Die Zeckengattung Hyalomma ist üblicherweise in Teilen Asiens und Afrikas sowie in einigen Regionen Südosteuropas verbreitet. Insgesamt sind 27 verschiedene Arten bekannt. Die Tiere sind etwa doppelt so groß wie Ixodes ricinus (der gemeine Holzbock). Charakteristisch sind die gestreiften Beine, mit denen die Zecken schnell und aktiv auf ihre Beute zukrabbeln können. Hyalomma-Zecken können gefährliche Krankheitserreger in sich tragen – darunter das Krim-Kongo-Virus, das beim Menschen das schwere, bisweilen sogar tödliche Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber (CCHF) verursacht.
Seit 2007 findet man Hyalomma-Zecken auch in einigen Jahren und einigen Regionen in Deutschland. Sie gelangen als Larven und Nympen mit Zugvögeln im Frühjahr nach Deutschland und entwickeln sich im Sommer zu adulten Hyalommazecken. Die meisten adulten Tiere treten daher meist im Sommer und Spätsommer auf. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 19 Exemplare aus acht unterschiedlichen Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein) dem RKI übermittelt bzw. ans RKI geschickt. 2019 hat das RKI sechs Funde registriert (Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg Nordrhein-Westfalen und Sachsen), von denen einige mit Rickettsia aeschlimanni belastet waren. 2020 wurde eine Hyalomma-Zecke aus Thüringen ans RKI gesendet, 2021 zwei (aus Nordrhein-Westfalen und Bayern), 2022 waren es 14 (aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt). 2023 wurde bislang eine Hyalomma-Zecke aus Thüringen ans RKI geschickt. Molekularbiologische Untersuchungen (Barcoding) und Untersuchung auf Pathogene sind im Gange.
In Deutschland wurden bislang nur die beiden Hyalomma-Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes gefunden. Adulte Tiere dieser Arten sind ab Temperaturen von etwa 12 Grad Celsius aktiv, tiefere Temperaturen scheinen die Tiere jedoch nicht zwangsläufig zu behindern, wie Funde aus den Herbstmonaten zeigen.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass jedes Jahr Millionen von Hyalomma-Larven oder –Nymphen mit Zugvögeln nach Deutschland gelangen. Trotzdem werden vergleichsweise wenige adulte Hyalomma-Zecken gefunden bzw. berichtet. Auch wenn bereits vereinzelt Nymphen gefunden wurden, die in Deutschland geschlüpft sein müssen, ist bislang unklar, ob langfristig eine Hyalomma-Population in Deutschland entstehen kann. Weiter steigende Temperaturen und eine zunehmend geringere Luftfeuchtigkeit könnten jedoch dazu beitragen.
Gefundene Hyalomma-Zecken können (fixiert mit einem Klebestreifen auf Papier) ans RKI geschickt werden: Robert Koch-Institut, ZBS 1 –„Zecke“, Seestraße 10, 13353 Berlin.
Stand: 26.05.2023