Das RKI im Nationalsozialismus: Das Kunstwerk „Mit offenen Augen“ soll die Auseinandersetzung lebendig halten
Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts
Ein künstlerisches Erinnerungszeichen soll dazu beitragen, die Auseinandersetzung mit dem Thema „Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus“ lebendig zu halten. An der Einweihung des Erinnerungszeichens am historischen Hauptsitz des Instituts in Berlin-Wedding (Nordufer 20) am 29.3.2011, 14.30 Uhr, können Interessierte nach Anmeldung teilnehmen. Zuvor war in einem Forschungsprojekt das Handeln des RKI im Nationalsozialismus umfassend und ohne Befangenheit oder Vorgaben untersucht worden. Es war auf Initiative des Robert Koch-Instituts entstanden und wurde vom RKI finanziert. Durchgeführt hat das Forschungsprojekt eine Arbeitsgruppe des Instituts für Geschichte der Medizin an der Charité Universitätsmedizin Berlin, begleitet von einem internationalen Beirat, Ende 2008 wurden die Ergebnisse vorgestellt.
„Nach Abschluss des Forschungsprojektes sollte ein künstlerisches Zeichen dazu beitragen, der Opfer der verbrecherischen Forschung zu gedenken, an die vertriebenen Wissenschaftler erinnern und die Auseinandersetzung mit dem Thema in Gegenwart und Zukunft lebendig halten“ erklärt Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts. „Dabei geht es vor allem um die Frage nach Zivilcourage und um die Anfälligkeit des Einzelnen, aber auch ganzer Institutionen gegenüber einem Menschenbild, das humanistischen Grundsätzen zutiefst widerspricht“ unterstreicht Burger.
Daher wurde ein Kunstwettbewerb ausgeschrieben. Dabei stellten mehrere Künstler ihre sehr unterschiedlichen Entwürfe einem Preisgericht unter dem Vorsitz von Leonie Baumann (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst) vor. Der Entwurf „Robert Koch-Institut - mit offenen Augen“ der Berliner Künstlerin Heike Ponwitz wurde einstimmig zur Realisierung empfohlen. Heike Ponwitz ist seit 1986 freiberuflich in verschiedenen künstlerischen Genres tätig, Plastik, Installationen, Foto, Malerei. Von 1986 bis 2001 lehrte sie unter anderem an der Hochschule der Bildenden Künste Berlin. Ihre Werke wurden im In- und Ausland gezeigt und mit Preisen ausgezeichnet.
Für das Preisgericht ist der ausgewählte Entwurf ein „schlüssiger, intelligenter und zugleich vorsichtiger Umgang mit der Thematik“. Das Erinnerungszeichen, das in Kürze auch in einer Broschüre vorgestellt wird, ist frei zugänglich, für die Besichtigung des Innenbereichs reicht die Anmeldung beim Pförtner. Zentral vor dem RKI-Eingang stehen drei Glastafeln, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden sollen. Die mittlere Tafel ist bestimmt von einer Menschenmenge, nach Meinung der Künstlerin „wie ein Erdball im Fokus deines Mikroskops“, vordere und hintere Scheibe tragen den Titel des Erinnerungszeichens und einen Text, der die Verbrechen der nationalsozialistischen Vergangenheit im Robert Koch-Institut benennt.
Im Foyer des Instituts sind an zwei Wänden von hinten verspiegelte Acrylglasleisten angebracht, die mit Fotos von Augenpaaren versehen wurden. „Diese Augen gehören weder Opfern noch Tätern. Sie sind international. In Selbstkontrollfunktion schauen sie sich rückblickend klar in die Augen und verfolgen beiläufig, subtil und vielleicht irritierend, die Passanten“ erläutert die Künstlerin. Zwei Pfeiler im Foyer sind matt schwarz pigmentiert. Sie verweisen auf den dunklen Fleck in der Geschichte. Mit hellen Buchstaben wurde ein Zitat von Adolf Muschg aufgebracht: „Wir sind den Opfern das Unerträgliche schuldig, uns selber ins Auge zu schauen, ohne zu erstarren.“
Weitere Informationen, u.a. Programm der Einweihung: www.rki.de/geschichte
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