sind. Diese Karzinome treten im Bereich der Zervix, Vagina, Vulva bzw. des Penis sowie im Bereich von Anus und Oropharynx auf. Der größte Anteil dieser Tumoren entfällt auf das Zervixkarzinom mit jährlich ca. 4.600 neuen Erkrankungen, pro Jahr versterben ca. 1.500-1.600 Frauen daran.

Jährlich bedürfen in Deutschland Zehntausende junge Frauen aufgrund einer HPV-bedingten Krebsvorstufe (Dysplasie) einer Konisation (kegelförmiges Ausschneiden des Gebärmutterhalses). Der Häufigkeitsgipfel für Konisationen liegt dabei im Alter von 30- bis 34 Jahren. Studien zeigen, dass Frauen nach einer Konisation ein höheres Risiko für Frühgeburten haben. Dieses Risiko besteht bei jeder Schwangerschaft erneut.

HPV-Impfstoffe schützen zu nahezu 100 % vor einer Infektion mit den in den Impfstoffen enthaltenen HPV-Typen. Die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 sind für etwa 70%, die HPV-Typen 31, 33, 45, 52 und 58 für ca. weitere 20% aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich. Für die anderen Tumorlokalisationen Vulva, Vagina, Penis, Anus und Oropharynx spielen vor allem Typ 16, bei einzelnen Lokalisationen möglicherweise auch die Typen 18 und 33 eine Rolle.

In Deutschland sind zur Zeit zwei HPV-Impfstoffe erhältlich: Der zweivalente Impfstoff Cervarix® sowie der neunvalente Impfstoff Gardasil®9. Cervarix® (Typ 16, 18) schützt direkt gegen etwa 70 % der von Hochrisiko-Typen verursachten Gebärmutterhalskarzinome, darüber hinaus ist auch eine gewisse Kreuzprotektion gegen die nicht im diesem Impfstoff enthaltenen Typen 31, 33 und 45 beschrieben. Gardasil®9 (Typ 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58) schützt direkt gegen etwa 90 % der von Hochrisiko-Typen verursachten Gebärmutterhalskarzinome. Zusätzlich besteht durch diesen Impfstoff ein sehr wirkungsvoller Schutz auch gegen Genitalwarzen (Condylomata acuminata), die zu 90% von den HPV-Typen 6 und 11 verursacht werden. Genitalwarzen treten in der Bevölkerung sehr häufig auf, mit der höchsten Krankheitslast bei 20- bis 30-Jährigen (siehe auch Wie häufig ist eine HPV-Infektion?). Bei 70% der Genitalwarzen ist eine oft länger andauernde ärztliche Therapie erforderlich.

Stand: 12.09.2022

Wer sollte gegen HPV geimpft werden?

Die STIKO empfiehlt zur Reduktion der Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumore die Impfung gegen humane Papillomviren für Mädchen und Jungen.

Empfohlen ist die HPV-Impfung von der STIKO ab dem Alter von 9 Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen.

Stand: 12.09.2022

Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Impfung?

Kommt es zu einer persistierenden Infektion mit einem im Impfstoff enthaltenen HPV-Typ, kann ein Schutz gegen diesen durch die Impfung nicht mehr erreicht werden. Daher sollte die HPV-Impfung idealerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte durchgeführt werden. Mit sexuellen Kontakten ist aber nicht nur Geschlechtsverkehr gemeint, sondern z.B. auch Genitalpetting (siehe auch: „Wie wird HPV übertragen?“). Während in einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2019 4% bzw. 3% der Mädchen und Jungen in Deutschland im Alter von 14 Jahren angaben, Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, lag der Anteil der 14-15-jährigen Mädchen und Jungen mit Erfahrungen im Genitalpetting bereits bei ca. 20%.

