Navigation und Service

Zielgruppeneinstiege

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Mit dem Klick auf "Erlauben" erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihren Aufenthalt auf der Seite anonymisiert aufzeichnen. Die Auswertungen enthalten keine personenbezogenen Daten und werden ausschließlich zur Analyse, Pflege und Verbesserung unseres Internetauftritts eingesetzt. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

DRUCK 2.0

Logo DRUCK 2.0 Pilotstudie © Robert-Koch InstitutDrogen und chronische Infektionskrankheiten − Pilotstudie

Pilotierung eines Monitoringsystems zu sexuell und durch Blut übertragenen Infektionen bei Drogengebrauchenden

Projektleitung: Dr. Ruth Zimmermann (FG 34)
Projektkoordination: Gyde Steffen (FG34), Amrei Krings (FG34)
Kooperationspartner: Niedrigschwellige Einrichtungen der Drogenhilfe und Substitutionseinrichtungen in zwei Pilot-Bundesländern (Bayern und Berlin); Testungen durch das Medizinische Versorgungszentrum Labor Krone GbR, weiterführende Laboruntersuchungen durch das Nationale Referenzzentrum für Hepatitis C-Viren, Institut für Virologie des Universitätsklinikums Düsseldorf; Begleitung des Projektes durch einen interdisziplinären Fachbeirat
Förderung: Bundesministerium für Gesundheit
Laufzeit: 01.04.2020 bis 30.11.2022

Ziel

Ziel des Projektes war es, anhand einer Pilotierung verschiedener Methoden in zwei Bundesländern ein nationales Monitoringsystem zu sexuell und durch Blut übertragenen Infektionen bei Menschen mit injizierendem Drogenkonsum (engl: People Who Inject Drugs, PWID) zu entwickeln.

Zusammenfassung

Deutschland hat sich den Eliminierungszielen der WHO von HIV, Hepatitis B und C bis 2030 verschrieben und 2016 die "Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C (HBV, HCV) und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) BIS 2030" publiziert. Eine für diese Infektionen besonders vulnerable Gruppe sind PWID. Die DRUCK-Studie (2011-2014) hat neben teils hohen Prävalenzen der genannten Infektionen bei PWID Verbesserungsbedarfe bei Prävention und Versorgung identifiziert. Verschiedene Maßnahmen wurden in der Folge initiiert. DRUCK 2.0 diente zehn Jahre nach der DRUCK-Studie 2011-14 einerseits der Erhebung aktueller Daten zu Prävalenz, Risiko-/Schutzfaktoren und Versorgungsaspekten von durch Blut und sexuell übertragenen Infektionen bei PWID, andererseits der Erarbeitung und Evaluation von Methoden der Datenerhebung für ein entsprechendes Surveillancesystem.

Dafür wurden in Berlin und in sechs Städten in Bayern von Menschen, die in den letzten 12 Monaten Drogen injiziert hatten, Blutproben auf HBV, HCV, HIV und Syphilis getestet und mit einem Fragebogen Daten zu Soziodemographie, Risiko- und Schutzverhalten und Versorgung erhoben. Die Datenerhebung erfolgte über Substitutionspraxen und niedrigschwellige Einrichtungen der Drogenhilfe, deren Personal die Klient*innen zur Teilnahme einlud. Teilnehmende erhielten ein Incentive im Wert von 10 EUR. In drei Studienarmen wurden unterschiedliche Arten der Ergebnisabholung (zusätzliches HIV/HCV Schnelltestangebot vs. späterer Mitteilung der Ergebnisse der Labortestungen vs. Überweisung an die Routinetestung) und der Fragebogenapplikation (selbst ausgefüllt vs. mit Unterstützung durch Einrichtungsmitarbeitende) evaluiert. Diskussionsgruppen mit Mitarbeitenden und Teilnehmenden dienten der weiteren Evaluation sämtlicher Schritte der Studiendurchführung.

