Nipah- und Hendraviren im Überblick
Hendra- und Nipahviren sind engverwandte zoonotische Paramyxoviren aus der Gattung der Henipaviren. Beide Viren können beim Menschen eine schwere Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) auslösen, begleitet von respiratorischen Symptomen.
Hendraviren wurden 1995 in Australien erstmals beschrieben. Sie verursachen schwere Infektionen bei Pferden und vereinzelt auch beim Menschen – insgesamt sind bislang weniger als 10 menschliche Fälle aufgetreten, alle ausschließlich in Australien. Das Nipahvirus wurde 1999 als Auslöser eines großen Krankheitsausbruches bei Schweinen und Menschen (über 200 humane Fälle) in Malaysia und Singapur entdeckt. Ausbrüche wurden in Folge auch in Bangladesh und Indien registriert. In den beobachteten Ausbrüchen starb mehr als jeder zweite Betroffene. Nipahvirus-infizierte erwachsene Schweine zeigen kaum Symptome, die Sterblichkeit bei Hendravirus-infizierten Pferden ist dagegen offenbar hoch.
Das Reservoir für beide Viren sind Flughunde der Gattung Pteropus, die in einem weiten Streifen von Süd- über Südostasien bis nach Nord- und Ost-Australien vorkommen sowie auf Madagaskar und einigen Inseln des Westlichen Pazifiks.
Die Flughunde scheiden die Viren z.B. in Urin und Speichel aus. In bisherigen Ausbrüchen wurden Menschen durch den Kontakt zu Intermediärwirten (Schweine bei Nipah und Pferde bei Hendra) infiziert, außerdem über durch Flughunde kontaminierte pflanzliche Nahrung wie Früchte und Palmsaft. Nipahviren können auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden; es sind Ausbrüche mit einem signifikanten Anteil nosokomialer Infektionen (Virusverbreitung im medizinischen Kontext) bekannt. Einen Impfstoff gegen das Nipahvirus gibt es bislang nicht, ebenso wenig spezifische Medikamente. Seit 2012 ist ein Hendravirus-Impfstoff für Pferde verfügbar.
Menschliche Infektionen mit beiden Viren wären in Deutschland als weitere "bedrohliche Krankheiten" gemäß § 6 IfSG an das Gesundheitsamt zu melden, damit Maßnahmen getroffen werden können, die eine weitere Verbreitung verhindern.
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