Der Vorteil einer frühen HPV-Impfung spiegelt sich auch in Ergebnissen einer großen britischen Studie wider: Die Reduktion von Gebärmutterhalskrebs betrug bei vollständiger HPV-Impfung im Alter von 12-13 Jahren 87 %, während sie bei Impfung im Alter von 16-18 Jahren nur noch bei 34 % liegt (siehe auch: „Gibt es Studien, die belegen, dass die HPV-Impfstoffe Gebärmutterhalskrebs (oder andere HPV-bedingte Krebsarten) verhindern?“).

Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass jüngere Mädchen höhere Antikörperspiegel nach der HPV-Impfung aufbauen als ältere Mädchen. Gleichzeitig zeigen sich die Antikörperspiegel nach HPV-Impfung auch nach mittlerweile mehr als 10 Jahren generell bei den nach den Zulassungsstudien weiter beobachteten Studienteilnehmenden gleichbleibend stabil ohne Hinweise auf ein Waning, so dass zur Zeit von den Experten von einem langandauernden Schutz durch die HPV-Impfung ausgegangen wird.

Die STIKO empfiehlt daher die HPV-Impfung ab dem Alter von 9 Jahren, optimalerweise vor der Aufnahme von sexuellen Kontakten. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die STIKO, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen.

Stand: 12.09.2022

Kann auch nach dem ersten Sex noch gegen HPV geimpft werden?

Auch nach dem ersten Sex können und sollten ungeimpfte Mädchen oder Jungen noch gegen HPV geimpft werden. Selbst wenn es dann schon zu einer persistierenden HPV-Infektion gekommen sein sollte, kann die Impfung trotzdem noch einen Schutz vor den anderen im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen bieten. Je früher die Impfung nachgeholt wird, desto besser (siehe hierzu auch Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Impfung?).

Stand: 12.09.2022

Ist eine Testung auf das Vorliegen einer HPV-Infektion vor einer Impfung sinnvoll?

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist eine HPV-Testung vor einer Impfung aus verschiedenen Gründen nicht sinnvoll. Zum einen ist bei einem positiven Testergebnis eine Aussage zu den nachgewiesenen HPV-Genotypen erforderlich, da unterschiedliche HPV-Genotypen unterschiedliche Risiken für die Entstehung von Tumoren z.B. am Gebärmutterhals beinhalten. Diese Differenzierungen sind derzeit nur durch zusätzliche Labortests in spezialisierten Labors möglich. Zudem kann eine einmalige Testung nicht unterscheiden, ob es sich um eine passagere oder eine persistierende Infektion handelt. Die Detektion einer passageren Infektion hat bei fehlender Therapieoption jedoch keine klinische Relevanz und kann zu Angst und Verunsicherung bei der getesteten Person führen.

Stand: 12.09.2022

Können auch Frauen oder Männer, die älter als 17 Jahre sind, von einer Impfung gegen HPV profitieren?

Der HPV-Impfstoff kann seinen vollen Nutzen nur entfalten, wenn es vor Impfung nicht zu einer persistierenden HPV-Infektion mit einem im Impfstoff enthaltenen Typen gekommen ist, da es sich nicht um einen therapeutischen Impfstoff handelt. Nach Aufnahme von sexuellen Kontakten kommt es sehr schnell zu HPV-Infektionen. Studien bei Frauen zeigen, dass sich etwa 40% der Frauen in den ersten 1-2 Jahren infizieren. Aus diesem Grund liegt der optimale Zeitpunkt für eine HPV-Impfung vor dem Beginn der sexuellen Aktivität (siehe auch „Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Impfung?“)

