Infektionsbiologie opportunistischer freilebender Amöben
Projektleiter: Albrecht Kiderlen
Unter "freilebende Amöben" werden verschiedene in der Umwelt (Staub, Erde, Schlamm, Wasser) vorkommende Amöben zusammengefasst (und so dem Darmparasiten Entamoeba histolytica gegenübergestellt), welche auch als Krankheitserreger des Menschen eine Rolle spielen können. Diese reicht von Hornhautentzündung "Keratitis", verursacht durch mehrere Arten von Acanthamoeba, bis zu meist tödlichen Infektionen des zentralen Nervensystems "Enzephalitis", verursacht durch Naegleria fowleri, Balamuthia mandrillaris oder Acanthamoeba sp.. Freilebende Amöben besitzen auch eine große Bedeutung als Wirte für eine Vielzahl krankmachender Bakterien (z.B. Legionella pneumophila) und möglicherweise auch Viren (z.B. Acanthamoeba polyphaga mimivirus), welche insbesondere in den Dauerformen, den Amöben-Zysten, Schutz vor feindlichen Umwelteinflüssen und ein Transportvehikel finden.
B. mandrillaris Amöbe frisst eine Maus-Zelle (Mastozytom Zelllinie P815)
Quelle: Dr. Muhsin Özel, RKI (Kiderlen AF et al. 2006 J. Eukaryot. Microbiol. 53:456-463)
B. mandrillaris Amöben um ein Blutgefäß im Hirn eines an Balamuthiasis verstorbenen Gorillas
Quelle: Ulrike Laube, RKI (Mätz-Rensing K et al. 2011 J. Med. Primatol. 40:437-440)
Balamuthia mandrillaris (siehe Aufnahme eines Amöben-Trophozoiten links) wurde erst 1990 entdeckt und seitdem weltweit als Verursacher der Balamuthia-Amöbenenzephalitis (BAE) beim Menschen und anderen Säugetierarten beschrieben - und zwar sowohl bei Patienten mit belegtem Immundefekt (z.B. AIDS) als auch bei augenscheinlich immunologisch Gesunden. Die Erforschung der immunologischen Empfänglichkeit ("Prädisposition") und Abwehrmechanismen, der molekularen Schadmechanismen, der Verbreitung in der Bevölkerung und in der Umwelt sowie die Entwicklung von Therapieansätzen gegen diesen hochpathogenen opportunistischen Krankheitserreger ist erst in den Anfängen. Neben Beiträgen zur Grundlagenforschung werden in diesem Forschungsprojekt Verbesserungen in der Diagnostik von Infektionen mit freilebenden Amöben und der Methodik für epidemiologische Studien sowie molekulare Ziele für neue Therapieansätze erarbeitet.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
- Almuth Boes
- Ulrike Laube
- Elke Radam
- Susanne Runewitz
Teilprojekte
- Annotierung und Transkriptomanalyse von Balamuthia mandrillaris
- Zellulärer Infektabwehr gegen B. mandrillaris und Acanthamoeba sp.
- Serologische Diagnostik bei Infektionen mit B. mandrillaris und Acanthamoeba sp.
- Nachweis von B. mandrillaris und Acanthamoeba sp. in der Umwelt
- Chemische und physikalische Inaktivierung von B. mandrillaris und Acanthamoeba sp. Trophozoite und Zysten
- Wirksamkeit pharmazeutischer Wirkstoffe gegen B. mandrillaris und Acanthamoeba sp.
- Molekulare Mechanismen der Pathogenität von B. mandrillaris
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