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Was versteht man unter unspezifischen Effekten von Impfungen?

Impfungen senken seit vielen Jahrzehnten zuverlässig die Krankheitslast und die Sterblichkeit in der Bevölkerung. Mit der Entwicklung von Impfstoffen und deren breiter Anwendung gelang es, Krankheitsfälle einer Vielzahl von Infektionskrankheiten weltweit erheblich zu reduzieren (z.B. Tetanus, Diphtherie, Masern) bzw. diese nahezu (Poliomyelitis) oder komplett (Pocken) zu eliminieren. Ihre Schutzwirkung entfalten Impfungen über den Aufbau einer spezifischen Immunität, unter anderem durch die Bildung von Antikörpern, die sich gezielt gegen den Erreger oder seine Produkte (z.B. Toxine) richten.

Mehrere epidemiologische Studien lieferten in den letzten 20 Jahren Hinweise darauf, dass bei Impfungen neben den spezifischen Wirkungen gegen den jeweiligen Krankheitserreger auch unspezifische Effekte auftreten können.[1] Unter unspezifischen Impfeffekten versteht man Impfwirkungen, die über den Schutz vor der Zielkrankheit hinaus den Gesundheitszustand der Geimpften positiv oder gegebenenfalls auch negativ beeinflussen.

Die WHO hat 2013 eine Arbeitsgruppe (im Rahmen des Strategischen Beirats der WHO Strategic Advisory Group of Experts, SAGE) zu unspezifischen Effekten von Impfungen gebildet. Die Arbeitsgruppe hat eine Bewertung der Studienlage vorgenommen.[2-4] Hinweise auf eine unspezifische Stärkung des Immunsystems liefern vor allem verschiedene Studien zur Bacille-Calmette-Guerin (BCG)-Impfung gegen Tuberkulose. Es wurde beobachtet, dass die Gesamtsterblichkeit bei mit BCG-geimpften Kindern in den ersten 6-12 Monaten im Vergleich zu nicht mit BCG geimpften Kindern stärker zurückgeht als dies durch die Verhinderung von Tuberkulose­erkrankungen erklärbar ist. Ähnliche Hinweise gibt es zur Masern-Impfung. Sowohl beim BCG- als auch dem Masern-Impfstoff handelt es sich um Lebendimpfstoffe.[1] Neuere immunologische Daten aus Experimental­modellen und klinischen Untersuchungen lassen diese Befunde plausibel erscheinen und lieferten erste mechanistische Erklärungen. So führen Lebendimpfstoffe zur Aktivierung von T-Lymphozyten mit kreuz­reaktivem Potenzial.[5] Im Bereich des unspezifischen Abwehr­systems konnte gezeigt werden, dass die Funktion von großen Fresszellen (Makrophagen) und natürlichen Killerzellen durch eine BCG-Impfung nachhaltig im Sinne eines positiven "Training-Effekts" verändert wird.[6,7] Hingegen werden Beobachtungs­studien, die eine Schwächung des Immunsystems durch den Totimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten beschrieben, von der WHO und Impfexperten aufgrund signifikanter methodischer Limitationen gegenwärtig skeptisch betrachtet, zumal hier bisher immunologisch plausible Erklärungen weitgehend fehlen.[8]

Insgesamt lassen die Ergebnisse zu den unspezifischen Effekten von Impfungen aufgrund der geringen Anzahl von randomisierten, kontrollierten Studien noch keine abschließende Beurteilung zu. Hinzu kommt, dass der größere Teil der Studien regional beschränkt in Subsahara-Afrika durchgeführt wurde, einer Region, in der Infektions­krankheiten eine der wesentlichen Ursachen für Kindersterblichkeit sind. Eine Übertragung der Ergebnisse zum Zusatznutzen von Lebendimpfungen auf Industrienationen ist deswegen nicht ohne weiteres möglich.

Literatur:

  1. Aaby P, Kollmann TR, Benn CS: Nonspecific effects of neonatal and infant vaccination: public-health, immunological and conceptual challenges. Nature immunology 2014 Oct;15(10):895-9
  2. WHO SAGE: Evidence based recommendations on non-specific effects of BCG, DTP-containing and measles-containing vaccines on mortality in children under 5 years of age (2014)
  3. Higgins JPT, Soares-Weiser K, Reingold A: Systematic review of the non-specific effects of BCG, DTP and measles containing vaccines (2014)
  4. Kandasamy R, Voysey M, McQuaid F, de Nie K, Ryan R, Orr O, Uhlig U, Sande C, O'Connor D, Pollard AJ: Non-specific immunological effects of selected routine childhood immunisations: systematic review. BMJ 2016; 355: i5225
  5. Su LF, Davis MM: Antiviral memory phenotype T cells in unexposed adults. Immunol Rev. 2013 Sep;255(1):95-109
  6. Benn CS, Netea MG, Selin LK, Aaby P: A small jab - a big effect: nonspecific immunomodulation by vaccines. Trends Immunol. 2013 Sep;34(9):431-9
  7. de Bree LCJ, Koeken V, Joosten LAB, Aaby P, Benn CS, van Crevel R, Netea MG: Non-specific effects of vaccines: Current evidence and potential implications. Semin Immunol. 2018 Jul 11
  8. Pollard AJ, Finn A, Curtis N: Non-specific effects of vaccines: plausible and potentially important, but implications uncertain. Archives of Disease in Childhood 2017;102:1077-1081

Stand: 21.08.2018

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