Erhebung zur Vergabe von Drogenkonsumutensilien in Deutschland
Erhebung zur Vergabe von Drogenkonsumutensilien in Deutschland
Projektleitung: Dr. Ruth Zimmermann (FG34), Dr. Amrei Krings (FG34)
Projektkoordination: Dr. Franziska Hommes (PAE, FG31)
Kooperationspartner: Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), Institut für Therapieforschung (IFT) (Esther Neumeier), Deutsche Aidshilfe e.V. (DAH) (Dirk Schäffer)
Projektlaufzeit: 1. Erhebung: 01.10.2018-31.01.2019; 2. Erhebung: 15.09.2021-31.12.2022
Projektförderung 1. Erhebung: Bundesministerium für Gesundheit und Eigenmittel der DBDD, der DAH und des RKI
Finanzierung 2. Erhebung: Eigenmittel des RKI, der DBDD und der DAH
Ziele
Primäres Ziel der saferKONSUM-Erhebung ist es, die Anzahl und Art jährlich vergebener Drogenkonsumutensilien in Deutschland zu erfassen. Entsprechende Erkenntnisse sind wichtig, um Versorgungslücken zu identifizieren und die Erreichung von internationalen Zielvorgaben zur Vergabe von Drogenkonsumutensilien in Hinblick auf die Vermeidung von durch Blut übertragbaren Infektionen zu monitoren.
Zusammenfassung
Maßnahmen der Schadensminimierung bei Drogengebrauchenden sind ein zentraler Baustein, um die Übertragung von HIV, Hepatitis B und C (HBV, HCV) zu verringern. Unter Drogenkonsumierenden in Deutschland sind die Prävalenzraten und Folgeschäden von Infektionskrankheiten wie HIV, HBV und HCV um ein Vielfaches höher als in der Allgemeinbevölkerung. Darüber hinaus ist die Übertragung von Infektionskrankheiten wie HIV und HCV durch das Teilen von Spritzen und Nadeln, jedoch auch durch andere Konsumutensilien wie Filter, Löffel und Wasser bekannt. Daher spielt die Vergabe von Konsumutensilien für den injizierenden, aber auch den nasalen und inhalativen Drogenkonsum eine entscheidende Rolle, um die Verbreitung von Infektionskrankheiten unter Drogenkonsumierenden einzudämmen und ihre Lebensqualität zu erhöhen.
Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine jährliche Vergabe von 200 Spritzen/Nadeln pro drogeninjizierende Person bis zum Jahr 2020 bzw. 300 Spritzen/Nadeln pro drogeninjizierende Person bis 2030. Die Erreichung dieses Ziels gehört auch zu den Indikatoren des Action Plans des europäischen Regionalbüros der WHO zur Eliminierung von Hepatitis B und C als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit.
In Deutschland existierten keine aktuellen Daten zur Art und Anzahl jährlich vergebener Drogenkonsumutensilien. 2019 wurde daher von der am Institut für Therapieforschung angesiedelten Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) in Kooperation mit dem RKI und der Deutschen Aidshilfe (DAH) die erste Erhebung der saferKONSUM-Studie durchgeführt. 2022 folgt die zweite Erhebungswelle, um die Entwicklung der Vergabe über die Zeit zu erfassen.
Methode
Drogenkonsumutensilien-vergebende Einrichtungen wurden mittels der Datenbank der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, online verfügbarer Auflistungen von Spritzenautomaten und Drogenkonsumräumen sowie durch Partnerinstitutionen identifiziert. Die identifizierten Einrichtungen werden mittels eines Fragebogens zur Art und Anzahl der vergebenen Drogenkonsumutensilien, der Anzahl versorgter Personen und zum zur Verfügung stehenden Budget befragt. Die Angaben aus der ersten Studienrunde beziehen sich auf das Jahr 2018, die Angaben der zweiten Studienrunde auf das Jahr 2021. Die Anzahl ausgegebener Konsumutensilien und versorgter Personen sowie die geographische Verteilung wird deskriptiv analysiert.
Schlussfolgerungen aus der 1. Erhebungswelle 2019:
Die erhobenen Daten konnten als erstmalige Orientierung für die bundesweite Versorgungslage dienen. Es wurden 2.158 potenziell ausgebende Einrichtungen recherchiert, von denen 475 die Ausgabe von Konsumutensilien bestätigten. Die geographische Abdeckung war sehr heterogen und in nur wenigen Gebieten wurde 2018 das für 2020 gesetzte Ziel der WHO von 200 ausgegebenen Spritzen/Nadeln pro drogeninjizierende Person erreicht. Im Durchschnitt wurden im Jahr 2018 119 Spritzen und 156 Nadeln pro drogeninjizierende Person ausgegeben. Niedrigschwellige Einrichtungen und Drogenkonsumräume spielten eine Schlüsselrolle bei der Konsumutensilien-Vergabe. Mehr als ein Drittel der Einrichtungen gaben an, dass das Budget für eine bedarfsgerechte Versorgung nicht ausgereicht habe. Zur Vermeidung von HBV, HCV und HIV-Infektionen im Rahmen des Drogenkonsums und zum Erreichen der WHO-Ziele sind eine Steigerung der Vergabe von Drogenkonsumutensilien und eine flächendeckende Versorgung zu empfehlen.
Schlussfolgerungen aus der 2. Erhebungswelle 2022: (folgen)
Kontakt: Kontaktformular oder per E-Mail an konsumutensilien [at] rki [dot] de