Frauen und Männer älter als 17 Jahre können im Einzelfall jedoch je nach individueller Lebensführung von einer HPV-Impfung profitieren. Abhängig von der Anzahl der Sexualpartner kann das individuelle Risiko für das Vorliegen einer HPV-Infektion auch nach dem Beginn der sexuellen Aktivität sehr unterschiedlich sein. Persistierende HPV-Infektionen sind eher Einzelinfektionen, sodass eine Impfung ggf. Schutz vor den anderen im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen bieten kann. Für frühere, ausgeheilte HPV-Infektionen von im Impfstoff enthaltenen Typen ist mit einer Erhöhung oder überhaupt erstmaligen Bildung von Antikörpern gegen diesen HPV-Typ durch die Impfung zu rechnen – denn dies geschieht bei etwa 70-80% der Männer und 20-30% der Frauen aufgrund der innerzellulären Infektion ohne Virämie bei der natürlichen Infektion nicht. Ein Antikörperspiegel, der ein Korrelat für einen Schutz darstellt, ist für HPV aber bisher nicht bekannt.

Auch ohne vorliegende Empfehlung der STIKO kann der Arzt/die Ärztin im Rahmen der Zulassung Frauen und Männer gegen HPV impfen, die älter als 17 Jahre sind. Alle verfügbaren HPV-Impfstoffe sind ohne Altersbegrenzung ab einem Alter von 9 Jahren zugelassen. Es sollte vorab geklärt werden, ob die Krankenkasse die Kosten der Impfung übernimmt.

Stand: 12.09.2022

Wie sicher ist die Impfung?

Die HPV-Impfung ist eine sehr sichere Impfung.

In Deutschland sammelt und bewertet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die Sicherheit der Impfstoffe zuständig ist, seit 2007 systematisch Daten zu unerwünschten Wirkungen nach HPV-Impfung. Basierend auf diesen Daten wurden seit Empfehlung der Impfung 2007 keine schweren unerwünschten Wirkungen gemeldet, die ursächlich in Zusammenhang mit der HPV-Impfung standen (siehe: Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, Ausgabe 3/2018). Zu dem gleichen Schluss kommt auch die WHO, deren Global Advisory Committee on Vaccine Safety (GACVS) seit 2007 regelmäßig eine Bewertung von Sicherheitsdaten zur HPV-Impfung durchgeführt hat. Der letzten Bewertung aus dem Jahr 2017, der mittlerweile insgesamt mehr als 270 Mio. verimpfte Dosen zugrunde liegen, waren Bewertungen in den Jahren 2007, 2008, 2009, 2013, 2014 und 2015 vorausgegangen.

Sehr häufig berichtet wird bei der HPV-Impfung von lokalen Reaktionen an der Einstichstelle, wie Schwellung, Rötung und Schmerzen. Vermehrt wurden Kreislaufreaktionen wie Schwindel oder „Schwarz-Werden-Vor-Den-Augen“ beschrieben. Diese kurzfristigen Kreislaufreaktionen – wie auch die lokalen Reaktionen an der Einstichstelle – lassen sich bei Jugendlichen in vergleichbarem Maße auch bei anderen Impfungen beobachten (z.B. Auffrischimpfung für Tetanus-Diphtherie-Pertussis-Polio), daher sollte die Impfung nicht im Stehen durchgeführt werden. Die Kreislaufreaktion ist meist Ausdruck von Angst bzw. Stress im Zusammenhang mit der Impfung.

In Internet-Foren wird immer wieder auf zwei Todesfälle im deutschsprachigen Raum aus dem Jahr 2007 verwiesen, die in Zusammenhang mit der HPV-Impfung gebracht wurden. Rein statistisch ist es klar, dass Todesfälle in einem bestimmten zeitlichen Abstand zu einer Impfung vorkommen, so wie sie in einem bestimmten zeitlichen Abstand z.B. zu einem Kinobesuch vorkommen. Aufgabe des PEI ist es, basierend auf allen verfügbaren Informationen (u.a. dem Obduktionsbericht) zu klären, ob nicht nur ein zufälliger zeitlicher, sondern ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Todesfall und Impfung vorlag. Für beide Todesfälle konnten nach ausführlicher Untersuchung keine Anzeichen für einen ursächlicher Zusammenhang mit der HPV-Impfung festgestellt werden (für detaillierte Informationen siehe https://www.pei.de/DE/arzneimittelsicherheit-vigilanz/archiv-sicherheitsinformationen/2008/ablage2008/2008-02-19-hpv-gebaermutterhalskrebs-obduktion.html).

