Dengue ist eine virale Erkrankung. Das Dengue-Virus (DENV) ist weltweit das am häufigsten auftretende durch Stechmücken übertragene humanpathogene Virus (übertragen insb. durch die Gattung Aedes (Ae.) aegypti, gelegentlich auch Ae. albopictus). Es war viele Jahrzehnte fast ausschließlich in tropischen und subtropischen Regionen und dort vor allem in den Städten endemisch. In den letzten Jahren hat es sich geographisch weiter ausgebreitet. Inzwischen treten Erkrankungen sowohl in ländlichen Regionen bereits betroffener Länder als auch sporadisch in bislang nicht-endemischen Ländern auf (siehe ECDC zu Ausbreitungsgebieten).
Die Auswirkungen des Klimawandels mit Temperaturanstiegen, häufigeren Hitzewellen und Überflutungsereignissen führen dazu, dass sich die Vektoren auch außerhalb der bekannten tropischen und subtropischen Endemiegebiete an neue Umwelt- und Klimabedingungen anpassen können. So hat sich Ae. albopictus nach Daten des ECDC in den letzten 10 Jahren in weiteren 5 EU/EEA-Ländern etabliert (2013: 8 Länder; 2023: 13 Länder). Die Anzahl an Regionen, in denen Ae. albopictus nachgewiesen wird hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt (2013: 114 Regionen, 2023: 337 Regionen) [1].
Weltweit leben fast vier Milliarden Menschen in Dengue-Risikogebieten (siehe auch US-CDC zu Risikogebieten). Es wird geschätzt, dass jährlich ca. 400 Millionen Menschen mit DENV infiziert werden, von denen die meisten Infektionen (ca. 75%) asymptomatisch oder mit milden Symptomen verlaufen [2]. Bei einem sehr kleinen Teil [3] der Erkrankten tritt eine schwere Verlaufsform auf, die sich 3-7 Tage nach Auftreten der ersten Symptome mit starken Bauchschmerzen, anhaltendem Erbrechen, schneller Atmung, blutenden Schleimhäuten, Bluterbrechen, Erschöpfung oder Unruhe ankündigen kann [4]. In besonders schweren Fällen kann es zu einer Schocksymptomatik kommen. Bei frühzeitiger Diagnosestellung und adäquater klinischer Behandlung kann die Sterblichkeit auf < 1 % reduziert werden [5,6]. Schwere Verläufe sind bei Erstinfektion sehr selten. Bei Zweitinfektionen hingegen ist das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich erhöht. Dies beruht vermutlich auf einer antikörperabhängigen Infektionsverstärkung, dem sog. Antibody dependent enhancement (ADE).
[1] ECDC. Increasing risk of mosquito-borne diseases in EU/EEA following spread of Aedes species 2023 [updated 22.06.2023].
[2] Wilder-Smith A, Ooi EE, Horstick O, Wills B. Dengue. Lancet. 2019;393(10169):350-63.
[3] Huits R, Angelo KM, Amatya B, Barkati S, Barnett ED, Bottieau E, et al. Clinical Characteristics and Outcomes Among Travelers With Severe Dengue: A GeoSentinel Analysis, Ann Intern Med. 2023 Jul;176(7):940-948[4] L'Azou M, Moureau A, Sarti E, Nealon J, Zambrano B, Wartel TA, et al. Symptomatic Dengue in Children in 10 Asian and Latin American Countries. N Engl J Med--New England Journal of Medicine. 2016;374(12):1155-66.
[5] WHO. Dengue guidelines for diagnosis, treatment, prevention and control - new edition 2009 [20.05.2023]. WHO Library Cataloguing-in-Publication Data].
[6] WHO. Dengue and severe dengue 2019 [updated 24.10.201928.08.2023].
Stand: 30.11.2023