Nationale Referenzzentren im RKI
Am RKI sind die Nationalen Referenzzentren (NRZ) für Staphylokokken und Enterokokken sowie für Salmonellen und andere Enteritiserreger angesiedelt. Zu den Aufgaben zählt neben der epidemiologischen Überwachung der Erreger auch die Weiterentwicklung der Diagnostik, die Feintypisierung und das Testen der Resistenzentwicklung. Außerdem arbeitet das RKI eng mit weiteren Nationalen Referenzzentren und Konsiliarlaboren für verschiedene Erreger zusammen, darunter dem NRZ für die Surveillance von nosokomialen Infektionen an der Charité - Universitätsmedizin Berlin und dem NRZ für gramnegative Krankenhauserreger an der Ruhr-Universität Bochum.
nach oben
Surveillance von Antibiotikaresistenzen und -verbrauch
Um die Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern auf nationaler und internationaler Ebene zuverlässig einschätzen und bekämpfen zu können, sind Daten zu Antibiotikaresistenz und -verbrauch unerlässlich.
Das RKI koordiniert seit 2008 die Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS), in deren Rahmen Resistenzentwicklungen sowohl in der stationären Krankenversorgung als auch in der ambulanten Versorgung erfasst werden, sowie seit 2014 die Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS), die den Verbrauch von Antibiotika in Krankenhäusern überwacht. Die Daten zu Antibiotika-Verbrauch und Antibiotika-Resistenz aus beiden Surveillance-Systemen werden auch auf Krankenhausebene in Bezug zueinander ausgewertet (ARVIA) – um so die Frage zu beantworten, inwieweit der Antibiotikaverbrauch die Resistenzsituation tatsächlich beeinflusst. Die Surveillance-Systeme sind ein zentraler Bestandteil der Deutschen Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2030).
Darüber hinaus wird in der Machbarkeitsstudie SAMBA (Surveillance ambulanter Antibiotikaverbrauch) am RKI die Etablierung einer bundesweiten Surveillance des ambulanten Antibiotikaeinsatzes, einschließlich eines Feedbackreport-Systems für Arztpraxen, bewertet.
Darüber hinaus gibt es die Gonokokken-Resistenzsurveillance (Go-Surv-AMR) des RKI: Teilnehmende Sentinel-Labore aus ganz Deutschland senden regelmäßig Gonokokken-Isolate zusammen mit dazugehörigen pseudonymisierten epidemiologischen und klinischen Daten an das RKI. Am RKI werden die Proben zentral auf ihre Antibiotikaempfindlichkeit nachgetestet und so aktuelle Entwicklungen der Antibiotika-Resistenz bei Gonokokken-Infektionen in Deutschland kontinuierlich erfasst.
nach oben
Prävention
Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO), die am Robert Koch-Institut angesiedelt ist, erstellt Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen sowie zu betrieblich-organisatorischen und baulich-funktionellen Maßnahmen der Hygiene in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen. Ebenfalls am RKI angesiedelt ist die Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie, die Empfehlungen für Standards zu Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten nach aktuellem Stand der medizinischen Wissenschaft erstellt.
Seit 2020 hat das RKI den gesetzlichen Auftrag, zusammen mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Liste multiresistenter bakterieller Krankheitserreger zu erstellen und Kriterien zur Einstufung eines neu zugelassenen Antibiotikums als Reserveantibiotikum zu entwickeln. Auf Basis der Erregerliste und der Kriterien kann der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Antibiotika als Reserveantibiotika einordnen, der Zusatznutzen dieser Antibiotika gilt dann als belegt, pharmazeutische Unternehmen müssen ihn nicht durch entsprechende Studien nachweisen (§ 35a SGB V Reserveantibiotika).
nach oben
WHO-Kooperationszentrum für Antibiotikaresistenz, -verbrauch und nosokomiale Infektionen
Das Robert Koch-Institut ist seit 2022 WHO-Kooperationszentrum für Antibiotikaresistenz, -verbrauch und nosokomiale Infektionen. Das WHO CC unterstützt die Weltgesundheitsorganisation bei der Stärkung und Integration der nationalen Surveillance-Aktivitäten zu Antibiotikaresistenz, -verbrauch und nosokomialen Infektionen der Mitgliedsstaaten. Bereits seit 2019 koordiniert das RKI das WHO AMR Surveillance and Quality Assessment Collaborating Centres Network (GLASS). Die Aufgabe des Netzwerks ist, die Mitgliedsstaaten beim Aufbau von Kapazitäten für die Entwicklung und Umsetzung der AMR-Surveillance zu unterstützen, insbesondere Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Das Netzwerk fördert den Austausch und die gegenseitige Unterstützung zwischen den Ländern, hier arbeiten 36 Institute weltweit zusammen.
Forschung und Beratung
Verschiedene Fachgebiete und Projektgruppen am RKI erforschen unterschiedliche Aspekte antibiotikaresistenter Erreger, ihrer Verbreitung, Bekämpfungs- und Präventionsstrategien und tauschen sich im Rahmen von Forschungsprojekten auch mit klinischen Einrichtungen aus. Das RKI ist Mitglied des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und an zahlreichen nationalen und internationalen Studien zum Thema Infektionsprävention und Antibiotikaresistenz beteiligt. RKI-Wissenschaftler beraten auch die Politik und den öffentlichen Gesundheitsdienst.
nach oben