In Internet-Foren wird häufig auch über einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der HPV-Impfung und dem Auftreten des „komplexen regionalen Schmerzsyndroms“ (CRPS, complex regional pain syndrome) und dem„posturalen orthostatischen Tachykardiesyndrom“ (POTS, postural orthostatic tachycardia syndrome) berichtet, basierend auf Beobachtungen unter Jugendlichen in Dänemark. Die aktuelle Überprüfung durch das Pharmacovigilance Risk Assessment Committee der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA aus dem Jahr 2015 ergab keinen Hinweis darauf, dass sich die Gesamtraten dieser beiden Syndrome bei geimpften Mädchen und jungen Frauen von den erwarteten Raten in dieser Altersgruppe unterscheiden. Beide Erkrankungen treten in der Allgemeinbevölkerung einschließlich der Jugendlichen auf, unabhängig davon, ob sie geimpft wurden (für detaillierte Informationen siehe https://www.pei.de/DE/arzneimittelsicherheit-vigilanz/archiv-sicherheitsinformationen/2015/ablage2015/2015-11-05-hpv-impfstoffe-analyse-sicherheitsprofil-ema-kein-hinweis-auf-crps-pots.html).

Stand: 12.09.2022

Ist eine Auffrischimpfung erforderlich?

Derzeit kann noch keine abschließende Aussage über die Notwendigkeit einer Auffrischimpfung getroffen werden. In den bisher durchgeführten Studien bei Mädchen bzw. Frauen zeigen sich bis 12 Jahre nach Impfung keine Hinweise auf eine Abnahme des HPV-Impfschutzes gegen die Typen 16 und 18 über die Zeit.

Stand: 12.09.2022

Hat die HPV-Impfung einen Einfluss auf das Sexualverhalten?

Verschiedene Studien aus einer Vielzahl von Ländern haben gezeigt, dass die HPV-Impfung keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Aufnahme von sexuellen Kontakten, das Nutzen von Kondomen bzw. Antikontrazeptiva oder die Anzahl von Partnern bei den Mädchen bzw. jungen Frauen hatte. Geimpfte Mädchen bzw. Frauen hatten durch das Wissen über ihre HPV-Impfung also nicht früher Geschlechtsverkehr oder Sex mit einer größeren Anzahl von Partnern oder verzichteten bewusst auf die Nutzung von Kondomen im Vergleich zu ungeimpften Mädchen bzw. Frauen.

Stand: 12.09.2022

Ist die Nutzung von Kondomen eine Alternative zur HPV-Impfung?

Bei der Nutzung von Kondomen zum Schutz vor einer HPV-Infektion ist zu beachten, dass HPV meist, aber nicht ausschließlich über Sexualkontakte übertragen wird. Bestimmte HPV-Typen kommen außer auf den Schleimhäuten auch auf der Haut im Genital- und Analbereich vor. Daher kann es auch zu einer Übertragung durch sehr engen Körperkontakt (trotz Kondomnutzung beim Geschlechtsverkehr) kommen. Studien haben gezeigt, dass sich bei ausschließlicher Kondomnutzung HPV-Infektionen zwar teilweise verringern, jedoch nicht verhindern lassen.
Im Gegensatz zu der Verwendung von Kondomen kann durch die HPV-Impfung sehr effektiv eine Immunität gegen die in den Impfstoffen enthalten HPV-Typen erzeugt werden (siehe auch Warum sollte man gegen HPV impfen?).

Stand: 12.09.2022

Ist nach der HPV-Impfung bei Mädchen noch eine spätere Teilnahme am Gebärmutterhalskrebs-Screening erforderlich?