Bei den gemessenen Infektionsprävalenzen waren wie schon in der DRUCK-Studie teils deutliche regionale Unterschiede festzustellen. Die Prävalenz virämischer HCV-Infektionen ist in der Gesamtstudienpopulation von 44% in der früheren auf 27% in der aktuellen Erhebung gesunken, bedingt durch einen zunehmenden Anteil an antiviral behandelten Personen. Wie in der DRUCK-Studie war der Anteil an Teilnehmenden mit einer aktiven HBV-Infektion niedrig. Keine HBV-Infektionen zeigten sich bei Personen unter 25 Jahren, ein Hinweis auf den effektiven Impfschutz wahrscheinlich durch Impfung im Kindesalter. Aufgrund methodischer Änderungen ist der serologisch nachweisbare HBV-Impfschutz nicht mit der DRUCK-Studie vergleichbar. Die HIV-Prävalenz lag in DRUCK 2.0 bei 2,4% und damit deutlich niedriger als in der DRUCK-Studie (5%), in beiden Studien jedoch mit deutlichen regionalen Unterschieden. Aufgrund der kleinen Studienpopulation dieser Pilotstudie ist allerdings unklar, ob es sich hier um eine Verzerrung oder um eine tatsächlich niedrigere HIV-Prävalenz bei Menschen mit aktuellem injizierendem Drogenkonsum handelt. In DRUCK 2.0 wurde die Testung auf Syphilis als STI-Indikatorerkrankung neu aufgenommen. Es wurden keine aktiven Infektionen detektiert, der Anteil ausgeheilter Syphilisinfektionen lag bei 1,7%.

Die Ergebnisse zeigen erfreuliche Fortschritte, aber auch bestehende Mängel in Bezug auf die Versorgung der Teilnehmenden. Anlass zur Sorge geben das unverändert häufige Teilen von Konsumutensilien, der hohe Anteil von Drogengebrauchenden mit Hafterfahrung und Drogenkonsum in Haft, und die zunehmende berichtete Obdachlosigkeit. Erfreuliche Entwicklungen waren eine Zunahme des Anteils von Teilnehmenden, die zum Zeitpunkt der Studie in Opioidsubstitutionstherapie (OST) waren, sowie eine Zunahme von Teilnehmenden mit HCV-Therapieerfahrung von 25% auf 58% der Teilnehmenden mit Kenntnis der eigenen Infektion. Dabei muss limitierend auf bestehende lokale Unterschiede hingewiesen werden. Auch spiegeln die erhobenen Daten lediglich die Situation in den beiden Pilotbundesländern.

Schlussfolgerungen

Basierend auf den erhobenen Daten werden die WHO-Eliminierungsziele 2030 für HCV voraussichtlich nicht erreicht, die für HIV sind aufgrund kleiner Zahlen der aktuellen Erhebung nicht zuverlässig zu evaluieren. Die Messung der Syphilis als STI-Indikatorerkrankung hat in der untersuchten Studienpopulation keine besorgniserregende Prävalenz ergeben. Insgesamt ist zu empfehlen, substanzielle Anstrengungen für einen besseren Zugang von Drogengebrauchenden zur antiviralen Behandlung zu machen, indem bestehende regelmäßige Kontakte mit dem medizinischen System dafür genutzt werden. Die OST sowie eine Zeit der Inhaftierung bieten sich dafür an. Bereits implementierte Gesetzesänderungen der OST, die Möglichkeiten von Telemedizin, sowie eine verstärkte Vernetzung der bestehenden Strukturen auf regionaler Ebene, sollten genutzt werden.

Das pilotierte Studiendesign mit einer Datenerhebung über niedrigschwellige und substituierende Einrichtungen hat sich bewährt. Verbesserungsoptionen wurden durch die Evaluation herausgearbeitet. Ein Surveillancesystem zu im Kontext von Drogenkonsum übertragenen Infektionen in Deutschland ist zu empfehlen, um zukünftig regelmäßiger die aktuelle Situation beurteilen und bei den implementierten Maßnahmen nachsteuern zu können.

Stand: 11.04.2024

Zusatzinformationen

Gesundheits­monitoring

In­fek­ti­ons­schutz

Forschung

Kom­mis­sio­nen

Ser­vice

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

© Robert Koch-Institut

Alle Rechte vorbehalten, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt.