Unterdrückung des Immunsystems führt bei Nilflughunden zu vermehrter Replikation von Marburgviren – und erhöht die Möglichkeit von Spillover-Ereignissen (Studie in Nature Communications)
Nilflughunde sind ein bekanntes Tierreservoir für Marburgviren. Bislang ist jedoch unklar, wie die Tiere eine Marburgvirus-Infektion in ihrem Körper in Schach halten, ohne – wie Menschen – Symptome zu entwickeln. Ein internationales Forscherteam hat nun erstmals gezeigt, dass für die Kontrolle der Infektion bestimmte immunologische Prozesse notwendig sind. Die Studie unter der Federführung des Robert Koch-Instituts und der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention wurde im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht ("Coordinated inflammatory responses dictate Marburg virus control by reservoir bats", https://rdcu.be/dzSa9).
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben das Immunsystem infizierter Flughunde mit Dexamethason unterdrückt, einem Medikament, mit dem Entzündungen bei Menschen behandelt werden. Das Herunterfahren der spezifischen Immunantwort der Flughunde führt offenbar dazu, dass sich die Marburgviren unkontrolliert vermehren. Die Tiere erkranken daraufhin und scheiden vermehrt Viren aus – was das Übertragungsrisiko erhöht. Die Ergebnisse helfen nicht nur dabei, zu verstehen, wie Flughunde als Tierreservoir mit Marburgviren umgehen, sie geben auch wichtige Hinweise zu Übertragung und Ökologie des Virus: Stressfaktoren, die bei Flughunden das Immunsystem unterdrücken können, wie saisonal bedingte Nahrungsknappheit, Krankheit oder Schwangerschaft, können möglicherweise auch dazu führen, dass sich Marburgviren stärker vermehren und so auch auf Menschen überspringen.
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