Auch nach erfolgter HPV-Impfung sollten die geimpften Mädchen später unbedingt regelmäßig am empfohlenen Gebärmutterhals-Screening teilnehmen. Das Gebärmutterhals-Screening ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Dysplasien, die durch die wenigen restlichen, nicht von den Impfstoffen abgedeckte HPV-Typen verursacht werden können: Der bivalente Impfstoff deckt mit seinem direkten Schutz gegen die Typen 16 und 18 etwa 70% aller Hochrisiko-HPV-Infektionen verantwortlich für Gebärmutterhalskarzinome ab, der neunvalente Impfstoff mit dem zusätzlichen direkten Schutz gegen die Typen 31, 33, 45, 52 und 58 etwa 90% aller Hochrisiko-HPV-Infektionen.

Stand: 12.09.2022

Gibt es Studien, die belegen, dass die HPV-Impfstoffe Gebärmutterhalskrebs (oder andere HPV-bedingte Krebsarten) verhindern?

Ja, mittlerweile gibt es zwei große Studien aus Schweden (1) und aus Großbritannien (2), die belegen, dass die seit 2006 in Europa zugelassene HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs verhindern kann. Dass es erst jetzt solche Studien gibt, liegt daran, dass es im Schnitt 10 bis 30 Jahre dauert, bis sich nach einer persistierenden HPV-Infektion (über den Zwischenschritt von Krebsvorstufen) Gebärmutterhalskrebs entwickelt.

Die schwedische Studie von 2020 [1] mit mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen zwischen 10 und 30 Jahren konnte hierbei zeigen, dass Frauen, die vor dem Alter von 17 Jahren gegen HPV geimpft wurden, ein um 88% geringeres Risiko für Gebärmutterhalskrebs hatten als ungeimpfte Frauen. In der britischen Studie von 2021 unter jungen Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren kam es zu einer signifikanten Reduktion von Gebärmutterhalskrebs bei geimpften im Gegensatz zu ungeimpften Frauen. Hierbei zeigte sich, dass die Reduktion umso größer ausfiel, je jünger die Mädchen zum Zeitpunkt der Impfung waren: Während bei den 12-13-jährigen Mädchen die Reduktion bei 87% lag, lag sie bei den Mädchen mit einer Impfung im Alter von 16-18 Jahren nur noch bei 34%; bei einer Impfung im Alter von 14-16 Jahren betrug die Reduktion 62%.

Zusätzlich konnten andere Studien in den vergangenen Jahren bereits zeigen, dass die HPV-Impfung die Bildung von Krebsvorstufen verhindert, die durchschnittlich in einem Zeitraum von etwa 3-6 Jahren nach HPV-Infektion auftreten und die für die nachfolgende Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs zwingend notwendig sind.

Für die anderen HPV-bedingten Tumoren an Vagina, Vulva, Penis, Anus und im Mund-Rachen-Raum bestehen ebenfalls vergleichbare oder sogar noch längere Zeiträume bis zur Krebsentwicklung. Daher können mögliche Studien zum jetzigen Zeitpunkt noch keine bzw. kaum Effekte auf das Auftreten dieser Tumore nachweisen, da bei den jungen Frauen und Männern, die bereits von der HPV-Impfung profitieren konnten, noch keine bzw. sehr wenige Fälle an diesen Lokalisationen zu erwarten sind.


[1] Lei, J., et al. (2020). "HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer." New England Journal of Medicine 383(14): 1340-1348. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1917338?query=TOC

[2] Falcaro M, Castanon A, Ndlela B, Checchi M, Soldan K, Lopez-Bernal J, et al. The effects of the national HPV vaccination programme in England, UK, on cervical cancer and grade 3 cervical intraepithelial neoplasia incidence: a register-based observational study. Lancet. 2021;398(10316):2084-92.

Stand: 12.09.2022

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