Fieberkrämpfe bei Kleinkindern sind unabhängig von Impfungen häufig. Im Alter zwischen 6 Monaten und 4 Jahren erleiden 2-5% der Kinder mindestens einen Fieberkrampf. Der Häufigkeitsgipfel wird im Alter von 18 Monaten erreicht [1]. Fieberkrämpfe nach Impfungen unterscheiden sich nicht von Fieberkrämpfen anderer Ursachen. Sie sind nicht lebensbedrohlich. Kinder, die nach Impfungen einen Fieberkrampf entwickeln, haben kein erhöhtes Risiko im späteren Leben ein Krampfleiden oder eine neurologische Entwicklungsstörung zu bekommen. Im Allgemeinen treten Fieberkrämpfe in einem Zeitraum von 72 Stunden nach der Impfung auf. Ausnahmen bilden die Impfungen mit lebend attenuierten Impfstoffen, bei denen ein assoziierter Fieberkrampf auch in einem Zeitraum von 7-14 Tagen nach der Impfung auftreten kann [2]. Insgesamt sind Fieberkrämpfe nach Impfungen seltene Ereignisse. Nach der Masern-Mumps-Röteln-Impfung sind es 25-35 Fälle/100.000 geimpfte Kinder, die einen Fieberkrampf erleiden. Bei der Bewertung des zeitlich begrenzten Risikos durch Fieber nach Impfungen muss betont werden, dass insbesondere durch die Impfung gegen Masern, Keuchhusten, Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ b die infektionsbedingte Häufigkeit von Fieber und vorübergehende neurologische Störungen bzw. dauerhafte neurologische Entwicklungsstörungen, die mit den Erkrankungen assoziiert sind, signifikant gesenkt worden sind [3].
Folgende Faktoren sind mit einem signifikanten Anstieg des Risikos für einen ersten Fieberkrampf assoziiert: (1) eine familiäre Disposition (Fieberkrämpfe bei Verwandten 1. Grades (Eltern) oder 2. Grades (Geschwister und Großeltern)); (2) die Entlassung des Kindes von der neonatologischen Station nach ≥28 Tagen nach Geburt, (3) eine Entwicklungsverzögerung des Kindes und (4) die Betreuung des Kindes in der Kindertagespflege. Das Geschlechterverhältnis ist nahezu ausgeglichen, wenngleich Fieberkrämpfe geringfügig häufiger bei Jungen auftreten. Bei etwa 1/3 der betroffenen Kinder treten im Verlauf der frühen Kindheit weitere Fieberkrämpfe auf. Das Wiederholungsrisiko ist erhöht wenn (1) eine familiäre Disposition besteht, (2) der erste Fieberkrampf im Alter ≥18 Monaten auftrat, (3) die Höchsttemperatur beim 1. Fieberkrampf <38,3°C betrug und (4) die Dauer des Fiebers bis zum Beginn des Fieberkrampfes kurz ist (unter 1 Stunde) [1].
Referenzen:
[1] Chung S: Febrile seizures. Korean J Pediatr 2014; 57: 384-95.
[2] Oluwabusi T, Sood SK: Update on the management of simple febrile seizures: emphasis on minimal intervention. Curr Opin Pediatr 2012; 24: 259-65.
[3] Kohl KS, Marcy SM, Blum M, et al.: Fever after immunization: current concepts and improved future scientific understanding. Clin Infect Dis 2004; 39: 389-94.
Stand: 09.02.2017