Das Risiko für Kinder, sich mit dem Monkeypox/Affenpocken-Virus zu infizieren, ist in Deutschland sehr gering. Bis Mitte August wurden in Deutschland im Rahmen des aktuellen weltweiten Ausbruchsgeschehen zwei Fälle bei Jugendlichen und ein Fall bei einem 4-jährigen Kind registriert. Erfahrungen aus Ländern mit endemischem Vorkommen von Mpox/Affenpocken ist bekannt, dass Säuglinge, Kinder unter 8 Jahren, immundefiziente Kinder sowie Kinder mit Hautekzemen und anderen Hauterkrankungen nach einer Mpox-/Affenpockenvirus-Infektion besonders gefährdet sind schwer zu erkranken. Die Symptomatik von Mpox/Affenpocken ist mit der bei Erwachsenen vergleichbar. Enzephalitiden, Pneumonien, Septikämien, Hämorrhagien und bakterielle Superinfektionen können den Krankheitsverlauf von Mpox/Affenpocken komplizieren.
Der von der STIKO empfohlene Modified Vaccinia Ankara-Bavarian-Nordic (MVA-BN)-Impfstoff Imvanex (in den USA unter dem Namen Jynneos zugelassen) zur Impfung gegen Mpox/Affenpocken ist ab dem Alter von 18 Jahren in Europa zugelassen. Bisher gibt es keine Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs Imvanex bei Kindern. In begründeten Ausnahmefällen ist es jedoch möglich, diesen Impfstoff als Post-Expositionsprophylaxe (PEP) außerhalb der Zulassung im Off-label-Gebrauch bei Kindern nach Mpox-/Affenpocken-Exposition einzusetzen. Es sind mehrere pädiatrische Studien zu Tuberkulose- und Malaria-Impfstoffen durchgeführt worden, bei denen MVA als Vektor eingesetzt wurde. Trotz einer teilweise höheren Dosierung als im Falle des Imvanex-Impfstoffs, wurden die Impfstoffe gut vertragen. Es ist nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zu erwarten, dass das Nebenwirkungsprofil von MVA-BN mit dem Nebenwirkungsprofil der Tuberkulose- und Malaria-Impfstoffkandidaten vergleichbar ist, der Impfstoff also gut vertragen wird. Laut EMA soll bei der Anwendung von MVA-BN im Kindesalter das gleiche Impfschema und die identische Dosierung wie bei Erwachsenen verwendet werden (s. FAQ: Wie sollte geimpft werden?).
Bei der Entscheidung, ob MVA-BN im Rahmen einer PEP für Kinder angeboten werden sollte, sind das individuelle Expositionsrisiko und das Risiko für eine schwere Erkrankung zu berücksichtigen. Ebenso sind eine vorherige umfassende Aufklärung und Beratung über Nutzen und Risiken der Impfung und deren Off-label-Einsatz unabdingbar. Die erfolgte ärztliche Aufklärung und Durchführung der Impfung müssen in der Patient:innenakte umfassend und mit der Erwähnung des Off-label-Einsatzes dokumentiert werden.
Bei schweren Erkrankungen infolge einer Monkeypox-/Affenpocken-Virusinfektion oder bei zu befürchtendem schweren Krankheitsverlauf kann eine Therapie mit Tecovirimat (zugelassen ab dem Körpergewicht von 13 kg) erwogen werden. Hinweise zur Therapie von Mpox/Affenpocken hat der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (SATKOB) am RKI publiziert (Download Stellungnahme-Mpox/Affenpocken).
Für weiterführende Informationen siehe:
American Academy of Pediatrics: Monkeypox
CDC: Clinical Considerations for Monkeypox in Children and Adolescents
UK Health Security Agency: Recommendations for the use of pre and post exposure vaccination during a monkeypox incident
EMA: Possible use of the vaccine Jynneos against infection by monkeypox virus
Stand: 15.08.2022